Kajetan hat geschrieben: ↑03.02.2020 12:47
PickleRick hat geschrieben: ↑03.02.2020 12:34
Umsatzzahlen haben durchaus noch eine Relevanz und sind nicht völlig weltfremde Luftikuszahlen.
Keine Frage, nur ... woher kommt diese Zahl? Viele erfolgreiche Spiele? Nur ein besonders erfolgreiches Spiel? Mäßige Abverkäufe werden durch Psychofallen wie Lootboxen und anderes DLC-Gedöns überkompensiert? Sprich, EA hat insgesamt weniger Kunden, aber kann die übriggebliebenen Kunden besser schröpfen?
Wir wissen zumindest, dass die paar Prozent Umsatzsteigerung nicht durch mehr Spielverkäufe, durch mehr Kunden, sondern durch die Online-Umsätze in den Spielen erzeugt werden. Denn das wird im Geschäftsbericht gesondert als Erfolg aufgeführt, weil es eine ganz ERHEBLICHE Summe darstellt. Sprich, die Vermutung, dass EA nicht mehr Kunden gewonnen hat, sondern nur besser darin geworden ist seine noch bestehende Kundschaft besser auszunehmen, könnte der Wirklichkeit entsprechen.
Media Markt und Co haben mehr oder weniger so gut wie IMMER Rückgaberecht oder zumindest Stock-Rotation (alte Ware zurück, dafür wird neu gekauft).
Wie es in der Gaming-Industrie genau ist kann ich nicht sagen, ich vermute aber es wird nicht anders sein als bei Hardware,Mobiltelefonen,Tablets,etc,etc: die Märkte (oder auch kleine Händler) kaufen nicht DIREKT beim Publisher/Hersteller sondern über einen Distributor.
Einfach weil sich kaum ein Hersteller/Publisher das antun will an viele Lieferadressen, viele kleine Pakete (mit geringen Stkzahlen) zu liefern (was entsprechend Lieferkosten verursacht) und sich dann noch um die ganze Buchhaltung drum rum kümmern will (vers. Zahlungsziele,Mahnwesen,Vorfinanzierung,etc)
Daher gibt es eben Distributoren, die kaufen in grösseren Stkzahlen direkt vom Hersteller und verkaufen weiter an Händler.
Wie gesagt, wie es bei Videospielen genau funktioniert weiss ich nur flüchtig, ich komme aus der Mobiltelefon-Branche und daher kann ich sagen:
Für Hersteller zuerst wichtig ist Verkauf an Distributor (es gibt auch Forecast-Systeme,etc,etc)
Der Distributor reportet aber wiederum die Verkäufe an Händler an den Hersteller
Der Händler (wie ein Media Markt) reportet wiederum ebenso seine Verkäufe an Endkunden an den Hersteller
Dies daher weil es meist rebate-Systeme gibt :
Der Einkaufspreis des Distributors ist im vergleich zum UVP (der ja gesetzmässig nur eine Empfehlung ist, aber nicht bindend, ansonsten wäre es eine Preisabsprache) dermassen hoch, dass er mit kaum Marge an Händler verkaufen kann und der wiederum mit kaum Marge an Endkunden (und ein Unterbieten des UVP somit nicht gewinnbringend möglich ist, womit man "elegant" eine illegalen Preisabsprache/vorgabe umgangen hat).
Erst nach Erhalt der Verkaufszahlen werden rebates (entweder monatlich oder quartalsmässig) ausgeschüttet - man bekommt also pro verkauften Stk dann noch etwas was zum Gewinn führt.
Bleibt Ware unverkauft (entweder beim Händler oder Distributor) werden irgendwann Massnahmen durchgeführt, zusätzliche Geldspritze (meist "getarnt" als WKZ - Werbekostenzuschuss) um Ware abzuwerten und abzustossen...
ist aber meist ziemliches Hickhack und Verhandlung.
Zusätzlich sei gesagt; je nach Produkt kauft ein Media Markt keine grossen Stückzahlen (übrigens gibt es zwar eine gemeinsame Verwaltung mit gemeinsamen Aktionen,Werbungen,etc aber jeder Markt ist eigentlich unabhängig, es gibt auch kein Zentrallager!) , es sei denn es gibt eine geplante (finanzierte) Werbung. Meist gibt es nur eine Grundbestückung um ein Regal zu füllen + wenig Reserve.
Dafür wird regelmässig (min. 1-2 die Woche) automatisch nachbestellt , gibt dazu ein eigenes Replenishment-System, das berücksichtigt lagernde Ware (wie gesagt hat jeder Markt ein eigenes Lager) , Abverkauf in der Woche bzw. durchschnittlich über längeren Zeitraum (um damit Peaks auszurechnen/abzudeccken) und Lieferzeit vom Lieferanten (gibt dazu EDI-Schnittstellen, die Lagerstände bei Lieferanten abfragen, oder Liefertermine,etc) - im Idealfall ist somit ein Markt bei einem Produkt nie wirklich leer, aber hat auch nie wirklich viel lagernd.
Ein anderes System ist VMI - Vendor Managed Inventory - hier kümmert sich der Lieferant komplett um Lager/Nachbestellung und der Markt stellt nur Verkaufsfläche zur Verfügung mehr oder weniger - dazu gibt es dann eben auch Rückgaberecht bzw. Stockrotation (es macht ja für den Lieferanten auch keinen Sinn wenn ein Regalplatz ewig mit unverkäuflichen Artikeln bestückt ist, während er was anderes regelmässiger reinverkaufen könnte)
Speziell bei solchen Grossmärkten, die 1000e Artikel im Sortiment haben , geht es gar nicht anders.
Prinzipiell haben aber selbst diese Märkte mit Internet-Verkäufern, speziell Amazon und Geizhals zu kämpfen - die haben eben diesen ganzen riesigen Retail-Aufwand und Kosten nicht....auch daher versuchen solche Märkte ihr Lagersortiment zu reduzieren und auch eher online zu gehen, bzw. ein "erweitertes Sortiment" nur auf Bestellung zu haben - sprich: viele Artikel sind eigentlich nie lagernd, sondern werden bei Bedarf beim Lieferanten bestellt und im Idealfall direkt vom Lieferanten dem Kunden zugestellt) - der Spagat zwischen: "Alles mögliche im Angebot UND lagernd zu haben" und "wirtschaftlich agieren" wird sonst immer schwieriger - da auch die Margen je nach PRodukt immer kleiner werden (an einem Handy macht ein Markt ev. grad mal 5% Produktmarge - damit müssen aber dann Lagerkosten,etc gedeckt werden)
tldr:
Dass gute Umsatzzahlen vom riesigen Einkaufsvolumen von Elektromärkten herrühren, halte ich für ein ziemliches Gerücht .
Wie manche eingangs erwähnt haben und ich auch immer wieder predige:
4Players oder andere Foren sind ein winziger Bruchteil der Spieler da draussen, und der erhebliche MEhrteil hat mit EA,Ubisoft,etc Spielen Spass, AC, Battlefield, COD,etc,etc
Dazu braucht man sich doch auch nur mal die Verkaufscharts ansehen