Serious Lee hat geschrieben: ↑08.01.2020 17:13
Über die Tatsache, dass die Geschlechter tendenziell unterschiedlich sind zu diskutieren ist doch müßig. Es ist wie es ist.
Was fangen wir damit an? Das ist die entscheidende Frage.
Erstmal sehe ich das Selbstbestimmungsrecht als das höchste Gut an. Dass eine Person sein darf was sie sein möchte. Gleichzeitig möchte ich einwerfen, dass diese Eigenmotivation auch aus sozialem Druck heraus entstehen kann. Sich und den Mitmenschen etwas beweisen wollen, indem man starre Muster verlässt. Das ist mutig, aber führt zu erhöhtem Anpassungsdruck. Wäre also wichtig für das Individuum in sich hineinzufühlen, was der Eigenanspruch ist, wo der Stress von außen kommt und wo es vielleicht identitässtiftend ist sich anzupassen und wo man vielleicht eher Interessen anderer Leute bedient.
Dann wäre da auch die identitätsstiftenden Dinge anderer Menschen zu respektieren. Es muss nicht alles gleichgeschaltet sein. Es darf Medien und Geschichten für Männer geben, für Frauen, für Leute die diese Rollen gerne tauschen ... da hat jeder unterschiedliche Bedürfnisse. Zur Vielfalt gehört aber auch bei der Ausbreitung eigener Interessen anderen ihren Raum zu lassen. In diesem Fall hieße das zu akzeptieren, dass das hier halt ein "Jungs-Spiel" ist. Unabhängig davon wie ungelenk das nun vom Entwickler kommuniziert wurde.
Mr ist schon bewusst, dass das Thema hitzig ist und wie gesagt eine Stellvertreterdiskussion für politische Themen etc.. Aber gleichzeitig ist es auch wieder sehr viel trivialer, als es hochgekocht wird. Vor allem täten wir gut daran ein wenig mehr Verständnis füreinander aufzubringen und das Individuum im Dialog zu sehen, nicht den Hashtag oder die Etikette. Dann würden wir diese Dinge ganz anders besprechen.
Kann das so unterschreiben.
Gerade zu einer guten Geschichte gehört für mich auch ein ausgeklügelter Charakter. Das kann ein Mann sein. Das kann eine Frau sein. Das kann irgendwas sein, Hauptsache es wirkt nicht aufgesetzt oder gar beliebig.
Wenn man weich gespülte, völlig charakterlose Charaktere auf die Leinwand zaubert, dann ist es in der Tat egal ob der Darsteller männlich oder weiblich ist. Die wirkliche Tiefe, das ein Charakter schon an sich eine Geschichte erzählt, die vielleicht auch Narben an ihm zurück gelassen hat, fällt gefühlt leider immer mehr dem perfekten Bild eines eigenen Avatars zum Opfer.
Ich würde das natürlich niemand verbieten. Allerdings ist doch gerade am Rollenspiel das schöne, das ich jemand verkörpern kann, der mir so gar nicht ähnlich ist. Und diese Wahl nehmen mir viele Spiele ja schon grundsätzlich ab, da die Charaktere fest vorgegeben sind. Ist das schlimm? Keineswegs.
Hierbei bin ich als alter Tabletop, P&P, Rollenspieler vielleicht besonders anspruchsvoll. Mich stößt diese ganze Hochglanz-Industrie mit ihrer "Du kannst alles sein was Du willst" Mentalität einfach entsetzlich ab. Für mich gehört zu jeder Rolle ein glaubhafter Hintergrund. Super Beispiel hierfür wäre z.B. Tyranny. Hier erstelle ich mir keinen Bilderbuch-Helden, sondern schreibe selber einen Teil der Geschichte, und muss dabei mit allen Vor- und Nachteilen der getroffenen Entscheidungen leben. Storytelling funktioniert in einem engen Rahmen meist ohnehin viel besser. OK, bei einem Militärshooter gehört Storytelling jetzt nicht unbedingt zu den Erwartungen die man an das Spiel stellt...
Hand auf Herz:
Der Entwickler hat so entschieden, Punkt. Ich an deren Stelle hätte wahrscheinlich geantwortet, dass so entschieden wurde und fertig. Gar nicht groß begründen, oder näher drauf eingehen. Du produzierst ein Produkt. Es ist Dein Produkt. Passt jemand nicht? Gut, kauf dir ein anderes.
In diesem Fall hieße das zu akzeptieren, dass das hier halt ein "Jungs-Spiel" ist. Unabhängig davon wie ungelenk das nun vom Entwickler kommuniziert wurde.
An dieser Akzeptanz scheitert es leider oftmals. Siehe auch die Frau, die ihre Tochter mit aller Gewalt in einen Knabenchor reinklagen wollte. Sowas tut mir furchtbar weh... und zwar im Hinblick aller Beteiligten. Vor lauter Selbstüberhöhung hinterlassen viele Menschen bei mir leider den Eindruck, das ihnen jede Akzeptanz fehlt, einfach mal Gegebenheiten hinzunehmen. Eigentlich kann man nur froh sein das dass Kind kein Pony in der 2-Zimmer Wohnung halten wollte...