Bachstail hat geschrieben: ↑09.11.2018 10:34
Skabus hat geschrieben: ↑09.11.2018 10:04Ich bin mal so kühn und verwegen und behaupte, dass Rassismus ein zentrales gesellschaftliches Problem ist.
Richtig, nur war das hier Rassismus oder nicht ?
Vielleicht besitze ich eine merkwürdige Definition aber eigentlich erwarte ich, dass Rassismus aus einer bewussten Intention heraus erfolgt aber das kann ich hier nicht erkennen, ich hätte in diesem Fall hier niemals an Rassismus gedacht, erst als sich Leute darüber aufregten, begann ich mich überhaupt für einen möglichen rassistischen Ansatz zu interessieren.
Genau dieser Meinung bin ich auch. Vor allem die Interpretation als "rassistischer Angriff" wäre mir nie gekommen, gäbe es nicht die Leute, die diese Interpretation nicht losgetreten hätten. Und darum ärgert es mich auch, dass Nintendo hier entsprechend reagiert hat. Es kommt mMn einem Schuldeingeständnis gleich, für eine Tat die Nintendo niemals begangen hat. Und das kommt leider viel zu oft vor, dass Personen und Organisationen des öffentlichen Lebens sich dauernd "entschuldigen" müssen, weil jemand anderes es als Beleidigung EMPFUNDEN hat. Egal ob das nun rational anzunehmen ist oder nicht.
Es gibt dutzende Beispiele völlig überzogener Reaktionen, bei denen die Öffentlichkeit aber nicht gesagt hat: "Moment mal. Wir erkennen an, dass Person/Organisation XYZ sich beleidigt gefühlt hat, ABER es hat gar keine Intention stattgefunden, nachweisbar, somit muss sich die beschuldigte Fraktion nicht dafür entschuldigen." Sondern es wurde "erwartet" das man sich einfach aufgrund der empfundenen Beleidigung schuldig fühlt bzw. Schuld eingesteht. Und das ist nicht nur hochgradig unfair sondern auch gefährlich weil es eben eine Schuld herbeifantasiert, die gar nicht da ist. Darüber zu sprechen und Dinge zu klären, Feedback einzuholen und vllt. in Zukunft sensibler für evtl. als rassistisch empfundene Dinge zu sein, das finde ich sehr gut und richtig. Aber sofort zu erwarten, dass man sich umgehend entschuldigt, alles entfernt und in Demut zu Kreuze kriecht, das finde ich absolut nicht richtig.
Beispiel für eine überzogene Reaktion war z.B. vor einigen Jahren der Zentralrat der Juden, der sich beleidigt gefühlt hat, weil sich ein wichtiger jüdischen Gedenktag sich mit Karnevall/Fasching überschnitten hat und man empört war, dass Menschen an diesem Tag gefeiert haben. Hier bestand keine Kausalität, trotzdem hielt man es für angebracht, öffentlich zu behaupten, dies wäre eine (bewusste) Beleidigung der jüdischen Gemeinde. Solange das Einzelfälle bleiben, mag das nicht weiter tragisch sein. Die ständige Reaktion und das ständige Schuldeingestehen spricht für mich aber klar eine ganz andere Sprache. Vor allem weil jegliche Gegenargumentation ganz schnell damit endet, dass man sich den Vorwurf gefallen lassen muss, man würde Rassismus verteidigen.
@Kajetan: Ich kann dir da nur zustimmen
Mir geht es aber genau auch darum: Rauszufinden, was nur Einzelfälle bzw. Medienaufgebausche ist und was tatsächliche tendenzielle Veränderungen in unserer Gesellschaft darstellen könnte.
In dem Fall mit deiner Oma: Richtig wäre hier, ihr klar zu machen, dass der Begriff beleidigend ist und sie diesen unterlassen sollte. Aber würden wir hier Analogien zu Nintendo ziehen, müsste sie sich öffentlich dafür entschuldigen die Frau bewusst rassistisch beleidigt zu haben. Und das wäre einfach ungerecht.
MfG Ska