Bungie: Halo-Miterfinder Marcus Lehto begründet seinen Weggang mit Crunch

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4P|BOT2
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Bungie: Halo-Miterfinder Marcus Lehto begründet seinen Weggang mit Crunch

Beitrag von 4P|BOT2 »

Marcus Lehto, der u.a. an der Erschaffung der Shooter-Reihe Halo maßgeblich beteiligt war, führt Crunch als einen der Gründe an, warum er Bungie im Jahr 2012 den Rücken gekehrt und sein eigenes Studio V1 Interactive gegründet hat. "Einer der Gründe, warum ich Bungie verlassen habe und warum meines Wissens Leute aus der Industrie zu uns hier bei V1 gekommen sind, ist, dass viele von uns die schlech...

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Doc Angelo
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Re: Bungie: Halo-Miterfinder Marcus Lehto begründet seinen Weggang mit Crunch

Beitrag von Doc Angelo »

Ich finde die Aussage, dass Überstunden im eigenen Büro nicht zu 100% ausgeschlossen werden, nicht als Relativierung aufzufassen sein muss. Es ist einfach ein Teil der Entwicklungsrealität. Wenn man Crunch zu 90% ausschließt, ist schon mal viel gewonnen. Die letzten 10% kosten ein vielfaches im Vergleich zu den 90%.
Wenn man bis zum Hals in der Scheiße steckt, sollte man nicht den Kopf hängen lassen.
CritsJumper
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Re: Bungie: Halo-Miterfinder Marcus Lehto begründet seinen Weggang mit Crunch

Beitrag von CritsJumper »

Seufz. Crunsh ist und bleibt wohl immer ein Problem bei Videospielen. Letztlich kommt es aber auch daher das ein Künstler mit seinem Werk nie zufrieden ist. Was bleibst ist das jeder Bereich einfach, auch nach Abschluss noch Zeit haben sollte es zu verbessern, auf eigene Kosten im Anschluss nach der Erschaffung des "Grundgerüst".

Dann wird ganz schnell klar, wenn die Qualität im eigenen Interesse liegt aber gegen die Gier nach mehr arbeitet. Es dazu kommt das das Spiel fertig sein muss. ;D

Es wäre dann kein Crunch aber mindestens genauso schlimm. Wenn der Crunch, per Zeit nur 5 bis 10% der Gesamtentwicklungszeit einnimmt, würde ich es auch nicht als so schwierig betrachten. Es ist halt nur dazu da um noch mal den qualitativen Durchschnitt anzuheben, bevor alle Torschusspanik bekommen.
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dx1
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Re: Bungie: Halo-Miterfinder Marcus Lehto begründet seinen Weggang mit Crunch

Beitrag von dx1 »

ChrisJumper hat geschrieben: 22.01.2020 21:47 … Letztlich kommt es aber auch daher das ein Künstler mit seinem Werk nie zufrieden ist.

[…]

Wenn der Crunch, per Zeit nur 5 bis 10% der Gesamtentwicklungszeit einnimmt, würde ich es auch nicht als so schwierig betrachten.
Für die Nichtkünstler: Mit zwanzig Jahren und Abi dann doch in die Ausbildung und mit 67 in Rente – bzw. fünf bis zehn Prozent Arbeitsjahre später mit 69 oder fast 72 Jahren.

Wenn der Künstler sein Werk perfektionieren will, soll er das bitte als Einzelunternehmer ohne Angestellte tun.
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Gast
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Re: Bungie: Halo-Miterfinder Marcus Lehto begründet seinen Weggang mit Crunch

Beitrag von Gast »

Gibt es eigentlich pro verteilter Lootbox eine Kunst äh Crunch Prämie?
Wortgewandt
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Re: Bungie: Halo-Miterfinder Marcus Lehto begründet seinen Weggang mit Crunch

Beitrag von Wortgewandt »

Ich hab nie verstanden, wie so ein Bullshit überhaupt erst entstehen konnte, denn am Ende gehts es nicht um den Weltfrieden, sondern um fucking Games. Nicht mehr. Einfach nur Games.

Was soll eigentlich dieser Crunch-Scheiss? Warum plant man nicht grosszügigere Timings? Was kostet ein Monat denn bitte mehr bei einer AAA-Produktion?

Bei Filmen werden ganze Sequenzen nachgedreht, wenn etwas beim Testpublikum durchfällt. Da wird von Anfang an einfach Budget eingeplant. Warum sind die in der Spieleindustrie eigentlich zu blöd, sauber zu planen? Ich kapiere es nicht.

Und ja, mich regt diese Ausbeutung massiv auf - denn es geht einfach nur um Games.
johndoe2009951
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Re: Bungie: Halo-Miterfinder Marcus Lehto begründet seinen Weggang mit Crunch

Beitrag von johndoe2009951 »

Du hast aber schon mitbekommen, dass Games mittlerweile ein milliardenschwere Industrie sind. Natürlich gehts nur ums Geld. Die Leute wollen auch immer größer, besser und schöner. Kannst du doch hier nachlesen.

Und der Vergleich mit Filmen...na ja lassen wir das. Das sind schon 2 verschiedene paar Schuhe.
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dx1
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Re: Bungie: Halo-Miterfinder Marcus Lehto begründet seinen Weggang mit Crunch

Beitrag von dx1 »

Vor allem steht bei Filmen auch gerne mal das Premierendatum fest. Dann muss Lethal Weapon 4 innerhalb von 33 Tagen nach Drehschluss fertig geschnitten sein oder der Scorpion King wird schnell-schnell animiert und gerendert, was richtig schlecht aussieht oder in Daredevil werden Animationen aus Spider-Man wieder verwendet.

Nee, auch in Hollywood wird gecruncht.

Länger her: Die Produzenten von Fox und andere Amerikaner am Set von Alien haben nicht verstanden, warum die britische Crew (Beleuchter, Kamerassistenten, Bühnenbau, usw.) bei Feierabend nach hause gegangen ist. 16 Stunden pro Drehtag ist teilweise immer noch normal. U.a. Brent Spiner und Kate Mulgrew lassen gerne mal mehr oder weniger deutlich durchblicken, wie "schön" ihre Zeit bei Star Trek war, als sie nur zum Textlernen für den nächsten Tag und eine Mütze Schlaf nach hause gefahren sind.
Zuletzt geändert von dx1 am 23.01.2020 09:56, insgesamt 1-mal geändert.
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Shotta
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Re: Bungie: Halo-Miterfinder Marcus Lehto begründet seinen Weggang mit Crunch

Beitrag von Shotta »

Wortgewandt hat geschrieben: 23.01.2020 09:23 Ich hab nie verstanden, wie so ein Bullshit überhaupt erst entstehen konnte, denn am Ende gehts es nicht um den Weltfrieden, sondern um fucking Games. Nicht mehr. Einfach nur Games.
Es geht nicht nur um games, es geht um Money Money Money. Und wenn halt iein CEO beschliesst das es am gewinnbringensten ist, das Spiel so früh wie möglich rauszubringen (und die Angestellten zu verheizen), dann ist es halt so.


Der Clou:

Der Kunde kauft es trotzdem.
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Hühnermensch
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Re: Bungie: Halo-Miterfinder Marcus Lehto begründet seinen Weggang mit Crunch

Beitrag von Hühnermensch »

Wortgewandt hat geschrieben: 23.01.2020 09:23 Ich hab nie verstanden, wie so ein Bullshit überhaupt erst entstehen konnte, denn am Ende gehts es nicht um den Weltfrieden, sondern um fucking Games. Nicht mehr. Einfach nur Games.

Was soll eigentlich dieser Crunch-Scheiss? Warum plant man nicht grosszügigere Timings? Was kostet ein Monat denn bitte mehr bei einer AAA-Produktion?

Und ja, mich regt diese Ausbeutung massiv auf - denn es geht einfach nur um Games.
Kapitalismus.

Es geht nur darum, mit den niedrigst-möglichen Ausgaben so viel wie möglich einzunehmen, völlig egal, ob dabei Mitarbeiter auf der Strecke bleiben? Wozu sich denn auch Sorgen machen? Gibt genug Deppen, die unbedingt in die tolle Videospielbranche möchten und daher "zumindest für den Einstieg" diese Bedingungen über sich ergehen lassen. Wie man sieht, sind auch langjährige Mitarbeiter nicht davon ausgeschlossen.

Warum sollten die Publisher etwas ändern? Man hat weltbekannte, profitable Marken wie jetzt beispielsweise GTA, die von reihenweise Schafen so oder so gekauft werden, völlig egal, unter welchen Umständen sie entwickelt wurden.

Crunch hat sich über die Jahrzehnte leider als fester Bestandteil etabliert und ist für viele Firmen kaum noch wegzudenken, weil viel Arbeit = Profit.
Wortgewandt hat geschrieben: 23.01.2020 09:23 Bei Filmen werden ganze Sequenzen nachgedreht, wenn etwas beim Testpublikum durchfällt. Da wird von Anfang an einfach Budget eingeplant. Warum sind die in der Spieleindustrie eigentlich zu blöd, sauber zu planen? Ich kapiere es nicht.
Das sehe ich nicht unbedingt als etwas Positives an. So etwas zeigt nur, dass der Publisher keinerlei Vertrauen zum Entwickler und seiner Vision hat und es nur darum geht, es so vielen Kunden wie möglich recht zu haben. Außerdem kann man sich da bei dem Testpublikum ganz schnell ein Bein stellen. Ich habe zumindest keine Lust darauf, dass (mal ein extremes Beispiel) Elden Ring vollkommen runiniert wird, weil sich eine Handvoll Mommy-Blogger oder SJWs über diverse Elemente im Spiel aufgeregt haben, obwohl sie überhaupt keine Ahnung von der Materie haben oder gar zur Zielgruppe gehören. Aber weil sie ja dennoch eine Käuferschicht darstellen, werden sie trotzdem eingeladen.

Wie lächerlich-traurig war es zum Beispiel auch zu lesen, dass für Rise of Skywalker bis zu 5 verschiedene Enden gedreht wurden und man bis kurz vor Release noch Elemente geändert hat?
How ironic, that a game called Magic the Gathering would tear us apart.
Astorek86
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Re: Bungie: Halo-Miterfinder Marcus Lehto begründet seinen Weggang mit Crunch

Beitrag von Astorek86 »

Bevor die ganzen Crunch-Geschichten an die Oberfläche drangen (oder das Wort überhaupt eine Bedeutung für Nicht-Programmierer bekam) konnte man Mitarbeiter auch schön damit ködern, dass man Videospiele programmiert. Ganz nach dem Motto: Wer würde denn nicht an seinem Lieblingsvideospiel eine tragende Rolle bei der Entwicklung übernehmen?
Dass da Firmen auf die Idee kommen, derartige Leute auszunutzen, dürfte im Nachhinein nicht verwunderlich sein. Und jetzt haben wir eine Branche, die Crunchen als "normal" ansieht und vorausgesetzt wird, andernfalls wird man den entsprechenden Mitarbeiter schon irgendwie los... Gibt ja genügend Leute dafür, die ihn mit Freuden ersetzen...
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Kajetan
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Re: Bungie: Halo-Miterfinder Marcus Lehto begründet seinen Weggang mit Crunch

Beitrag von Kajetan »

dx1 hat geschrieben: 23.01.2020 09:55 16 Stunden pro Drehtag ist teilweise immer noch normal. U.a. Brent Spiner und Kate Mulgrew lassen gerne mal mehr oder weniger deutlich durchblicken, wie "schön" ihre Zeit bei Star Trek war, als sie nur zum Textlernen für den nächsten Tag und eine Mütze Schlaf nach hause gefahren sind.
Wenn Du entsprechend positiv motiviert bist, wenn Du der Sache sehr positiv gegenüber stehst, ist das sog. Eustress, positiver Stress, wo körperliche Belastungen besser aufgefangen und kompensiert werden können. Wenn Du aber 16h täglich arbeiten musst, um nicht Deinen Job zu verlieren, wenn da zusätzlich noch arschige Vorgesetzte & Kollegen hinzukommen, dann hauen vor allem die seelischen Belastung richtig rein, weil man dann unter Disstress leidet, negativem Stress. Davon reden wir, wenn von Crunch die Rede ist.

Je bessere Arbeitsbedingungen ein Studioboss herstellt, umso mehr kann er ohne Folgen von seinen Angestellten abverlangen, weil nicht wenig davon sogar freiwillig (!) und gerne (!) gegeben wird. Und wenn der Boss ein richtig guter Boss ist, dann nimmt er dieses Geschenk (weil das ist es nämlich) nur in ganz seltenen Ausnahmefällen an, anstatt es zum Dauerzustand zu machen.

Wenn im Studio aber ne Scheissstimmung herrscht, Leute gemobbt werden, sich Egomanen austoben ... dann haben wir eine Situation wie z.B. bei Bioware im Anthem-Team oder bei Rockstar. Dann werden die Leute krank und müssen manchmal ihre ganze Karriere an den Nagel hängen, weil sie am Ende sind.
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Doc Angelo
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Re: Bungie: Halo-Miterfinder Marcus Lehto begründet seinen Weggang mit Crunch

Beitrag von Doc Angelo »

Wortgewandt hat geschrieben: 23.01.2020 09:23 Bei Filmen werden ganze Sequenzen nachgedreht, wenn etwas beim Testpublikum durchfällt. Da wird von Anfang an einfach Budget eingeplant. Warum sind die in der Spieleindustrie eigentlich zu blöd, sauber zu planen? Ich kapiere es nicht.
Bei Filmen und Serien ist der Crunch noch viel heftiger, und dort sogar Standard. Leider. Ich war ziemlich baff, als ich gelesen habe, das nicht wenige Stars zum Beispiel bei Star Trek TNG praktisch auf dem Gelände gelebt haben. Es wird bei Filmen und Serien alles in so kurzer Zeit wie möglich gedreht, die Drehreihenfolge wird darauf optimiert, das alles so schnell wie möglich im Kasten ist.

In der Branche gibts auch einige Leute, die so ein Leben nicht aushalten konnten. Aber solche Kommentare findet man nicht in den Extras der DVD oder Bluray. Da wird dem Kunden lieber vorgemacht, das sie alle die tollste Zeit ihres Lebens hatten, und das alle die ganz doll besten Freunde waren. Das ist im Grunde auch ein Teil des Jobs eines Schauspielers, das sogar off-screen noch so getan wird, als wäre alles ganz toll - damit der Kunde ein wohliges Gefühl bekommt beim Konsum des Produkts.

Ich kann mich noch erinnern, das Patrick Stewart behauptet hat, das er großer Star-Trek-Fan sei und gerne die Rolle in TNG angenommen habe. Marketing-Lügen.
Wenn man bis zum Hals in der Scheiße steckt, sollte man nicht den Kopf hängen lassen.
flo-rida86
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Re: Bungie: Halo-Miterfinder Marcus Lehto begründet seinen Weggang mit Crunch

Beitrag von flo-rida86 »

Wortgewandt hat geschrieben: 23.01.2020 09:23 Ich hab nie verstanden, wie so ein Bullshit überhaupt erst entstehen konnte, denn am Ende gehts es nicht um den Weltfrieden, sondern um fucking Games. Nicht mehr. Einfach nur Games.

Was soll eigentlich dieser Crunch-Scheiss? Warum plant man nicht grosszügigere Timings? Was kostet ein Monat denn bitte mehr bei einer AAA-Produktion?

Bei Filmen werden ganze Sequenzen nachgedreht, wenn etwas beim Testpublikum durchfällt. Da wird von Anfang an einfach Budget eingeplant. Warum sind die in der Spieleindustrie eigentlich zu blöd, sauber zu planen? Ich kapiere es nicht.

Und ja, mich regt diese Ausbeutung massiv auf - denn es geht einfach nur um Games.
Ist der Druck von oben,auch wenn es am Ende nur games sind ist damit verdammt viel Geld verbunden und nur um letzteres geht es am Ende,du siehst ja wie viel die Gaming Industrie einfährt.
Gast
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Re: Bungie: Halo-Miterfinder Marcus Lehto begründet seinen Weggang mit Crunch

Beitrag von Gast »

Doc Angelo hat geschrieben: 23.01.2020 11:20
Wortgewandt hat geschrieben: 23.01.2020 09:23 Bei Filmen werden ganze Sequenzen nachgedreht, wenn etwas beim Testpublikum durchfällt. Da wird von Anfang an einfach Budget eingeplant. Warum sind die in der Spieleindustrie eigentlich zu blöd, sauber zu planen? Ich kapiere es nicht.
Bei Filmen und Serien ist der Crunch noch viel heftiger, und dort sogar Standard. Leider. Ich war ziemlich baff, als ich gelesen habe, das nicht wenige Stars zum Beispiel bei Star Trek TNG praktisch auf dem Gelände gelebt haben. Es wird bei Filmen und Serien alles in so kurzer Zeit wie möglich gedreht, die Drehreihenfolge wird darauf optimiert, das alles so schnell wie möglich im Kasten ist.

In der Branche gibts auch einige Leute, die so ein Leben nicht aushalten konnten. Aber solche Kommentare findet man nicht in den Extras der DVD oder Bluray. Da wird dem Kunden lieber vorgemacht, das sie alle die tollste Zeit ihres Lebens hatten, und das alle die ganz doll besten Freunde waren. Das ist im Grunde auch ein Teil des Jobs eines Schauspielers, das sogar off-screen noch so getan wird, als wäre alles ganz toll - damit der Kunde ein wohliges Gefühl bekommt beim Konsum des Produkts.

Ich kann mich noch erinnern, das Patrick Stewart behauptet hat, das er großer Star-Trek-Fan sei und gerne die Rolle in TNG angenommen habe. Marketing-Lügen.
Das kommt aber immer drauf an, warum das so ist. Wenn eine Serie oder Film an entlegenen Orten dieser Erde gedreht werden (siehe Herr der Ringe), dann kann ich sogar verstehen wenn Drehtage möglichst ausgenutzt werden, denn wenn Du irgendwo im Niemalsland von Neuseeland mit Deinem Team sitzt, willst Du diese Zeit nicht unnötig überdehnen. Zumal da wahrscheinlich noch nicht mal wirklich Freizeit Aktivität geboten wäre, mangels Zivilisation in gangbarer Nähe. Da würde ich persönlich als Mitarbeiter wohl auch eher hoffen, das alles schnellstmöglich abgedreht wird, so das ich nach Wochen oder ggf. Monaten wieder bei der Familie sein kann.

Das bei solchen Projekten "Crunch" dann irgendwo dazugehört, ja, kann man schon teilweise so sagen. Wie sollte ein solcher Dreh auch sonst funktionieren? Genau so kannst Du bei einem Formel1 Team nicht einfach sagen, das obwohl nächstes Wochenende Rennen in Italien stattfindet, Du lieber mit Deiner Frau in den Alpen wandern willst. Ebenso wenn Dein Fahrer die Karre im Training zu Schrott fährt... musst Du eben ggf. eine Nachtschicht einlegen, es sei denn Du sagst dir... ok, fahren wir das Rennen halt nur mit einem Auto... Das Team braucht die Kohle für die Entwicklung des Autos, wovon wiederum mein Gehalt bezahlt wird. Aber Scheiß drauf? Ich bin jetzt mal Salty...

Ob Du solche Berufe ausübst oder nicht ist Dir überlassen. Aber den Beruf annehmen und dann sagen... hey die ganze Scheiße geht mir übelst auf den Sack. Das hat mir keiner vorher gesagt. Ach wirklich? Ich kann mir kaum vorstellen das irgendein Mensch auf diesem Planeten nicht schon beim Einstellungsgespräch auf Crunch hingewiesen wird. Da wird idR sogar noch gefragt, wie gut Du mit Stress umgehen kannst.

Wobei ich persönlich es schon so sehe, das gerade bei der Entwicklung eines Spiels Crunch eben vermeidbar ist, im Gegensatz zu manchem Filmdreh oder einer Tätigkeit im Profisport, wo Du eben oft Monate um den Globus reist, und nicht auf Deine Work-Life-Balance bestehen kannst. Um nochmal beim Film zu bleiben. Habe mir das Bonusmaterial am Ende von GoT einmal komplett angesehen. Da waren teils Menschen dabei, die haben ihr zu Hause Jahre (!) nicht gesehen. Für diese war das Team am Ende sowas wie ihre Familie. Und die Leute hatten durchaus 16 Stunden Drehtage! Kommt halt auch sehr darauf an, wie das Arbeitsklima und die Bedingungen sind. Ob Du 7 Stunden, halbtags oder 16 Stunden arbeitest ist völlig nebensächlich, so lange Du dich bei deiner Arbeit wohl fühlst. Das alleine an Zahlen festzumachen ist grotesk. Ich kenne Selbstständige, die haben keinen Tag und keine Minute Ruhe, und die brauchen das. Man sollte hier wirklich nicht alles über einen Kamm scheren!
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