Danilot hat geschrieben: ↑15.03.2019 07:47
Es geht mir darum, welche Gaminginhalte gesellschaftlich gesehen Akzeptanz erfahren und welche Inhalte nicht. Ein Wolfenstein 2 wird von den westlichen Gesellschaften insgesamt akzeptiert, ein "Vergewaltigungsspiel" wie Rape Day eher nicht.
Ich denke, das ist der zentral wichtige Punkt, der mMn oft übersehen wird. Die Gesellschaft hat zu jeder Zeit einen gewissen Konsens darüber, was gesellschaftlich akzeptiert wird und was nicht. Tatsächlich ist es eben einfach gelebte menschliche Realität, das Gewalt schon immer ein Teil der Gesellschaft war und ist. Darüber habe ich auch in einem anderen Tread zu einem ähnlichen Thema schonmal etwas gesagt. Gewalt/Konflikt ist nahezu immer ein Teil von Unterhaltungsmedien. Egal ob es um Gladiatorenkämpfe im alten Rom, Mord und Totschlag in Shakespears Theateraufführung, gewalthaltige Action-Filme oder brutale Videospielinhalte geht. Elemente wie Vergewaltigung sind aber schreckliche, abscheuliche Taten, die zu recht, von den meisten Menschen verachtet werden und die wenigsten Menschen wollen sich tatsächlich "gerne" mit Vergewaltigungen auseinandersetzen. Seien sie nun glorifiziert oder nicht. mMn ist es auch irrelevant, dass Vergewaltigung tatsächlich auch schon immer mal Teil versch. Mythen, Sagen, etc. war. Etwa griechische Sagen, etc. Das ändert das Verhältnis der Menschen zu den beiden Themen "körperliche Gewalt" und "sexuelle Vergewaltigung" mMn nicht.
In dem Punkt stimme ich dir also absolut zu. Es mag richtig sein was Doc Angelo sagt. Es merkwürdig und diskusionswürdig, es ist sogar heuchlerisch, dass "die Gesellschaft" sich anmaßt zu entscheiden, welche Gräultaten schlimm sind, welche weniger schlimm, welche in fiktiven Medien gezeigt werden dürfen und welche nicht, etc. Die Frage ist aber: Wie soll das anders funktionieren? Es gab sicher in allen Zeiten Pioniere, Querdenker und Revolutionäre, die den akzeptierten gesellschaftlichen Konsens kritisiert haben, die sich bewusst GEGEN die Unterordnung entschieden haben, etc. Ironischerweise und unangenehmerweise kann man sogar den Entwickler von "Rape Day" latent unterstellen, dass er ein Querdenker/Revolutionär ist, nur eben mit etwas, worauf er mMn nicht sonderlich stolz sein kann.
Trotzdem bleibt der Fakt bestehen: Es gibt immer ein gesellschaftlicher Konsens vorhanden und der ist oft DEUTLICH stärker als die revolutionären Gedanken und Meinungen von Einzelpersonen. Ein Problem wird der gesellschaftliche Konsens aber dann, wenn die Rechte von Einzelpersonen bzw. deren Freiheit eingeschränkt wird, und zwar nur deswegen weil der gesellschaftliche Konsens eine Regel vorgibt, die sie allen Mitgliedern einer Gemeinschaft aufzwingen wollen. Dies ist aber im vorliegenden Fall bei Steam nicht passiert. Ich finde prinzipiell falsch, das Valve oder wer auch immer, Spiele aufgrund gesellschaftlichen Drucks entfernt oder weil ihnen das Risiko zu hoch ist. Das ist heuchlerisch, keine Frage. Im Falle von Rape Day finde ich das persönlich aber ok. Ich akzeptiere hier, dass ich mit zweierlei Maß messe und behaupte auch, dass mit zweierlei Maß messen ok ist, solange der Entwickler von "Rape Day" keine unverhältnismäßigen Konsequenzen zu fürchten hat. Dieser hat ja immernoch die Möglichkeit, sein Publikum woanders zu suchen, etwa auf der genannten DLsite, wo sein "Spiel" bestens aufgehoben ist und bestimmt seine Käufer finden wird. Somit hat der gesellschaftliche Konsens hier nur eines bewirkt: Das Spiele mit solchen Inhalten nicht "allgemein" zugänglich sind und das halte ich für eine sehr gute Sache. Jetzt kann man sich natürlich fragen, warum dann andere pornographische Inhalte auf Steam veröffentlicht werden dürfen. Aber das ist nicht mein Punkt.
Darüber hinaus verurteile ich aber eine Gesellschaft, die glaubt, das dieser Konsens bindende Regeln für alle Menschen aufstellt. Menschen sind indviduell und Menschen möchten (meistens) die Freiheit haben, selbst zu entscheiden, was sie tun möchten. Ein gesellschaftlicher Konsens darf mMn niemals die Freiheit einzelner einschränken, mit eben der einzigen bekannten Ausnahme, wenn die Handlungen von Individuuen die Rechte anderer Individuuen einschränkt. Aber wie hier bereits ausführlich dargelegt wurde, ist das bei "Rape Day" nicht der Fall.
MfG Ska