Was den Verlust eines Elternteils angeht: ich hab vor 1,5 Jahren genau das selbe durchgemacht wie deine Freundin, mein Papa ist an Krebs gestorben.
Ich war zu dem Zeitpunkt nicht in einer Beziehung, aber eigentlich hat mein ganzes Umfeld indirekt mitgelitten.
Ich ging kaum mehr aus dem Haus raus, hatte auf rein gar nichts Lust und hab nur vor mich hin vegetiert. Wenn ich nicht auf dem Sofa vor dem Fernseher geschlafen habe, dann hab ich getrunken bis ich schlafen konnte. So kann man das Ganze eigentlich zusammenfassen.
Wer das nicht schon selber erlebt hat (und jeder muss früher oder später da durch), kann das nicht nachvollziehen. Und vor allem muss das jeder selber durchstehen. Du als Freund kannst natürlich so gut du kannst für sie da sein und behutsam (!) auch mal versuchen, mit ihr etwas zu unternehmen um sie auf andere Gedanken zu bringen - aber mehr kannst du nicht tun. Sie muss das für sich alleine durchstehen.
Meine Mama, mein Bruder und ich mussten das auch jeder für sich alleine irgendwie bewältigen, auch wenn wir für einander da waren.
Bei mir hat es ca. 7 Monate gedauert bis ich wieder einigermassen "normal" war, und nun, nach 1,5 Jahren bin ich soweit dass ich auch darüber sprechen kann ohne gleich in Tränen auszubrechen, auch wenn es natürlich noch immer extrem tragisch und traurig ist. Aber es ist halt wirklich so: die Zeit heilt alle Wunden.
Was heisst das für dich?
Entweder kannst du dich damit "abfinden" und für sie da sein, und das Ganze kann sich über Monate hinweg ziehen, oder du kannst es eben nicht. Natürlich willst du nicht der Egoist sein der sich sagt "unsere Beziehung hat überhaupt keine Relevanz mehr, so geht das nicht!", aber nur du selber weisst, wie viel Geduld du mit ihr in dieser Situation haben kannst.
Letztendlich sind deine Bedürfnisse als Partner ebenfalls wichtig, aber für sie steht halt im Moment anderes im Vordergrund. Manche ziehen sich zum Partner zurück um Trost zu finden, andere (wie ich) isolieren sich komplett.
Was mich zum anderen Thema bringt:
Du sagst, dir sei körperliche Nähe sehr wichtig, ihr aber scheinbar nicht, oder zumindest nicht im selben Ausmass.
Solche Menschen gibt es! Ich bin z.B. keiner, der gerne in der Öffentlichkeit küsst. So ab und an, ganz selten mal, ok, wenn es der Moment grad erlaubt. Aber abgesehen von Händchen halten und umarmen gehören Zärtlichkeiten in eine privatere Umgebung.
Ich kann z.B. auch nicht kuschelnd schlafen, es geht schlicht nicht - andere wollen das.
Wenn sie der Typ Mensch ist, der nicht so gerne küsst, umarmt usw. dann lässt sich das nur schwer ändern. Denn das muss von ihr kommen.
Ganz offen gefragt: geht es einfach nur rein um das Körperliche, oder hast du das Gefühl, dass sie dir ihre Liebe zu wenig zeigt? Denn viele stellen das auf eine ähnliche Stufe. Körperlicher Kontakt = Zuneigung.
Hättest du das Gefühl, sie fühlt sich vielleicht nicht genug zu dir hingezogen und das wäre der Grund für die körperliche Zurückhaltung, dann ist das ein komplett anderes Thema.
Bist du dir jedoch sicher, dass das nix damit zu tun hat, dann ist sie halt vielleicht wirklich nicht der Typ dafür. Und wie Chibi schon gesagt hat, das lässt sich auch nicht erzwingen. Wenn, dann muss das komplett von ihr kommen.
Und daher stellt sich die Frage: kannst du damit leben oder nicht? Ist das ein Kompromiss den du eingehen kannst?
Du vergleichst dich mit anderen Paaren. Mach das nicht. Jeder Mensch und jedes Paar ist komplett verschieden. Und vor allem spiegelt ein Film niemals die Realität wieder.
- Seid ihr (abgesehen von der aktuellen Situation) glücklich?
- Falls ja: kannst du mit eurer Art der körperlichen Zuneigung leben?
- Falls aber nein: was könnt ihr tun damit ihr es werdet?
Der Körperkontakt scheint bei dir einen grösseren Stellenwert zu haben und daher kannst nur du alleine wissen, wie du damit klarkommst.
Persönlich würde ich sagen: gib euch beiden Zeit bis sie das Gröbste im Zusammenhang mit dem Todesfall überwunden hat und dann versuch dich langsam wieder ranzutasten. Versuche dich von dir aus, ihr körperlich wieder zu nähern, bis es vielleicht alltäglich wird. Merkst du dass das nicht fruchtet, rede nochmals mit ihr. Solltet ihr dann aber keinen gemeinsamen Nenner finden und für dich hat das einfach eine zu hohe Relevanz, dann musst du vielleicht in den sauren Apfel beissen. Sonst quetscht ihr euch vielleicht noch 1-2 Jahre lang so durch bis ihr merkt, dass es eben doch nicht geht.
In einer Beziehung ist (fast) nie alles perfekt. Man muss immer wieder daran arbeiten. Aber manche Dinge lassen sich weniger gut überwinden als andere. Und vielleicht seid ihr eben trotz allem doch nicht die richtigen für einander
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