4P|T@xtchef hat geschrieben: ↑15.06.2019 17:12
...das Lineup hat, bei aller lobenswerten Fülle, immer noch traditionelle Schwächen. Nicht für neue Spieler oder jene, die Nintendos Marken ohnehin bevorzugen, sondern für alle, die diese Marken genau kennen
und mehr wollen als die unbeschwerte Mario-DNA mit all ihrer bunten Fröhlichkeit. Dazu gehören wahrscheinlich eher alte Säcke wie ich.
Ich habe das nämlich alles auf SNES, N64, GameCube, 3DS, Wii und mit Abstrichen auf WiiU genossen, viel mit den Kindern gespielt, aber auf Switch war es dann genug, zumal ich nicht unterwegs spiele. Für mich ist von den auf der E3 neu angekündigten Spielen nur das neue Zelda interessant. Das Lineup lässt mich ansonsten kalt. Obwohl ich Fire Emblem seit Beginn der Serie spiele, bin ich da nach dem letzten Auftritt auf dem 3DS und Nintendos doppelter Ausschlachtung skeptisch.
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Jeder hat natürlich sein Beuteschema. Wenn ich an Cyberpunk 2077, Elden Ring, Death Stranding, Baldur's Gate 3, The Last of US 2, Empire of Sin, The Outer World, Final Fantasy 7 Remake, The Surge 2, Nioh 2, Vampire: Die Maskerade 2, Ghost of Tsushima, Star Wars Jedi, Deathloop, Sea of Solitude denke und dann noch meine klassische 4X- und Runden-Strategie, dann weiß ich, warum bei mir zwei Systeme dominieren: PC und PS4.
Lustig. Ich glaube der Begriff „Beuteschema“ trifft’s ganz gut, denn Ich könnte exakt das gleiche schreiben - aber mit vertauschten Listen. Ohne da jetzt bei jedem Titel ins Detail gehen zu wollen, warum genau.
Ich denke Nintendos aktueller Software-Erfolg fußt darauf, dass sie erkannt haben, dass es da einen ansonsten etwas unterversorgten Markt gibt für Spiele der Art, wie sie in ihrem Lineup eben vorrangig vertreten sind. Das sah man schon auf der WiiU. Die Titel an sich hatten meistens nicht das Problem, dass sie nicht beim Publikum angekommen wären, es war die Hardware selbst, die alles in den Abgrund gerissen hat.
Diesen Markt bedienen sie jetzt halt konsequent weiter. Und tun damit das, was sie seit der Wii schon machen, sie weichen direkter Konkurrenz aus und schaffen sich eine eigene Nische, die sonst kaum jemand beackert. Nur heißt das dieses Mal nicht, dass sie die Konsole in Altenheimen platzieren, sondern schon durchaus bei Spielern - aber welchen mit einem etwas anderen Geschmack und anderen Bedürfnissen.
Ich denke das ist durchaus bereichernd für den Markt. Ich halte es gar nicht für nötig, dass Nintendo jetzt selbst anfängt, in den Gefilden der genannten Titel zu wildern. Zumal ihr eigener Output dann schon aus Kapazitätsgründen darunter leiden dürfte. Sie sollten andere Hersteller natürlich auch nicht behindern, das auf der Switch zu versuchen, wenn diese das wollen.
Was ich an deinem Kommentar auch nicht so recht verstehe: Du sprichst von einem „Strategiewechsel“ und der „traditionellen japanischen Einigelung“ bei der WiiU, was den Drittanbietermarkt angeht. Eine Einigelung impliziert, dass sie sich absichtlich von Drittanbietern abgeschottet hätten, ebenso wie „Strategiewechsel“ impliziert, dass sie sich jetzt an einen runden Tisch gesetzt und beschlossen hätten, Drittanbieter an Land zu ziehen. Ich sehe ehrlich gesagt beides nicht so richtig.
Die WiiU war unattraktiv für Drittanbieter. Nicht nur wegen des Nachteils der vergleichsweise niedrigen rohen Rechenleistung, sondern auch und vor allem wegen legendär schlechter Entwicklungstools und natürlich der niedrigen Verbreitung. Ich sehe das aber nicht als absichtliche Strategie. Im Gegenteil, zum Start hat Nintendo durchaus versucht, Drittanbieter zu überzeugen, es hat nur (verständlicherweise) nichts genützt. Sie brauchten diesen Tritt, um einzusehen, dass sie technische Hilfe brauchen, die sie in Nvidia gefunden haben. Dass jetzt ein paar Drittanbieter plötzlich auf die Idee kommen, ihr Zeug zu portieren, das ist kein Strategiewechsel, das ist einfach die natürliche Folge ihres Erfolgs. Ich würde diesen Support auch nicht zu hoch hängen. Klar, wenn Bethesda Doom jetzt zeitgleich mit allen anderen Versionen bringt ist das ein Riesending, genau wie auch MK11 schon ungewöhnlich zeitnah kam. Aber trotzdem machen die meisten weiter nichts anderes, als ihn PS360-Zeug zweitzuverwursten. Das ist auch i.O. so, ich sehe ältere Spiele durchaus als lohnenswerte Investitionen, wenn man sie noch nicht kennt. Aber es ist kein toller Support. Was Capcom da macht ist z.B. ziemlich lächerlich und Nintendo rührt da anscheinend auch keinen Finger, dass das besser wird. Die helfen ihnen inzwischen nichtmal mehr beim Vertrieb. Square Enix ist noch einer der größten Unterstützer - dank Octopath, wo Nintendo sich tatsächlich mal selbst bewegt hat - aber abseits davon? DQ XI kommt mit riesiger Verspätung, wenn auch in wesentlich umfangreicherer Form, ansonsten Collections und alte FFs. Ich sehe nicht, wo da ein Strategiewechsel Nintendos zu besserem Support geführt hätte.
Ich würde das bei der WiiU daher nicht Einigelung nennen, sondern schlicht Inkompetenz bei der technischen Umsetzung, dem SDK und der Unterstützung der Drittanbieter. Inkompetenz ist natürlich kein nettes Wort, trifft’s aber mAn besser. Die konnten es nicht. „Einigeln“ im Sinne von „einen eigenen Markt beackern“ - das machen sie immer noch. Und zwar sehr erfolgreich.
Der einzige Punkt, wo ich tatsächlich einen echten Strategiewechsel bezüglich Drittanbietern erkennen kann, das sind die Indies. Da wirkte die Unterstützung auf der WiiU noch relativ lieblos. Natürlich gab es auch da das Problem, dass sie die Hardware einfach nicht loswurden und daher auch für Indies nicht attraktiv waren, aber das war nicht alles, auch Nintendos Marketing war da wesentlich zurückhaltender. Auf der Switch hingegen haben sie da tatsächlich eine 180°-Wende hingelegt, die jetzt schon im Ausleihen ihrer Kronjuwelen an Indiestudios gipfelt.