The Witcher: Erste Staffel der Serie angelaufen; "sehr positive" Nutzer-Wertungen

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Cpl. KANE
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Re: The Witcher: Erste Staffel der Serie angelaufen; "sehr positive" Nutzer-Wertungen

Beitrag von Cpl. KANE »

Ich habe bisher nur die ersten drei Folgen gesehen, dabei gefiel mir die erste noch am besten. Cavill macht einen tollen Job, Triss ist eine absolute Fehlebesetzung.
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Melcor
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Re: The Witcher: Erste Staffel der Serie angelaufen; "sehr positive" Nutzer-Wertungen

Beitrag von Melcor »

Bin doch enttäuscht. Die Serie sieht teilweise sehr billig aus, der Faun in Episode 2 sah sehr nach einer Syfy Produktion aus. Die CGI Kreaturen sind auch oft mehr flop als top.

Aber das größte Problem ist das Writing und Pacing. In den ersten 4 Episoden wird die Adaption der Kurzgeschichten immer wieder durch Yennefers komplett unnötige Hintergrundgeschichte auf Fanfiction Niveau unterbrochen. Auch hat man Ciris Geschichte aus dem Anfang der Romanreihe auch mit reingepackt, um natürlich schon eine übergreifende Story im Stil von Game of Thrones aufzubauen. Inklusive einer peinlichen Schlachtszene, die komplett amateurhaft umgesetzt wurde (Cintra vs Nilfgaard). Ich erwähne Nilfgaards Skrotumrüstungen besser erst gar nicht.

Diese 3 verschiedenen Plots sind natürlich auch Jahrzehnte, teilweise ein Jahrhundert von einander versetzt, es wird trotzdem hin und her geschnitten - was für Leute, die die Bücher nicht kennen sehr verwirrend ist. Zeit ist sowieso ein Problem: Es wird zwar hin und wieder erwähnt, dass zwischen einer Episode und der nächsten ein Jahrzehnt vergangen ist, aber ein Gefühl bekommt man dafür nicht. Charaktere altern kaum. Jaskier (wieso benutzt man den polnischen Namen?), also Dandelion/Rittersporn, sieht in Episode 2 genauso aus wie in Episode 6, mehr als 15 Jahre später.

Da man die tollen Kurzgeschichten immer wieder unterbricht, baut sich auch kaum Atmosphäre auf. Nichts zu spüren von den moralischen Zwickmühlen, des slawischen Ursprungs der Geschichten und der persiflierten Märchen - also all dem was die Kurzgeschichten ausmacht.

Casting ist auch so eine Sache, Geralt, Rittersporn und viele andere sind perfekt. Aber andere? Triss beispielsweise. Die jugendliche Zauberin mit dem markanten roten Haar (mit Variationen von Übersetzung zu Übersetzung) sieht aus wie Ende 30 und ist arabischen(?) Ursprungs mit braunem, fast schwarzem Haar. Ouch.

Ab Episode 5 wird's zum Glück besser, da endlich keine Fanfiction mehr gezeigt wird, und für die Kurzgeschichten endlich die vollen 60 Minuten verwendet werden.

Achja, fast vergessen: Der Soundtrack ist das Highlight der Show. Fantastisch. Sehr von de Spielen inspiriert (wie vieles andere auch). ...oh, valley of plenty...
Zuletzt geändert von Melcor am 23.12.2019 16:04, insgesamt 2-mal geändert.
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JunkieXXL
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Re: The Witcher: Erste Staffel der Serie angelaufen; "sehr positive" Nutzer-Wertungen

Beitrag von JunkieXXL »

Hab gestern die erste Folge gesehen. Positiv finde ich, dass sich total an The Witcher 3 orientiert wird (Originalzitate aus CDI-Trailern, Kostüme, Setting). Negativ finde ich, dass sich zu wenig Zeit genommen wird, um Charaktere einzuführen und Atmosphäre für die Handlung aufzubauen. Was nützen spektakuläre Kriegsszenen, wenn einem die Parteien egal sind? Was nützen gezeigte Liebesbeziehung, wenn man für die Protagonisten nichts empfindet? Was nützt das krasse zur Strecke bringen eines Monsters, wenn man über die Legende nichts weiß als Zuschauer? Was nützt sich auftuende Erde, wenn die Ursache dafür mit keiner Silbe genannt wird?

Mich hat die Pilotfolge also eher an ein Werk bzw. Machwerk von J.J. Abrams erinnert: Viel durchgestylte Oberfläche und Effekthascherei, während fehlender Tiefgang mit schlauen Sprüchen kompensiert werden soll.
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NomDeGuerre
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Re: The Witcher: Erste Staffel der Serie angelaufen; "sehr positive" Nutzer-Wertungen

Beitrag von NomDeGuerre »

Hm, ich hab null Plan vom Hexer, fühle mich jetzt aber irgendwie herausgefordert. Mal schaun..
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Melcor
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Re: The Witcher: Erste Staffel der Serie angelaufen; "sehr positive" Nutzer-Wertungen

Beitrag von Melcor »

BoothTheGrey hat geschrieben: 23.12.2019 12:39 Wer bei der Serie allerdings "Holzhammer-Diversität" beklagt... hat eine sehr, sehr individuelle Wahrnehmung auf das Ganze, die keine besonders positiven Vermutungen über die Ursachen zulässt.
Und wie erklärst du dir sonst das Casting, das genaue Beschreibungen aus den Büchern vollkommen ignoriert? Wieso sind die nördlichen Königreiche plötzlich so divers? Gab es einen Flüchtlingsstrom aus Zerekania? Unwahrscheinlich, da hier Nilfgaard dazwischen liegt.

Das Problem ist, das mit dem Diversitäts-Casting etablierte Charaktere geändert werden, und auf Weltinterne Logik geschissen wird. Zerrikania ist auch in der Lore schwarz. Das Nilfgaarder Kaiserreich ist auch in der Lore sehr divers, einfach durch Eroberung. Nilfgaard ist aber komplett weiß in der Show. Während die ethnisch sehr monotonen nördlichen Königreiche, inspiriert durch Zentraleuropa, wie der Meltingpot des Kontinents aussehen.

Was ich sagen will: Man kann auch Repräsentation und Diversität einbauen, die 'in-universe' Sinn macht und keine bestehenden Charaktere verändert. Macht The Witcher aber nicht. Hier wird einfach ausgelost und zufällig jeder 5. Charakter schwarz gemacht. Das ist Holzhammer-Diversität. Besonders da mal wieder Rothaarige unter den Bus geworfen werden. Wäre auch nett ein paar slawische Schauspieler zu casten, wenn man bedenkt wo die Vorlage herkommt. Aber nope, sind ja auch 'weiß' nach US-Verständnis.
Zuletzt geändert von Melcor am 23.12.2019 16:02, insgesamt 1-mal geändert.
DONFRANCIS93
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Re: The Witcher: Erste Staffel der Serie angelaufen; "sehr positive" Nutzer-Wertungen

Beitrag von DONFRANCIS93 »

Also mir, ein Nicht-Kenner der Bücher, hat die 1. Staffel erstaunlich gut gefallen. Die Trailer hatten mich etwas misstrauisch gemacht. Was hier besonders gut getroffen wird ist die Ambivalenz von Geralt (anfangs noch kühl und effektiv, mit der Zeit immer "menschlicher") und Grautöne der Welt. Es gibt kein klares Böses und Gutes, sondern einfach verschiedene Seiten. Cavill ist ein sehr überzeugender Geralt, Yennifer ist verdammt gut getroffen und Ciri gefällt mir auch gut. Nur Triss scheint etwas flach und eindimensional. Ihre Haut-/Haarfarbe ist mir vollkommen egal. In den Spielen sah sie ganz anders aus.....wen interessiert es. Solange die 2. Staffel ihren Charakter deutlich hervorhebt, sind die äußeren Merkmale mir egal.
Die Produktionsqualität ist solide, aber man merkt das mangelnde Budget und das macht so manche Szenen etwas "trashy", wie dieser Dryadenwald und dessen sehr künstliche Beleuchtung, der eine Drache und der eine komische Ochsenmensch?. Dafür sahen andere Monster sehr gut aus.
Kämpfe sind aber sehr gut, die Serie ist brutal und dreckig und mir haben die verschiedenen Zeitstränge gut gefallen. Habe das relativ schnell durchblickt. Wobei ich das auch bei Westworld nach 2 Folgen wusste, dass es verschiedene Jahrzente waren. Man muss einfach nur etwas aufmerksam bleiben. Die Charaktere sagen eigentlich auch jede Folge wieviel Zeit seit Event X vergangen ist (z.B. Yennifer erzählt von 3 Jahrzenten am Hofe)
Ist einfach interessanter als die klassische Erzählstruktur. Hoffe man erhöht das Budget deutlich für die nächste Staffel, dann kann das eine richtig gute Serie werden. Muss und wird natürlich niemals auf GoT-Niveau sein, aber das kann man einfach nicht verlangen.
Starke erste Staffel einer Fantasyserie. Ich freu mich auf 2. Staffel in 2021 mit hoffentlich mehr Folgen
Zuletzt geändert von DONFRANCIS93 am 23.12.2019 16:29, insgesamt 1-mal geändert.
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SethSteiner
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Re: The Witcher: Erste Staffel der Serie angelaufen; "sehr positive" Nutzer-Wertungen

Beitrag von SethSteiner »

@Melcor
Tatsächlich hört man Geralt Rittersporn mit eben jenem deutschen Namen ansprechen.^^
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Usul
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Re: The Witcher: Erste Staffel der Serie angelaufen; "sehr positive" Nutzer-Wertungen

Beitrag von Usul »

Melcor hat geschrieben: 23.12.2019 15:50Was ich sagen will: Man kann auch Repräsentation und Diversität einbauen, die 'in-universe' Sinn macht und keine bestehenden Charaktere verändert. Macht The Witcher aber nicht. Hier wird einfach ausgelost und zufällig jeder 5. Charakter schwarz gemacht. Das ist Holzhammer-Diversität.
Die Frage wäre, ob diese schlimme Holzhammer-Diversität in der Serie funktioniert oder stört - und nicht, ob sie so in der Vorlage stören würde oder nicht.
Stört sie in der Serie? Und damit meine ich nicht ästhtetisch oder politisch oder gesellschaftlich oder sonstwas...
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Raskir
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Re: The Witcher: Erste Staffel der Serie angelaufen; "sehr positive" Nutzer-Wertungen

Beitrag von Raskir »

Da werden neuerdings ein paar weiße Rollen divers gemacht. Jahrzehntelang , ach was, Jahrtausende lang (ein gewisser Herr aus Bethlehem wünscht kurz vor seinem Geburtstag allen hier alles gute) war das genau anders herum, ist doch wohl wirklich nichts schlimmes dabei. Von mir aus kann vesemir whoopie goldberg und Rittersporn dwayne Johnson sein. Die Serie ist keine 1:1 Umsetzung der Bücher, genauso wenig wie die Witcher Spiele eine Fortsetzung dieser sind (zumindest noch nicht). Sind eigenständige Werke denen die Romane als Vorlage/Leitfaden dienen, aber nicht als Gesetzesbuch. Wer eine 1:1 Adaption erwartet, wird immer enttäuscht werden

Oder ist es wirklich so immersiv störend, dass in einer fiktiven Welt bevölkert von allerlei Spezien und Ungetümen, diese auch von diversen menschlichen rassen Bevölkert wurde?
Zuletzt geändert von Raskir am 23.12.2019 17:08, insgesamt 2-mal geändert.
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Grimmbold
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Re: The Witcher: Erste Staffel der Serie angelaufen; "sehr positive" Nutzer-Wertungen

Beitrag von Grimmbold »

>>Wie der Skelliger aber auf dem Schlachtfeld von dem Beritten Bogenschützen getroffen wird wirkte sehr lächerlich

Genau so starb Harald Godwinson bei der Schlacht von Hastings 1066...
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abcde12345
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Re: The Witcher: Erste Staffel der Serie angelaufen; "sehr positive" Nutzer-Wertungen

Beitrag von abcde12345 »

Raskir hat geschrieben: 23.12.2019 17:03 Da werden neuerdings ein paar weiße Rollen divers gemacht. Jahrzehntelang , ach was, Jahrtausende lang (ein gewisser Herr aus Bethlehem wünscht kurz vor seinem Geburtstag allen hier alles gute) war das genau anders herum, ist doch wohl wirklich nichts schlimmes dabei. Von mir aus kann vesemir whoopie goldberg und Rittersporn dwayne Johnson sein. Die Serie ist keine 1:1 Umsetzung der Bücher, genauso wenig wie die Witcher Spiele eine Fortsetzung dieser sind (zumindest noch nicht). Sind eigenständige Werke denen die Romane als Vorlage/Leitfaden dienen, aber nicht als Gesetzesbuch. Wer eine 1:1 Adaption erwartet, wird immer enttäuscht werden

Oder ist es wirklich so immersiv störend, dass in einer fiktiven Welt bevölkert von allerlei Spezien und Ungetümen, diese auch von diversen menschlichen rassen Bevölkert wurde?
Du greifst den Kern (zumindest meiner) Kritik nicht ganz auf, vielleicht rührt dein Unverständnis daher. Recht gebe ich dir aber auf jeden Fall mit deiner Schlussfolgerung: "Wer eine 1:1 Adaption erwartet, wird immer enttäuscht werden". Absolute Zustimmung. Aber das ist ja nicht der Punkt, zumindest nicht der meine. 1:1 muss nicht sein. Die Welt kann auch gerne angefüllt werden mit neuen Geschichten und Charakteren, wo es reinpasst. Super! Mein Punkt war, daß vor allem wiederkehrende (bekannte) Charaktere so dargestellt werden sollten wie sie in der Primärquelle beschrieben wurden. Wenn sie nicht beschrieben wurden, kann man sie so abändern wie man Bock hat. Aber wenn ein Charakter mit einem bestimmten Aussehen etabliert wurde, und auch noch häufiger vorkommt, dann sollte er so aussehen wie beschrieben.

Ein simpler, pragmatischer Grund dafür ist, daß du nicht weißt ob das Aussehen des Charakters nicht irgendwann doch noch mal wichtig wird/gar Auswirkungen auf einen Plot hat, was dann im schlimmsten Fall zum Bruch der Serie mit der Primärquelle (den Büchern) führen würde. Und was wir uns denke ich alle wünschen ist doch eine Welt, die kanonisch im Einklang ist.

Edit: Noch wichtiger ist mir aber, dass nichts aus unserer Welt etwas in einem Fantasyuniversum zu suchen hat. Wir haben die Werke und Künste von Autoren oder Spieleentwicklern nicht für unsere idealistische Propagandas zu nutzen. Das hat nichts mit der Primärquelle zu tun, es hat nichts mit der Welt zu tun, denn diese ist ja bereit definiert - so wie sie ist. Wer ein "modernisiertes" Fantasy-Epos will mit einer Diversität die in anderen Werken wie dem Witcher nicht geboten ist, der kann sich so ein Epos doch ausdenken. Das fände ich sogar spannend. Leute, die versessen auf Diversität sind (das meine ich nicht negativ), können doch ein Universum erschaffen in dem genau das thematisiert und erklärt wird. Es würde mich brennend interessieren, wie so eine bunte, diverse Welt zustande käme, denn in unserer Welt ist es noch nicht so weit daß wir alle zusammen und in Frieden leben, uns unsere kulturellen höchst spezifischen Eigenschaften aber erhalten haben. Das würde ich mir angucken! Aber dafür sollte keine bereits bestehende Welt verändert werden müssen, das wird der Welt und dem Erschaffer nicht gerecht, denn er/sie hat sie nun mal//nicht grundlos so geschaffen, wie sie erschaffen wurde.

Unabhängig von dem Zitat: In den Büchern wird werden Rassismus und Ausgrenzung durchaus thematisiert, es gibt viel Hass und Diskriminierung. Seien es die Elfen im Brokilon vs. Menschen, seien es tatsächlich die Hautfarbe oder andere Merkmale bestimmter Gruppen.
Zuletzt geändert von abcde12345 am 23.12.2019 18:07, insgesamt 1-mal geändert.
andymk
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Re: The Witcher: Erste Staffel der Serie angelaufen; "sehr positive" Nutzer-Wertungen

Beitrag von andymk »

So, die ersten drei Folgen sind gesehen. Ich schwanke zwischen ok bis gut, mit einigen ärgerlichen Aussetzern in den Bereichen Storytelling, Casting und besonders Ausstattung.

Generell sehe ich eine echtes Bemühen, die Bücher einigermaßen originalgetreu zu verfilmen, gleichzeitig auch ein paar Gamer und das Mainstreampublikum abzuholen und die ganze Nummer handwerklich mehr oder weniger gut zu orchestrieren. Damit ist es bislang schon mal viel besser, als ich befürchtet hatte. Und es macht auch einigermaßen Spaß, sich das alles anzuschauen, also Daumen hoch! Ich meine, die Serienmacher mussten hier fast perfekte Bücher UND eine grandiose Spielereihe ausstechen; das konnte ja gar nicht zu 100% gelingen, aber der Versuch ist ihnen unter`m Strich ganz gut geglückt.

So, nun endlich zum Gejammere.

1) Storytelling: Man versucht, also, über die ersten Kurzgeschichten Geralt einzuführen, gleichzeitig aber auch schon mit Yennefer und Ciri anzufangen - was natürlich nur mit Zeitsprüngen funktionieren kann. Diese sind über mehr oder weniger subtile Erzählelemente angedeutet, was für Kenner der Serie kp ist, für Nichtkenner aber echt schwierig - zumal Chraktere wie Rittersporn nicht mal namentlich vorgestellt werden!

Um direkt in den Myth Arc der Romane reinzukommen, wird auf die ganzen Märchenparodien der Kurzgeschichtenbände (bis jetzt, wie gesagt, bin bei Folge 3) verzichtet - schade! Renfri ist also nur im Rahmen der Falka-Story relevant; dass sie außerdem Schneewitchen ist UND Teil der Dornröschen-Prinzessinnen, kommt gar nicht raus.

Außerdem wurden in den Kurzgeschichten Foki gesetzt, die ich reichlich merkwürdig finde. Warum wurde z.B. bei der Dol Blathanna-Story die Seherin weggelassen? Und warum diese Minenarbeiter bei der Striga-Story hinzugefügt? Das nimmt alles Charakterzüge von Geralt weg, die ich auch bei Konzentration auf den Myth Arc wichtig gefunden hätte. Schade! Aber insgesamt verschmerzbar, halt eine eigene Interpretation.

2) Casting: Hier gibt es leider einige echte Klapser, schon in den ersten Folgen. Machen wir`s kurz: Rittersporn und Triss.

Ersterer hat für mich 0 Charisma und ist viel, viel zu jung und glatt (und kommt als kompletter Loser rüber, wobei er laut den Büchern ein gelehrter Mann und gefeierter Barde ist, nur halt eben auch ein kompletter Lappen - aber gut, dafür kann das Casting nix).

Letzere... also komm, das ist für mich schon Konterrassismus, die äußerlich vielleicht am nachdrücklichsten geschilderte Person der ganzen Serie durch eine völlig andere Ethnie zu ersetzen (meine Frau btw ist rothaarig und fühlt sich tatsächlich angegriffen durch diese Marginalisierung ihres Phänotyps). Triss ist wirklich der einzige Charakter des Witcherverse, den JEDER, der das Buch gelesen hat, mit einer Farbe beschreiben könnte. Nicht mal für Yennefer und Geralt gilt das so stark. Und, bäm, hier muss man dann... aber was rege ich mich auf. Wenn sie wenigstens schauspielerisch was könnte, aber jedenfalls in Folge drei steht sie nur mit leerem Gesichtsausdruck steif in der Gegend rum. Triss wird leider ganz anders beschrieben. Echt ein Griff in die Tonne.

Aber wir wollen auch das Positive nicht vergessen: Cavill als Geralt. Ich war kritisch, ich wurde eines besseren belehrt. Passt super! Und die Yennefer-Darstellerin kommt auch gut.

3) Ausstattung: Mit Abstand größtes Defizit der Serie. Macht sie für mich teilweise nur schwer erträglich, tatsächlich. Imho eine Kombination aus zwei Dingen: kein Budget und kein Stilempfinden.

Billigste Kulissen, lausige Monster, primitive Kostüme und Props: das liegt am Budget. Da sind wir so auf Herkules- oder Buffy-Niveau. Wer GoT kennt, oder auch zB die Tudors, der muss erschaudern. Hoffentlich macht Netflix für die zweite Staffel mehr Kohle locker!

Viel schlimmer aber das mangelnde Stilempfinden. Fangen wir mal an. Hodenrüstungen. Wtf? Das ganze Setting spielt offensichtlich im Fantasy-Spätmittelalter. Für die cintrischen Ritter hat`s doch auch geklappt, warum tragen die NIlfgaarder billige Larp-Rüstungen? Jeder Fanfilm trifft das besser! - Und weiter: Warum hängen die Zauberer in Halloween Land ab, warum sehen die Elfen aus wie schlechte HdR-Cosplayer, und warum liegt Dol Blathanna, das Tal des Überflusses, in einer trockenen Einöde?

Dazu solche Katastrophen wie die Schlacht in Episode 1. Dreieinhalb Komparsen auf einem Greenscreen dreschen nutzlos aufeinander ein? Netflix hat doch gleichzeitig auch diesen Henry-V-Film gemacht, warum nicht dieselbenTypen verwenden und es besser darstellen?

Hier kontrastiert die Serie für mich leider extrem mit den Spielen, die, wie ich finde, den Stil der Vorlage fast perfekt treffen. Klar, das lässt sich budgettechnisch als Serie nicht so einfach umsetzen. Aber einige der Entscheidungen hätte man unabhängig vom Geld so nicht treffen müssen, und da bin ich da, wo ich zuletzt bei GoT abgeschaltet habe: warum muss alles, wo "Fantasy" draufsteht, irgendwann so aussehen wie WoW?


Fassen wir mal zusammen: nach drei Folgen wurden meine allerdings sehr geringen Erwartungen sehr übertroffen und ich schaue es gerne. Und ärgere mich 2, 3 mal pro Folge über aus meiner Sicht grobe Schnitzer und blödsinnige Entscheidungen. Hätte man das nicht anders machen können? Aber es muss ja auch noch was Luft nach oben sein. Bin mal gespannt, wie es weitergeht, und freue mich Stand jetzt auch schon auf Staffel 2.

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R_eQuiEm
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Re: The Witcher: Erste Staffel der Serie angelaufen; "sehr positive" Nutzer-Wertungen

Beitrag von R_eQuiEm »

Usul hat geschrieben: 23.12.2019 16:49
Melcor hat geschrieben: 23.12.2019 15:50Was ich sagen will: Man kann auch Repräsentation und Diversität einbauen, die 'in-universe' Sinn macht und keine bestehenden Charaktere verändert. Macht The Witcher aber nicht. Hier wird einfach ausgelost und zufällig jeder 5. Charakter schwarz gemacht. Das ist Holzhammer-Diversität.
Die Frage wäre, ob diese schlimme Holzhammer-Diversität in der Serie funktioniert oder stört - und nicht, ob sie so in der Vorlage stören würde oder nicht.
Stört sie in der Serie? Und damit meine ich nicht ästhtetisch oder politisch oder gesellschaftlich oder sonstwas...
Ja, sie stört. Ist doch offenkundig wenn hier darüber kritik geäußert wird.
Und wenn dir die oben genannten adjektive wie ästethisch oder politisch nicht ausreichen, welchen Grund würdest du denn als legitim betrachten? Die Originalquelle darfs ja auch nicht sein.
Oder anders gefragt worin würdest du bemessen ob sie funktioniert? Am imdb-score?
"Bei uns gibt es ein Sprichwort: Wenn ein Problem gelöst werden kann, ist es sinnlos sich darüber Gedanken zu machen. Wenn es nicht gelöst werden kann, ist denken auch nicht gut."
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Usul
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Re: The Witcher: Erste Staffel der Serie angelaufen; "sehr positive" Nutzer-Wertungen

Beitrag von Usul »

R_eQuiEm hat geschrieben: 23.12.2019 18:53Ja, sie stört. Ist doch offenkundig wenn hier darüber kritik geäußert wird.
Die Kritik wurde hier auch schon geäußert, bevor es die Serie überhaupt zu sehen gab. Eben aus Prinzip und nicht weil das dann in der Serie irgendwie gestört hätte oder sonstwas. Von daher ist das nicht wirklich aussagekräftig, wenn die stets gleichen Leute die stets gleiche "Kritik" äußern. Also für mich, meine ich jetzt. Andere mögen das anders sehen.

Und wenn dir die oben genannten adjektive wie ästethisch oder politisch nicht ausreichen, welchen Grund würdest du denn als legitim betrachten? Die Originalquelle darfs ja auch nicht sein.
Wenn jemand solch eine "Diversität" aus politischen Gründen nicht gut findet, würde ich das als nicht legitim bezeichnen. Welche politischen Gründen könnten das sein? Generelle Abneigung gegen jedwede Form von Diversität z.B.... oder ein Problem damit, daß "weiße" Figuren mit "nicht-weißen" Personen besetzt werden, weil persönliche Ressentiments gegen solche "nicht-weißen" Personen bestehen.
Obacht: Ich sage nicht, daß das der Grund für die Kritik hier ist... sondern spezifiziere, was ich mit politischen Gründen meine. Daß ich so etwas dann nicht akzeptabel finde, ist meines Erachtens nachvollziehbar.

Ästhetische Gründe... wie sähen die aus? Dem einen gefällt die eine Haarfarbe nicht, dem anderen die Nase, dem anderen die Oberweite, dem anderen die Hautfarbe... Subjektive Bewertungen - und dann sollte man sich eingestehen, daß diese subjektiv sind und nicht unbedingt etwas Grundsätzliches am Werk darstellen.

Oder anders gefragt worin würdest du bemessen ob sie funktioniert? Am imdb-score?
Mache ich den Eindruck, daß mir der imdb-Score irgendwie wichtig ist? Ich hoffe und glaube nicht.

Solange die Hautfarbe z.B. im Film zu keinem inhaltlichen Problem führt, ist die nebensächlich - und dann funktioniert die hier teilweise kritisierte Diversität meiner höchstbescheidenen Meinung nach. Ein inhaltliches Problem wäre, wenn die Hautfarbe etwa inhaltlich ein Thema ist und die Hautfarbe eines Darstellers dem zuwiderläuft.

Fiktives Beispiel aus der realen Welt: Ein Buch spielt in Südafrika der 80er Jahre, mit einem weißen Hauptdarsteller, der keine Probleme mit der Apartheid hat.
Nun wird das heute verfilmt und man denkt sich, daß ein schwarzer Darsteller ja geil wäre. Wenn sie sonst kaum etwas ändern, würde das natürlich nicht funktionieren, weil ein Schwarzer nicht die Rolle eines Weißen im Südafrika der 80er Jahre spielen kann.
Das würde also nicht funktionieren.

Jetzt könnte man hergehen und das Setting ins heutige Südafrika verlegen... und dann wäre es schon wieder anders, dann würde es auf weitere inhaltliche Dinge ankommen und um was es schlußendlich geht.
Das KÖNNTE funktionieren.

Einfach gegen eine Form von Diversität sein, nur weil es eine Form von Diversität ist, finde ich hingegen - vorsichtig ausgedrückt - kindisch.
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Re: The Witcher: Erste Staffel der Serie angelaufen; "sehr positive" Nutzer-Wertungen

Beitrag von Melcor »

SethSteiner hat geschrieben: 23.12.2019 16:37 @Melcor
Tatsächlich hört man Geralt Rittersporn mit eben jenem deutschen Namen ansprechen.^^
Kudos an die deutschen Übersetzer. Keine Ahnung was sich die Schreiber im Original dachten.

Usul hat geschrieben: 23.12.2019 16:49
Melcor hat geschrieben: 23.12.2019 15:50Was ich sagen will: Man kann auch Repräsentation und Diversität einbauen, die 'in-universe' Sinn macht und keine bestehenden Charaktere verändert. Macht The Witcher aber nicht. Hier wird einfach ausgelost und zufällig jeder 5. Charakter schwarz gemacht. Das ist Holzhammer-Diversität.
Die Frage wäre, ob diese schlimme Holzhammer-Diversität in der Serie funktioniert oder stört - und nicht, ob sie so in der Vorlage stören würde oder nicht.
Stört sie in der Serie? Und damit meine ich nicht ästhtetisch oder politisch oder gesellschaftlich oder sonstwas...
Das kommt natürlich auf jeden selbst an. Ich schätze interne Konsistenz, deswegen reißt mich das oft aus dem Geschehen und ich sehe nur Netflix Executives, die das Häkchen bei "Diversity" setzen. Ich tue mir auch schwer Triss in der Serie tatsächlich als Triss zu sehen. Aber das muss nicht jedem so gehen.

Raskir hat geschrieben: 23.12.2019 17:03 Da werden neuerdings ein paar weiße Rollen divers gemacht. Jahrzehntelang , ach was, Jahrtausende lang (ein gewisser Herr aus Bethlehem wünscht kurz vor seinem Geburtstag allen hier alles gute) war das genau anders herum, ist doch wohl wirklich nichts schlimmes dabei.
"Affirmative Action" bei Diversität in Filmen also? Weil es früher mies war, dreht man alles einfach um und macht es genauso mies, bloß anders rum? Früher hatte man einen Weißen in Brownface als Gandhi, jetzt haben wir einen Schwarzen Achilles. Bravo. Fortschritt... Glaube ich?
Raskir hat geschrieben: 23.12.2019 17:03 Oder ist es wirklich so immersiv störend, dass in einer fiktiven Welt bevölkert von allerlei Spezien und Ungetümen, diese auch von diversen menschlichen rassen Bevölkert wurde?
Interne Konsistenz. Dieses dumme Argument "Es ist Fantasy, da geht alles" ist wirklich nervig. Auch für eine Fantasywelt bestehen Regeln; es wird eine Welt aufgebaut, die konsistent sein muss. Das hat bereits Tolkien so etabliert. Die Welt des Witchers hat einen "nahen Osten" und ein "Afrika" mit entsprechenden Ethnizitäten. Wenn in den Nördlichen Königreichen nun so aussehen, stellt das die Frage wieso es hier so einen Völkermarsch gab:

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Das ist Jahrzehnte vor dem Krieg mit Nilfgaard.
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