SethSteiner hat geschrieben: ↑24.03.2019 17:50
Nur so ein kleines und recht grobes Rechenbeispiel mit Spotify-Zahlen. 200 Millionen User, 10 Dollar (oder Euro) im Monat, sind 2 Milliarden pro Monat. Das sind auf das Jahr gerechnet 24 Milliarden. Die Videospielindustrie erreicht für sich einen Gesamtumsatz von mittlerweile fast 200 Milliarden Dollar. Also man würde auf ein zehnfaches des Umsatzes verzichten, beim kompletten Wechsel auf Streaming.
Wenn, dann müsste man Spotify mit Steam vergleichen, und nicht mit der gesamten Spiele-Branche.
Laut
dieser News macht die Spielebranche jährlich ca. $44 Milliarden, an der Kinokasse kommen rund $42 Milliarden und die Video-Streaming-Dienste kommen auf knapp $29 Milliarden.
SethSteiner hat geschrieben: ↑24.03.2019 17:50
Nein Musik wird weiter gemacht werden aber das Streaming hat den Musikern selbst sehr wenig gebracht.
Das hört man so oft, aber ich bin mir unsicher ob ich mich dem anschließen kann. Was mich persönlich betrifft: Ich gebe deutlich mehr Geld für Musik aus. Davon gehen 70% an die Künstler. 70% von 120 pro Jahr sind deutlich mehr als 100% von vielleicht 10-20 pro Jahr. Dazu wie gesagt der Vorteil, das man wesentlich einfacher entdeckt werden kann. Nicht jeder läuft in einen Store und kauft ne komische CD, oder geht online und kauft ein Album von einem schrägen Vogel. Mit den Streaming-Diensten allerdings hört man sich das Album einfach an... und wenns gefällt, dann wirds nochmal gespielt. Das sind im kleinen Einzelfall natürlich nur ein paar Cent, aber die hätte der Künstler von mir nie gesehen, hätte ich kein Streaming-Dienst. Und was für mich gilt, das gilt auch für alle anderen der ca. 100 Millionen zahlenden User. Es ist schwer abzuwägen. Ich denke schon, das es eine ganz neue Art von Dasein für Künstler gibt. Die Nischen sind wesentlich einfacher zu erreichen, und die Nischenkünstler sind nicht mehr so versteckt wie es mal der Fall war.
Oft hört man, das man von Spotify nicht leben kann. Besonders als Spotify noch neu war (und wesentlich weniger Kunden hatte). Klar, das stimmt. Kaum ein Künstler kann davon leben, seine Musik nur an einen (damals) sehr kleinen Teil der Kunden zu verkaufen. Diese Logik hab ich noch nie verstanden. Das ist so, als würde jemand sagen, das er nicht davon leben kann, seine CDs an SuperTank-Tankstellen zu verkaufen. Natürlich kann er das nicht. Das ist auch ne selten dämliche Idee. Wie kommt man denn darauf, seine Musik AUSSCHLIEßLICH an SuperTank-Tankstellen zu verkaufen? Ist ja kein Wunder, das so viel zu wenig rumkommt. Genau so wie es nicht nur die SuperTank-Tankstellen gibt, sondern auch noch andere Tankstellen, und Geschäfte und Musikläden, gibt es nicht nur Spotify, sondern auch noch andere Dienste. Normalerweise verkauft man seine Musik überall dort, wo es geht. Sich auf ein einzelnes Beispiel zu begrenzen und nur damit sein Auskommen zu berechen macht für mich keinen Sinn. Dennoch hat man diese "Kritik" oft gehört. Find ich persönlich ziemlich strange.
Wo ich aber zustimme: Die Art und Weise wie Spotify die Einnahmen aufteilt ist bescheuert. Das sollte so nicht sein, denn fair ist das nicht.
SethSteiner hat geschrieben: ↑24.03.2019 17:50
So und nun haben wir Spiele und ja, man wird sich da wohl Gedanken machen müssen über die Ausschüttung, denn Spiele-Unternehmen sind keine Interpreten, das sind richtige Studios. Natürlich gibt es auch ein paar Ein-Mann Entwickler wie bei Stardew Valley aber die meisten haben ein Dutzen, dutzende, bis zu hunderte von Entwicklern. Wer der heute von einem Spieler 20, 30, 40, 50 Euro bekommt, will sich da mit Cent-Beträgen oder einem popeligen Euro abspeisen lassen? Man wird es natürlich mitnehmen wollen, selbstverständlich aber ein kompletter Umstieg wäre ziemlich unvorteilhaft.
Man muss einfach gucken, wie man das umsetzt. 10 Euro klingen nicht besonders viel, wenn allerdings genug Kunden mitmachen, dann kommt das wieder hin. Auch wenn eine gespielte Minute immer den gleichen Wert für den Entwickler bringt... dann werden AAA-Spiele immer noch deutlich mehr Einnahmen haben als irgendwelche Indie-Nischen-Titel. Einfach weil es von zig Millionen gespielt wird. Ich denke schon das das hinkommen kann. 10 Millionen mal nen popeligen Euro zu kriegen ist genau so gut wie 1 Millionen mal 10 Euro zu kriegen. Da muss man einfach gucken, wie das Modell aussehen wird. Ich hab da zu wenig Überblick über die tatsächlichen Zahlen und Potentiale um das abzuschätzen wie die Modelle aussehen werden. Aber funktionieren kann es, da bin ich sicher.
Um das Beispiel von oben nochmal aufzugreifen: 100 Millionen mal die Chance auf einen Cent zu bekommen ist besser, als wenn man von so gut wie niemandem gehört wird weil man kaum einen Kunden erreichen kann. Sowohl für die künstlerische Seele, als auch den künstlerischen Geldbeutel.
Wenn man bis zum Hals in der Scheiße steckt, sollte man nicht den Kopf hängen lassen.