Gibts bei mir ja inzwischen selten, dass ich ein Game zum Vollpreis oder überhaupt noch kaufe, bei Rage 2 habe ich es getan, nachdem ich einige Reviews und Youtube-Beiträge gesehen hatte. Rage 1 hatte ich gut amortisiert, obwohl man praktisch das gleiche Review drüber schreiben könnte, leblose Welt, usw. Und ich dachte, schlimmer kann es auch nicht sein.
Habe es inzwischen drei oder vier Stunden lang gezockt, aber gezündet hat es um Faktoren weniger als sein Vorgänger. Man merkt schon ein paar Signaturen und Vorbilder: Just Cause meets Mad Max meets irgendeinen bunten Ableger eines Ubicrap-Open-World-Games mit den obligaten Rage 1-Elementen drin.
Zocke es auf PC, alles Ultra, mit Gamepad. Bisher keine technischen Probleme, absolut flüssig, das einzige Vorkommnis war, dass der Dialog des Hologramms zu Beginn plötzlich stumm war. Naja, könnte schlimmer sein, man merkt gleich, dass man nichts verpasst und dass einem jede Figur darin am Arsch vorbei geht, ist man sich als Gamer selten anders gewöhnt.
An sich hätte ich nix gegen den bunten Grafik-Stil, aber dafür habe ich etwas gegen dieses schwammige Aussehen und die vielen unterirdischen Texturen, manche würde ich als Bug bezeichnen. Auch Rage 1 hatte zum Teil kaum tragbare Texturen aus der Nähe, aber insgesamt hatte es einen crispen Look.
Auch die Gesichterchter: sehen bei mir teilweise aus wie ein Mass Effect auf der 360. Zwar hat es Subsurface Scattering, aber es ist alles so schwammig.
Habe an den Optionen rumgespielt, die ja eigentlich recht vielfältig wären. Das Game ist ja überdeckt mit vielen neumodischen Effekten, die wohl alle den Sinn habe, dass man nicht merkt, wie nieder aufgelöst alles darunter ist. Dafür findet man keinen Gamma-Regler, WTF. Ich stelle ja bei fast allen Games den Gamma so gegen 0.8 runter, damit es dunkler wird und so mehr unschöne Details verloren gehen und damit es atmosphärischer wird, das würde auch dem Game gut tun. Auf jeden Fall ein Grund, eine ENB drauf zu klatschen, die das Bild verbessert und nachschärft.
Die Steuerung mit Pad ist funktionell, aber auf jeden Fall ist diese bei der Navigation und dem Feeling dem geschmeidigen Doom weit unterlegen.
Die eigentlichen Probleme haben an sich nichts mit dem Input-Gerät zu tun, sondern mit Konzeptionen.
Oh Gott, wie ich diese Timer-Buttons mit Ladebalken hasse. Jeder Klick ist eine geplant eingebaute Zeitverschwendung.
Und dann diese aufpoppenden Erfolgsmeldungen, bei denen man warten muss, bis der Abbrechen-Button erscheint. Ich mag Erfolgsmeldungen, aber ich mag es nicht, wenn diese das Spiel unterbrechen und Klicks notwendig machen.
Und wieso muss ich einen getimten Button klicken, um auf eine Leiter zu steigen? Ich erwarte heute, dass ich einfach gegen eine Leiter laufen kann und nicht drauf warten muss, dass X Sekunden vorbei sind, bis mein Wille die Leiter zu ersteigen, das Game erreicht.
Da sehe ich eine Anlehnung an Just Cause, ein Mal gepupst, Karre explodiert und brennt, die nächste suchen. Mag sein, dass man mit Perks und Upgrades das verbessern kann wie in Mad Max. Aber zusammen mit der schwammigen Fahrzeugssteuerung machte das Fahren mir bisher nicht viel Spass. Ein Icon, wo die letzte Karre abgestellt ist, wäre auch nicht schlecht gewesen.
Hatte wie auch Sterling ab und zu Mühe, eine Kiste zu zerdeppen, weil die Reichweite einfach zu gering ist.
Muss dann wahrscheinlich auf Wahnsinn raufstellen. Habe zwar einen grossen bisher unschaffbaren Gegner gefunden, was aber nur an fehlender Ausrüstung und Skills lag. Sonst ist das Game für Hard zu einfach, auch weil die Gegner hirnamputiertes Kanonenfutter sind, die nur drauf warten, eine Variable in einer Statistik oder einem Cooldown zu werden.
Wenn schon offene Welt, hätten sie ein paar Spezies aus dem TES- oder Fallout-Team dazu holen können. An sich liebe ich die Idee von offenen Welten und betrachte diese als die Königsdisziplin im Gaming, bei der leider nur ALLE auf die eine oder andere Art oder auf niederem oder höherem Niveau versagen. Es gibt in der Theorie überhaupt keinen Grund, eine offene Welt mit schlechter Story gleichzusetzen, Gameentwickler sind nur keine Literaten und Regisseure, sondern Nerds, für die Star Wars den Gipfel der kulturellen Errungenschaft darstellt. Und Shareholder haben kein Interesse, dir eine gute offene Welt mit Story zu liefern und dazu teure Profis(möglicherweise aus der Filmbranche) anzustellen, die sehen "open world" nur als Marketing-Argument und denke, es reiche, ein paar Lootboxen darin zu verteilen, damit das Milchvieh zufrieden ist.
Die Burschen aus dem TES- und Fallout-Team sind auch nicht die Talente, die die Marken verdienen würden, und haben das Qualitätsbewusstsein eines Schleifsteins, aber immerhin können sie recht gute Prototypen für Spielwiesen erstellen.
Auf jeden Fall besser, als das hier. Da hat es ja scheinbar Fraktionen, die gegeneinander antreten, aber bei dir selbt läuft es drauf raus, einfach alles abzuknallen, was sich bewegt oder einfach nur durch alles durchzupflügen mit deiner Karre. Immerhin kann man die Dialoge abbrechen, statt wie im Vorgänger weglaufen zu müssen. Vielleicht wäre es eine gute Idee gewesen, hübschere Gesichter und bessere Dialoge stattdessen einzubauen.
Und was haben diese Reviewer alle mit der Shotgun. Ein Review hatte sogar den Titel: Shotgun the game. Haben die mal FEAR 2 oder 3 gezockt? DAS ist eine Shotgun
Und auch das Gunplay: nicht wirklich schlecht, aber wenn die Leute mir erzählen, das sei das beste am Game, dann haben die anderen Teile ein Problem.
Anway, man merkt wahrscheinlich, dass ich nicht zum Rage 2-Fan werde, während ich Teil 1 besser finde. Passiert mir zwar oft, weil Entwickler scheinbar in Nachfolgern vergessen, was eigentlich die Leute geschätzt haben und was es von anderen Games unterscheidet.