Death Stranding: Hideo Kojima läutet "Crunch-Phase" ein und bekommt Gegenwind von anderen Spiele-Entwicklern

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Usul
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Re: Death Stranding: Hideo Kojima läutet "Crunch-Phase" ein und bekommt Gegenwind von anderen Spiele-Entwicklern

Beitrag von Usul »

Ryan2k6 hat geschrieben: 02.08.2019 08:58Na du bist ja ein Arbeitgeberfreund. Also alle Errungenschaften der letzten Jahrzehnte einfach mal so zurücknehmen, damit der arme AG leichter planen kann und Überstunden vermieden werden?
Natürlich! Und daß die Deregulierung uns nur Vorteile bringt, haben die letzten 20+ Jahre auch eindrucksvoll gezeigt, nicht nur in der Arbeitswelt, sondern vor allem im Finanzsektor.


Oh wait... :roll:


P.S.: Dennoch bin ich der Meinung, daß sich Crunchtime-Phasen bei kreativen Prozessen - und dazu zähle ich Spieleentwicklung in den meisten Fällen einfach mal - nicht vermeiden lassen. Zumindest nicht, wenn am Ende dieses Prozesses ein Produkt stehen soll, das auf dem Markt erfolgreich sein soll. Natürlich antworten vielel auf solche Tweets mit "Bitte, verschiebe doch den Release, statt zu crunchen, ist besser"... aber so eine Verschiebung ist halt nicht so einfach (sorry, habe wegen Zeitmangel den Thread nicht aufmerksam gelesen, dürfte also als Argument bereits erwähnt worden sein). Von daher wird es sich im Normalfall nicht vermeiden lassen, daß man zwar gegen Ende crunchen muss, aber dafür dann versuchen sollte, anderweitig für Entlastung zu sorgen.
Bevor sich jemand empört: Wenn es gar keine Überstunden bzw. keine (angenommene) Überstunden gäbe, wäre es am besten! Ich verteidige also die Crunchtime nicht prinzipiell. Allerdings habe ich in bisher fast 20 Jahren als kleines Rad in der Branche (und dann auch noch bei eher kleinen Projekten) so gut wie nie erlebt, daß es am Ende nicht immer schlimmer und anders läuft, als am Anfang geplant.
johndoe711686
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Re: Death Stranding: Hideo Kojima läutet "Crunch-Phase" ein und bekommt Gegenwind von anderen Spiele-Entwicklern

Beitrag von johndoe711686 »

Usul hat geschrieben: 02.08.2019 09:17 Bevor sich jemand empört: Wenn es gar keine Überstunden bzw. keine (angenommene) Überstunden gäbe, wäre es am besten! Ich verteidige also die Crunchtime nicht prinzipiell. Allerdings habe ich in bisher fast 20 Jahren als kleines Rad in der Branche (und dann auch noch bei eher kleinen Projekten) so gut wie nie erlebt, daß es am Ende nicht immer schlimmer und anders läuft, als am Anfang geplant.
Ich auch nicht, aber daraus würde ich nicht ableiten, dass crunchen unumgänglich ist, sondern dass die Alternative viel einfacher ist. Denn das anzugehen bedeutet Aufwand, bei jedem, und die meisten machen dann wohl lieber ein paar Überstunden als genauer zu planen, mehr zu dokumentieren etc. Ich kann mir aber vorstellen, dass wenn die Zahl der psychischen Erkrankungen noch weiter zu nimmt und immer mehr an Burn Out und Depression erkranken, auch in jungen Jahren, irgendwann es doch mal knallt und man sich etwas anderes überlegen muss. Wir müssen immer länger arbeiten, aber wie soll das gehen wenn man sich in den 20ern und 30ern schon oft so aufraucht. Und ja, da ist auch jeder Einzelne in seinem Handeln mit verantwortlich. Diese leider oft erlebte Haltung, dass mit der Nase gerümpft wird wenn man eben keine Überstunden macht, muss aufhören. Wenn jemand jeden Tag ne Stunde länger machen möchte, bitte. Aber jemand der das nicht macht, ist nicht weniger produktiv oder weniger gut.
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sphinx2k
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Re: Death Stranding: Hideo Kojima läutet "Crunch-Phase" ein und bekommt Gegenwind von anderen Spiele-Entwicklern

Beitrag von sphinx2k »

Usul hat geschrieben: 02.08.2019 09:17 P.S.: Dennoch bin ich der Meinung, daß sich Crunchtime-Phasen bei kreativen Prozessen - und dazu zähle ich Spieleentwicklung in den meisten Fällen einfach mal - nicht vermeiden lassen.
Ich wage mal zu behaupten das in der Crunchphase wenig kreative* Arbeit geleistet wird. Spätestens zu diesem Zeitpunkt sollte doch der Fahrplan in Stein gemeißelt sein bis zum Release.

Gerade bei Spiele wo hunderte Mitarbeiter dran sitzen würde mich ernsthaft mal interessieren wie viele wirklich Kreativ* an dem Projekt arbeiten.


*Ich meine Kreativ in dem Sinne den Weg des Projektes zu bestimmen. Nicht kreative Lösungen für Programmier-Probleme finden.
Frei nach dem Motto da ist der Effekt-Direktor, der Sagt es wird ein Regen-Wasser Effekt benötigt. Und die Code-Drohnen legen dann los und erstellen einen. Die einfachen Coder würde ich jetzt nicht als Kreativ schaffend bezeichnen (Auch wenn Programmieren natürlich Kreativität voraussetzt).
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Kajetan
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Re: Death Stranding: Hideo Kojima läutet "Crunch-Phase" ein und bekommt Gegenwind von anderen Spiele-Entwicklern

Beitrag von Kajetan »

TaLLa hat geschrieben: 01.08.2019 13:56 Oh ja verschiebt das Spiel und dann nochmal, und dann immer weiter, nehmt euch doch direkt ein Jahr Urlaub. Ach Crunch braucht niemand, Zeiten muss keiner Einhalten, wen interessieren schon die Investoren und Zahlen und Budget. Ich glaube niemand der nicht in der Produktentwicklung arbeitet, kann sowas nachvollziehen. Idealisten Palaver und Clickbaits.
L!ght hat geschrieben: 01.08.2019 13:39 Du meinst wie Duke Nukem Forever? "When its done" :mrgreen:
So würde es in jeder Produktentwicklung enden, wenn alles auf laissez-faire umgestellt würde.
erm ... nope! Wenn man Produktplanung und Produktentwicklung im Griff hat, wenn man Scrum & Agile Developement nicht nur als Modewort verwendet, sondern lebt und im Projekt richtig anwendet, findet kein Crunch statt.
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Peter__Piper
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Re: Death Stranding: Hideo Kojima läutet "Crunch-Phase" ein und bekommt Gegenwind von anderen Spiele-Entwicklern

Beitrag von Peter__Piper »

Ich hab keine Ahnung von Softwareentwicklung :man_shrugging:
Aber die meisten eurer Argumente lassen sich ja auch auf andere Branchen anwenden - weil alles sehr allgemeingültig verfasst.
Jetzt versetze ich mich mal in meinen Bereich (Baubranche), und lass mir eure Argumente noch einmal auf der Zunge zergehen.
Man kann also alles im vorhinein Planen, jedes Gewerk kann minutiös aufeinander abgestimmt werden, verschiebung etc. sind nicht notwendig mit guter Planung, bei euch würde es nie Eng werden in der Abschlussphase...
Also ich weiß nicht - ich glaub ihr solltet alle mal eine Firma gründen wenn das für euch alles so leicht zu realisieren ist :man_tipping_hand:

Die letzten Seiten hier sind echt goldig.
Weltfremd zwar - aber goldig.

Aber hätte ich auch nicht gedacht das mir mal so eine geballte Ladung Naivität ins Gesicht gedrückt wird, das sogar ich anfange "pro Arbeitgeber" zu argumentieren :ugly:
johndoe527990
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Re: Death Stranding: Hideo Kojima läutet "Crunch-Phase" ein und bekommt Gegenwind von anderen Spiele-Entwicklern

Beitrag von johndoe527990 »

Peter__Piper hat geschrieben: 02.08.2019 11:09 Man kann also alles im vorhinein Planen
Natürlich. Mit genügend Puffer und Geld ist das möglich.
Nur irgendwer muss das auch bezahlen.
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Peter__Piper
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Re: Death Stranding: Hideo Kojima läutet "Crunch-Phase" ein und bekommt Gegenwind von anderen Spiele-Entwicklern

Beitrag von Peter__Piper »

douggy hat geschrieben: 02.08.2019 11:15
Peter__Piper hat geschrieben: 02.08.2019 11:09 Man kann also alles im vorhinein Planen
Natürlich. Mit genügend Puffer und Geld ist das möglich.
Nur irgendwer muss das auch bezahlen.
Ich stell mir grad vor wie jemand auf einem 1 000 m² Grundstück, flächendeckend alle 50 cm eine Probebohrung für eine Baugrundanalyse macht :ugly:
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xKepler-186f (f*ck marquard)
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Re: Death Stranding: Hideo Kojima läutet "Crunch-Phase" ein und bekommt Gegenwind von anderen Spiele-Entwicklern

Beitrag von xKepler-186f (f*ck marquard) »

Wunderschön anzusehen, wie manche so sehr indoktriniert sind, dass sie glauben, es sei ein Ding der Unmöglichkeit Projekte gut zu planen. Und alles nur, weil "es ja schon immer so war" und "ihr noch nie richtig gearbeitet habt". Es lässt durchaus tief blicken, wie sehr das Ausnutzen der Arbeitnehmer in so mancher Branche fortgeschritten ist.

Wird sonst nicht auch über Stuttgart 21 und den BER gelästert? Hätten da die Arbeiter nicht auch einfach mal ein paar Überstunden machen sollen? Warum springen so viele jetzt auf die andere Seite? :D
johndoe711686
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Re: Death Stranding: Hideo Kojima läutet "Crunch-Phase" ein und bekommt Gegenwind von anderen Spiele-Entwicklern

Beitrag von johndoe711686 »

Peter__Piper hat geschrieben: 02.08.2019 11:09 Ich hab keine Ahnung von Softwareentwicklung :man_shrugging:
Aber die meisten eurer Argumente lassen sich ja auch auf andere Branchen anwenden - weil alles sehr allgemeingültig verfasst.
Jetzt versetze ich mich mal in meinen Bereich (Baubranche), und lass mir eure Argumente noch einmal auf der Zunge zergehen.
Man kann also alles im vorhinein Planen, jedes Gewerk kann minutiös aufeinander abgestimmt werden, verschiebung etc. sind nicht notwendig mit guter Planung, bei euch würde es nie Eng werden in der Abschlussphase...
Also ich weiß nicht - ich glaub ihr solltet alle mal eine Firma gründen wenn das für euch alles so leicht zu realisieren ist :man_tipping_hand:

Die letzten Seiten hier sind echt goldig.
Weltfremd zwar - aber goldig.

Aber hätte ich auch nicht gedacht das mir mal so eine geballte Ladung Naivität ins Gesicht gedrückt wird, das sogar ich anfange "pro Arbeitgeber" zu argumentieren :ugly:
Für Verzögerungen baut man ja Puffer ein. Wenn es heißt ich brauche dafür 6 Monate netto, dann veranschlage ich 8 Monate Bruttozeit. Und wie schon gesagt, klar kann es immer vorkommen, dass es dann doch 9 Monate werden bzw. der letzte Monat mehr zu tun ist. ABER dann muss man danach auch die Zeit bekommen das wieder abzubummeln oder eben entsprechend mehr Geld bekommen. Und was auch nicht sein kann, dass man für jedes Projekt sagt man braucht 6 Monate, auch wenn man weiß dass es mindestens 8 sein müssten, nur um dann die letzten zwei Monate immer ohne Ende Überstunden anzuhäufen.

Und ich glaube, wenn man realistisch und ehrlich schätzt, würde die Zeit viel öfter passen als es jetzt der Fall ist, denn ich kenn das doch auch, da sagt man dem Chef man braucht 20 MT. Das bedeutet, 20x8h. Dass man aber nicht immer 8h nur dieses Projekt hat sondern auch noch andere Sachen nebenbei laufen ist egal, man hat ja gesagt 20 Tage. Oder es heißt direkt, "Hm, ginge das nicht auch in 15? Na komm, du bist doch schnell und gut" und dann werden Schätzungen wieder gedrückt.
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SethSteiner
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Re: Death Stranding: Hideo Kojima läutet "Crunch-Phase" ein und bekommt Gegenwind von anderen Spiele-Entwicklern

Beitrag von SethSteiner »

xKepler-186f hat geschrieben: 02.08.2019 11:24 Wunderschön anzusehen, wie manche so sehr indoktriniert sind, dass sie glauben, es sei ein Ding der Unmöglichkeit Projekte gut zu planen. Und alles nur, weil "es ja schon immer so war" und "ihr noch nie richtig gearbeitet habt". Es lässt durchaus tief blicken, wie sehr das Ausnutzen der Arbeitnehmer in so mancher Branche fortgeschritten ist.

Wird sonst nicht auch über Stuttgart 21 und den BER gelästert? Hätten da die Arbeiter nicht auch einfach mal ein paar Überstunden machen sollen? Warum springen so viele jetzt auf die andere Seite? :D
Ist gerade in der Arbeitswelt ja nichts ungewöhnliches, da bildet man sich viel ein. Die anderen verdienen weniger? Ja muss doch, irgendwie muss der Betrieb ja überleben und überhaupt hätten ja was anständigeres lernen können! Jemand will pünktlich nach Hause? Sowas asoziales, der soll gefälligst genauso Überstunden wie man selber! Wie soll das Projekt denn auch sonst fertig werden?
Andere sollen sich halt genauso ausnehmen lassen, wie man selbst ausgenommen wird, dafür belügt man sich dann auch sehr gern selbst, "dass das ja nötig sei".
DEMDEM hat geschrieben: 02.08.2019 05:12 Gerade in Deutschland sind viele "Probleme" bei der Personalbplanung aber auch Konsequenzen von einer Überregulierung. Um Crunchzeiten vernünftig vorzubeugen, müsste man den Arbeitsmarkt deregulieren, sprich Richtung Einschränkung Arbeitnehmerrechte gehen. Erschwerend hinzu kommt ein leergefegter Arbeitsmarkt.

Du stellst es dir viel zu leicht vor, auch andere hier im Thread. "Dann muss man halt so und so planen" hört sich in der Theorie schön an, scheitert aber dann in der Praxis an der Umsetzung.

Aber da du ja so erpicht auf weitere Arbeitsmarktregulierungen bist, erleuchte uns doch mal, wie die denn aussehen sollten?
Ja wie Usul schon meinte, wie Deregulierung aussieht haben wir ja schon gesehen. Mit soetwas muss man schon ziemlich vorsichtig umgehen, das geht sehr leicht nach hinten los. Unternehmen nutzen potentiell jede Möglichkeit, wenn sie irgendwie Gewinn verspricht, unabhängig davon ob dieser Gewinn dann am Ende ausbleibt oder ob moralisch oder ethisch vertretbar ist. Arbeitnehmerrechte einzuschränken um Arbeitnehmer zu schützen (vor Crunch), klingt entsprechend potentiell wie ein Wolf der Kreide gefressen hat.

Und wenn es an der Praxis scheitert, weil man eben doch nicht so gut plant, wie wärs denn mal damit, dass die Firma eben Pleite geht? Ich weiß, klingt immer ganz schrecklich, Leute werden arbeitslos aber auf der anderen Seite, das ist Kapitalismus. Irgendwie soll der immer zu lasten der Arbeitnehmer gehen aber der Arbeitgeber? Nein ausgeschlossen, die Firmen müssen erhalten bleiben! Dabei sagst du es ja selbst, ein leergefegter Arbeitsmarkt, ist also nicht so schlimm, wenn auf diesem Markt mal was gegen die Wand fährt, dann wird Platz frei für was neues.

Ansonsten wie wäre es denn mal mit deutlich größeren Einschränkungen was Überstunden angeht? Mir sind Überstundenkonten im 100er Bereich keineswegs unbekannt und auch die Konsequenzen, die sich daraus ergeben. Man schafft es ja auch, dass soetwas bei studentischen Arbeitskräften bspw. nicht oder deutlich seltener vorkommt, dann sollte das wohl auch bei den festen Mitarbeitern funktionieren.
Zuletzt geändert von SethSteiner am 02.08.2019 11:54, insgesamt 1-mal geändert.
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Kajetan
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Re: Death Stranding: Hideo Kojima läutet "Crunch-Phase" ein und bekommt Gegenwind von anderen Spiele-Entwicklern

Beitrag von Kajetan »

Peter__Piper hat geschrieben: 02.08.2019 11:09 Man kann also alles im vorhinein Planen, ...
Nein, kann man nicht. Kann man wirklich nicht. Deswegen geraten vor allem große Projekte auch immer so ausser Kontrolle, weil die Projektleitung eben nicht alle Faktoren berücksichtigen kann. Wie z.B.. beim BER die ständig wechselnden Zielvorgaben und Einmischung der Politik.

Der Trick besteht darin keinen großen Masterplan anzufertigen, sondern das gewünschte Ziel in kleine Abschnitte aufzuteilen, die dann in ständiger Absprache mit dem umsetzenden Team von diesem selbstständig abgearbeitet werden. Der Zeitplan muss hierbei vom Umsetzungs-Team akzeptiert werden. Wenn es dort heisst, dass man bestimmte Arbeiten nicht in der gewünschten Zeit erledigen kann, muss der Zeitplan geändert oder das gewünschte Ziel vereinfacht werden.
Das bedeutet auch nicht, dass das Team einen auf Lau machen kann, weil man in ständigem Kontakt mit dem Projektleiter steht und teilweise sogar täglich Fortschritte und Zwischenstände berichtet.

So mal ganz grob dargestellt, wie agiles Arbeiten im Idealfall aussieht.

Scrum funktioniert auch auf dem Bau, das ist nicht auf IT beschränkt, obwohl es von dort kommt. Und so als Tipp: Wer in den kommenden Jahren richtig viel Asche verdienen will, sollte sich als Scrum Master zeritifizieren lassen. Die werden in immer mehr Firmen händeringend gesucht, weil man dort allmählich kapiert hat, dass das bisherige Projektmanagement einfach nicht gut genug funktioniert.

Und warum machen das Spielefirmen nicht? Weil diese vor allem in Sachen Projektmanagement der traditionellen Software-Branche hinterherhinken und nicht aktuelles Wissen einsetzen. Dies ist immer noch eine Folge der mangelnden Ausbildung, wo viele Entwickler im Spielebereich als Studienabbrecher und Quereinsteiger aus anderen Bereichen angefangen haben und man das Chaos und Rumgewurschtel einfach nur als Normalzustand kannte. Aber so langsam hört man auch hier den Schuss ... wird auch Zeit, denn Scrum wird seit den 1990ern eingesetzt :)
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Re: Death Stranding: Hideo Kojima läutet "Crunch-Phase" ein und bekommt Gegenwind von anderen Spiele-Entwicklern

Beitrag von Cheraa »

Ich denke schon dass gerade auch in der Spieleindustrie sehr schnell ein Verzug entstehen kann. Die Kreativ Phase ist durch. Das Spielkonzept steht. Die Entwickung des ersten Prototyp abgeschlossen und...man stellt fest, dass teile der Ideen sich einfach scheiße spielen.
Was tun? Projektplan muss ja eingehalten werden, also ein scheiß Produkt abliefern, welches schlechte Wertungen und Verkäufe mit sich zieht => AG meldet Insolvenz an, da man bei Videospiele inzwischen nun mal auch mit Millionen Beträgen in die Vorkasse gehen muss bei 4+ Jahre Entwicklungszeit.

Oder aber, Teile des Prototyp in die Tonne werfen und neu entwicklen => Projektverzug von 3-6 Monate.

Kann man den Release verschieben? Abhängig sicher auch von den Ressourcen die man noch hat. Kann man noch 6 Monate Gehälter, Mieten, etc. zahlen? Oder muss ich zu Tag X den Release bringen, damit das Geld reinkommt.

Für große Publisher wie EA, Ubisoft, etc. sicher leichter, wie für kleine Entwichlerstudios.
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Re: Death Stranding: Hideo Kojima läutet "Crunch-Phase" ein und bekommt Gegenwind von anderen Spiele-Entwicklern

Beitrag von Bachstail »

CrayCobra hat geschrieben: 02.08.2019 08:14Kann dir nur beipflichten. Bin überrascht, dass diese Diskussion bei Videospielen hochkocht. Wo gibt es keine Überstunden, wenn man unbedingt fertig werden muss?
Nur weil es nahezu überall Überstunden gibt, macht es das Prinzip von Überstunden nicht besser.

Und zum Glück gibt es auch Ausnahmen, nach Kojimas Tweet hat sich zum Beispiel ein Entwickler von DICE (Destiniy, ergo ein AAA-Entwickler) in einem Forum dazu geäußert und gemeint, dass es nicht bei jedem Entwickler und Publsiher Überstunden gibt, da dauert eine Veröffentlichung dann lieber etwas länger.

Wie Kajetan schon schrieb, kann man natürlich nie alles zu 100 Prozent durchplanen und vorhersehen aber zumindest in der Videospielbranche kann man sich durchaus auch Zeit nehmen, bis das Produkt fertig ist (gerade größere Studios können sich das erlauben) und sich nicht irgend welche Dead Lines setzen, nur um dann nicht rechtzeitig fertig zu werden und dann in den letzten paar Monaten der Produktion (massiven) Crunch zu betreiben.

Das gilt aber natürlich nicht für alle Branchen innerhalb der Arbeitswelt, manches kann man eben nicht planen.
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Re: Death Stranding: Hideo Kojima läutet "Crunch-Phase" ein und bekommt Gegenwind von anderen Spiele-Entwicklern

Beitrag von Kajetan »

Cheraa hat geschrieben: 02.08.2019 11:57 Ich denke schon dass gerade auch in der Spieleindustrie sehr schnell ein Verzug entstehen kann. Die Kreativ Phase ist durch. Das Spielkonzept steht. Die Entwickung des ersten Prototyp abgeschlossen und...man stellt fest, dass teile der Ideen sich einfach scheiße spielen.
Mit Prototypen arbeitet man in der Regel lange vor jeder Ankündigung. Diese Prototypphase hat auch keinen Release-Zeitraum, weil nicht wenige Prototypen diese Phase nie verlassen und eingestampft werden. Wenn man aber das grüne Licht bekommt und während der Produktionsphase, in der Content erstellt wird, solche Fehler feststellt ... hat man vorher halt Scheisse gebaut.
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Re: Death Stranding: Hideo Kojima läutet "Crunch-Phase" ein und bekommt Gegenwind von anderen Spiele-Entwicklern

Beitrag von DEMDEM »

Ryan2k6 hat geschrieben: 02.08.2019 08:58
DEMDEM hat geschrieben: 02.08.2019 05:12 Um Crunchzeiten vernünftig vorzubeugen, müsste man den Arbeitsmarkt deregulieren, sprich Richtung Einschränkung Arbeitnehmerrechte gehen.
Na du bist ja ein Arbeitgeberfreund. Also alle Errungenschaften der letzten Jahrzehnte einfach mal so zurücknehmen, damit der arme AG leichter planen kann und Überstunden vermieden werden?

So wie ihr immer salopp behauptet, dass ein AN doch einfach gehen kann, behaupte ich jetzt, dass es verdammt noch mal der Job des AG ist Projekte so zu planen, dass man sie mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen unter Einhaltung der Arbeitsschutzgesetze schafft. Wenn er das nicht kann, ist er eben ein schlechter AG und sollte seinen Laden dicht machen.

Natürlich gibt es immer mal Projekte die am Ende knirsch sind und man vielleicht etwas länger macht um der Firma zu helfen. Aber das muss 100% freiwillig geschehen, sprich niemand darf verurteilt werden, der das nicht macht. Außerdem muss das ausgeglichen werden und vor allem darf es nicht über zig Monate oder bei jedem Projekt so laufen. Dann stimmt einfach etwas nicht in dem Laden.

Und gerade eine Firma wie R*, die den Leuten mit GTAO das Geld aus der Tasche zieht, darf solche Probleme einfach nicht haben, die haben mehr als genug Geld um genügend Leute einzustellen oder zum Projektende zu holen, damit niemand dort monatelang crunchen muss. Stattdessen wollen sie lieber mehr Gewinn reinholen und quetschen ihre Mitarbeiter aus, weil bei R* kündigt man ja nicht, ist ja toll fürs CV und außerdem ein Traumjob...
Du interpretierst jetzt was in meine Aussage, was nie da gewesen ist. Es ging um die Behauptung, dass mehr staatliche Regulierung gegen Crunch helfen sollen - das ist faktisch falsch. Eines der Gründe für Crunch sind in Deutschland nämlich unter anderem die teilweise zu straffen Bedingungen für Einstellungen, vorallem bei kurzfristigen Einstellungen in Zusammenhang mit einem leergefegten Arbeitsmarkt. Wenn man also von staatlicher Seite aus was da machen will, wäre das einzige Werkzeug die Deregulierung. Und Deregulierung heißt nicht automatisch komplett den ganzen Arbeitnehmerschutz aushebeln, aber es gibt Bereiche, wo man die Linien etwas weicher zeichnen kann.

Nehmen wir mal alleine die maximale Arbeitszeit in Deutschland, die ist gesetzlich bei 10h und 45min (inklusive Pause) angesetzt. Was vorallem während des Crunches zu zwei Problemen führen kann und führt: es wird auf die Pause verzichtet, um mit dem Arbeitsdruck zurecht zu kommen, oder es wird komplett entgeldlich über die gesetzlich erlaube Arbeitszeit gearbeitet, was viele von uns, mir eingeschlossen (vorallem in der Anfangszeit) gemacht haben. Das sind dann keine Überstunden, denn diese Stunden hätte man erst gar nicht arbeiten dürfen.
Hier könnte man einfach mal etwas flexibler werden, hier würde zum Beispiel auch der Arbeitnehmer von profitieren. Denn ich bin von dieser gesetzlichen Einschränkung sehr wohl betroffen. Ein Gesetz, das mich in erster Linie eigentlich schützen soll, aber mich mehr belastet als es schützt.

Und das ist nur ein Fall, wo man etwas deregulieren kann, Das wird nicht gegen Crunches helfen, aber es hilft den Arbeitnehmer damit besser umzugehen.
Usul hat geschrieben: 02.08.2019 09:17 Natürlich! Und daß die Deregulierung uns nur Vorteile bringt, haben die letzten 20+ Jahre auch eindrucksvoll gezeigt, nicht nur in der Arbeitswelt, sondern vor allem im Finanzsektor.


Oh wait... :roll:
Von welchen Deregulierungen in den letzten 20+ Jahren sprichst du denn genau? Präzisiere es. Denn gerade in den letzten 20 Jahren haben wir hier in Deutschland eine Regulierung nach der anderen erlebt. Gesetze, die zum Schutz, zum Beispiel vor Überstunden, oder Unterbezahlung eingeführt wurden, haben die Situation konsequent nur verschlechtert. Der MIndestlohnsektor in Deutschland ist der Größte in ganz Europa, mehr Menschen als je zuvor arbeiten unterm gesetzlichen Mindestlohn, die Überstunden nehmen in Deutschland nur zu und egal, was der Gesetzgeber macht, es verschlechtert die Situation nur. Und das mit Ansage.
SethSteiner hat geschrieben: 02.08.2019 11:40 Ja wie Usul schon meinte, wie Deregulierung aussieht haben wir ja schon gesehen. Mit soetwas muss man schon ziemlich vorsichtig umgehen, das geht sehr leicht nach hinten los. Unternehmen nutzen potentiell jede Möglichkeit, wenn sie irgendwie Gewinn verspricht, unabhängig davon ob dieser Gewinn dann am Ende ausbleibt oder ob moralisch oder ethisch vertretbar ist. Arbeitnehmerrechte einzuschränken um Arbeitnehmer zu schützen (vor Crunch), klingt entsprechend potentiell wie ein Wolf der Kreide gefressen hat.

Und wenn es an der Praxis scheitert, weil man eben doch nicht so gut plant, wie wärs denn mal damit, dass die Firma eben Pleite geht? Ich weiß, klingt immer ganz schrecklich, Leute werden arbeitslos aber auf der anderen Seite, das ist Kapitalismus. Irgendwie soll der immer zu lasten der Arbeitnehmer gehen aber der Arbeitgeber? Nein ausgeschlossen, die Firmen müssen erhalten bleiben! Dabei sagst du es ja selbst, ein leergefegter Arbeitsmarkt, ist also nicht so schlimm, wenn auf diesem Markt mal was gegen die Wand fährt, dann wird Platz frei für was neues.

Ansonsten wie wäre es denn mal mit deutlich größeren Einschränkungen was Überstunden angeht? Mir sind Überstundenkonten im 100er Bereich keineswegs unbekannt und auch die Konsequenzen, die sich daraus ergeben. Man schafft es ja auch, dass soetwas bei studentischen Arbeitskräften bspw. nicht oder deutlich seltener vorkommt, dann sollte das wohl auch bei den festen Mitarbeitern funktionieren.
Aha, also wenn etwas in der Praxis nicht klappt und es deswegen zu crunches führt und Mitarbeiter Überstunden machen müssten, würdest du es vorziehen, dass die Firma pleite geht und die MItarbeiter arbeitslos sind? Läuft ja bei dir.

Du hast einfach keine Vorstellung davon, was in der Planung alles schief gehen kann. Um mal ein paar Beispiele zu nennen: bei uns im Unternehmen wird eigentlich immer versucht auch eine studentische Hilfskraft einzustellen. Das Tolle mit denen: du kannst eine einstellen, mit dem dann fest planen, aber es kann trotzdem und es wird passieren, dass er erst gar nicht zum Dienstantritt erscheint, weil er entweder das Studium komplett geschmissen hat (in den meisten Fällen), er eine andere Stelle für sein Praktikum gefunden hat und dem Unternehmen nicht bescheid gibt etc.

Auch haben wir schon erlebt, dass das Visum einer unserer Kollegen nicht verlängert wurde und er ist mittem im Projekt ausgefallen. Wie willst du dagegen planen? Oder der Visum-Antrag zieht sich hin, weil unsere Behörden im schneckentempo arbeiten und am Ende wird er auch noch abgelehnt und das Unternehmen steht mit runtergelassenen Hosen da. Wie willst du da planen?

Und zu den Überstunden habe ich ja schon was geschrieben. Die Überstunden sind in Deutschland nur am wachsen, Gesetze haben bisher keinen Erfolg gehabt und werde es auch nicht, stattdessen fallen mittlerweile "Überstunden" unter dem Teppich, das sind Erfahrungen aus meinem direkten Umfeld. Und bevor du überhaupt auf den Gedanken kommst, dass dann halt Kontrollen eingeführt werden müssen, damit Unternehmen das nicht ausbeuten: zumindest unser Unternehmen ist strickt gegen die Verletzung des Arbeitsschutzes, wenn man als Arbeitnehmer erwischt wird, wie man über seine Zeit arbeitet hat das eine fristlose Kündigung zur Folge. Und trotzdem machen es Arbeitnehmer, nicht weil sie vom Unternehmen dazu durch Druck gezwungen werden, sondern aus komplett eigenen Gründen. Es reicht schon, wenn die Post mal an einem Tag aus was für Gründen auch immer vier Stunden später in der Firma ankommt, das kann schon zu Frust und Überstunden führen, etwas das komplett außerhalb unserer Hand ist.

Manche denken sich ja auch, dann muss man halt Schluss machen, wenn die 10h 45min überschritten sind, aber das ist dann auch nur aufgeschobene Arbeit. Die Arbeit wartet dann ja auf einen trotzdem am nächsten Tag und muss erledigt werden.

Ich kann diese tollen ideen zum "Schutz von Arbeitnehmer" einfach nicht mehr hören, weil sie zumindest in meinem Arbeitsumfeld auch für viel Frust gesorgt haben. Vorallem die neue vom Betriebsrat und Gewerkschaft "erkämpfte" neue Betriebvsvereinbarung ist bei uns so ein richtiges Hassthema.

Ich würde mir einfach mal endlich wünschen, dass wenn irgendwelche Heinos auf die Idee kommen wieder Gesetze oder Vereinbarungen zu beschließen, die betroffene Gruppe auch mal konsultiert wird.
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