Sharkie hat geschrieben: ↑11.11.2018 21:36Kannst und sollst Du gerne alles prüfen. Dem Gegenüber ein "Du bist ein SJW" an den Kopf zu werfen, hilft dabei inwiefern?
Gar nicht. Das wollte ich damit auch nicht sagen. Ich plädiere nur dafür, dass es richtig ist, jemanden als das zu bezeichnen was er ist. Jemand der Naziparolen brüllt, sollte man "Nazi" nennen dürfen, jemand der vorgeblich für Gerechtigkeit streitet sich dann aber wenns drauf ankommt anders verhält, ist zumindest ein "Heuchler". Ich hab immernoch Schwierigkeiten mich daran zu gewöhnen, dass es problematisch sein soll, so jemanden alternativ als "SJW" oder Gutmensch zu bezeichnen. Aber ich respektiere, dass es sich dabei um ideologisch beladene Begriffe handelt, die man vielleicht wirklich einfach vermeiden sollte.
Sharkie hat geschrieben: ↑11.11.2018 21:36Dein Dogma besteht darin, dass Du felsenfest behauptest, "SJW" sei eine ausgewogene und angebrachte Personenbezeichnung in einer Diskussion, während der Begriff tatsächlich von
nahezu allen anderen als verbale Aggression und Herabsetzung verstanden wird (eine Auffassung, die der von Dir verlinkte Wikipediaartikel stützt). Findest Du es, unabhängig von Euren inhaltlichen Differenzen, erstrebenswert, dass Dein Gegenüber sich in einer Diskussion herabgesetzt fühlt?
Nein, das wollte ich nicht sagen. Ich behaupte nicht, SJW wäre neutral, die Frage war nur, ob er in bestimmten Situationen angebracht ist oder nicht. Bisher ist mein persönliches Fazit nur, dass es für eine Reihe von Menschen eine schwere Diffarmierung darstellt, und da auch keine Ausnahmen zu gelassen werden. Ich verstehe nur das "warum" nicht.
Ich möchte generell nicht, dass sich mein Gegenüber herabgesetzt fühlt, denn ich respektiere jeden, der sich auf eine ernsthafte Diskusion mit mir einlässt in besonderem Maße, selbst wenn ich seine Meinung nicht teile. Wie oben gesagt geht es mir nicht um Herabsetzung sondern um das benennen einer Sache. Manchmal muss man Menschen ihr Verhalten einfach auch klar machen. Wenn sich mein Kumpel in einer Situation wie ein "dummes Arschloch" benommen hat, dann kann es durchaus legitim sein, ihm das um die Ohren zu pfeffern, sofern die Nachricht bei ihm ankommt. Natürlich hängt das immer auch von der Person ab, wie man mit ihr sprechen kann und auf welchen Ebenen.
Sharkie hat geschrieben: ↑11.11.2018 21:36
Ja, da würde ich (in Bezug auf die genannten Begriffe) zustimmen. "Gutmensch" und "SJW" sind nicht rechtsradikal, sondern neurechter Mainstream, und ich würde jemanden sicherlich nicht als rechtsradikal bezeichnen, weil er "SJW" sagt (hat hier im Thread glaube ich auch keiner gemacht). Ich würde ihn aber darauf hinweisen, dass der Begriff einem rechten (=/ rechtsradikalen) Diskurs entstammt und dass er nicht etwa Argumente, Aussagen oder Positionen kritisiert, sondern Personen beleidigt und ihr Engagement verächtlich macht. Beides hat in einer konstruktiven Diskussion nichts zu suchen.
Okay, darauf können wir uns sicher bedenkenlos einigen
Sharkie hat geschrieben: ↑11.11.2018 21:36
Ich weiß jetzt ehrlich gesagt nicht, was ich sonst dazu noch sagen soll. Der von Dir verlinkte Wikipediaartikel benennt die pejorative (=abwertende) Hauptfunktion direkt im ersten Abschnitt. Er besteht weiterhin hauptsächlich aus einem Unterkapitel mit dem Titel "Pejorative use".
Ich weiß nicht ob du es nicht rausgelesen hast, aber es ging mir ja genau darum, diese Sichtweise zu kritisieren, weil ich das für angebracht halte. Ich hab den Artikel gelesen und finde ihn sehr einseitig, weil er meine Frage nicht beantwortet: "Warum ist AUTOMATISCH davon auszugehen, dass SJW die Diffarmierung zum Ziel hat?" Dafür sehe ich keine Argumente. Fakt ist: Es gibt Menschen die das so interpretieren und es gibt Menschen die es nicht tun. Wer hat nun Recht und warum?
Sharkie hat geschrieben: ↑11.11.2018 21:36
Das, was Du hier als "Spiegel vors Gesicht halten" bezeichnest, ist in den Augen Deines Gegenübers ein unangemessener Angriff auf persönlicher Ebene. Es ist nun wirklich eine der einfachsten Grundregeln zivilisierten Diskutierens, dass man
Argumente, Standpunkte und Aussagen angreift, nicht aber
Personen. Erneut: "SJW" ist keine Kritik eines Arguments, sondern eine pejorative
Personenbezeichnung. Ebenso wie "Heuchler" übrigens. Beides ist unkonstruktiv, unnötig eskalierend und kommt ergo bei den meisten Menschen sehr schlecht an. Da braucht man sich dann nicht zu wundern, wenn Leute keine Lust haben, sich so bezeichnen zu lassen und lieber die Diskussion abbrechen.
Könnte es aber nicht auch seien, dass sie sich beleidigt fühlen und die Diskussion abbrechen gerade weil sie es als unangenehm und entlarvend empfinden, wenn man ihnen "den Spiegel vorhält"? Wer lässt sich schon gerne sagen, dass sein Verhalten heuchlerisch ist? Ich denke niemand.
Aber was ist die Schlussfolgerung? Ne Packung Kreide verschlucken, die Samthandschuhe anziehen und sich durch ein verbales Mienenfeld begeben nur damit der Gegenüber sich nicht beleidigt fühlt?
Ich denke als offene, aufgekläre Menschen müssen wir uns Kritik an unseren Handlungen auch gefallen lassen. Und wenn wenn sich jemand heuchlerisch verhält, dann muss er mMn auch aushalten können, dass man ihn so bezeichnet. Mir wurde auch schon oft vorgeworfen ein "Heuchler" zu sein. Manchmal habe ich mich beleidigt gefühlt, weil ich es als ungerecht empfunden habe, aber manchmal habe ich mich selbst reflektiert und musste letzendlich vor mir selbst zugeben, dass mein Verhalten heuchlerisch war.
Menschen beleidigen um sie persönlich zu kränken ist falsch. Jemanden für sein Verhalten zu kritisieren muss hingegen in einer demokratischen Welt möglich und akzeptabel sein. Auch das ist eine Sozialkompetenz, bei der ich selbst große Schwierigkeiten hatte sie zu erlernen: Kritikfähigkeit und die Fähigkeit einzusehen, wenn Kritik von anderen Menschen berechtigt ist.
MfG SKa