Crunch, schlechte Arbeitsbedingungen und Sonys tiefe Taschen bei Naughty Dog (The Last of Us Part 2)

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str.scrm
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Re: Crunch, schlechte Arbeitsbedingungen und Sonys tiefe Taschen bei Naughty Day (The Last of Us Part 2)

Beitrag von str.scrm »

Kajetan hat geschrieben: 16.03.2020 18:30
Danny. hat geschrieben: 16.03.2020 18:25 trotzdem finde ich auch, ob Releasekäufer oder nicht, wir User sind die Letzten in der Kette die da irgendeine Schuld dran haben
Aber WENN wir es wissen, sollten wir danach handeln und uns nicht einreden, dass wir doch eh nix ausrichten können. Denn dann richten wir tatsächlich nichts aus :)
aber inwieweit hilft es den Mitarbeitern, wenn wir das Spiel nicht kaufen :?
ich glaube Kapitalismus funktioniert so, dass das House immer gewinnt :Blauesauge:
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Kajetan
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Re: Crunch, schlechte Arbeitsbedingungen und Sonys tiefe Taschen bei Naughty Day (The Last of Us Part 2)

Beitrag von Kajetan »

Danny. hat geschrieben: 16.03.2020 18:32 aber inwieweit hilft es den Mitarbeitern, wenn wir das Spiel nicht kaufen :?
Unmittelbar und direkt nicht. Aber wenn die Geschäftsführungen merken, dass solche Meldungen irgendwann spürbare Umsatzverluste mit sich bringen, werden sie spätestens dann reagieren müssen. Es gibt genug Beispiele für die Wirkung von Kaufboykotten.
ich glaube Kapitalismus funktioniert so, dass das House immer gewinnt :Blauesauge:
Erzähl das mal den Leuten, die teilweise unter Einsatz ihres Lebens und das ihrer Familien sich für mehr Mitbestimmung, besseren Lohn und bessere Arbeitsbedingungen eingesetzt haben. Nur deren Einsatz ist es zu verdanken, dass wir eine 40h-Woche haben, entsprechende Überstundenregelungen usw. usf. Und weil das wieder vergessen wurde, weil zu viel Menschen dachten, dass das wie Strom und Internet einfach aus der Leitung kommt, ist es den Firmen immer mehr gelungen davon wieder abzurücken.

Aber zum Glück lassen sich gerade in den USA immer weniger Leute für dumm verkaufen. Eine Vergewerkschaftung (Unionization klingt natürlich besser) der Spielebranche ist auf dem Wege und unvermeidbar. Dann hat es sich mit Crunch, dann wird gestreikt und was der Dinge noch sind, mit denen sich Mitarbeiter gegen Ausbeutung und Gier der Geschäftsführungen zur Wehr setzen können. Da sind also zwei gefordert. Ganz wichtig natürlich die Mitarbeiter selbst, die endlich aufstehen und sich wehren müssen. Und dann auch wir, die Spieler, die ebenfalls einen Teil dazu beitragen können, in dem wir unser Kaufverhalten ausrichten. Gibt es bei einem Entwickler einen Betriebsrat, eine Gewerkschaftsvertretung? Ok, von dem kann man kaufen. Gibt es keine, obwohl sich da 300+ Leute abrackern? Fuck you, no money for you!
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Re: Crunch, schlechte Arbeitsbedingungen und Sonys tiefe Taschen bei Naughty Day (The Last of Us Part 2)

Beitrag von Gast »

Danny. hat geschrieben: 16.03.2020 18:25

ich schätze mal gut 95% der Käufer bewegen sich nicht in Foren oder verfolgen das Spiel und dessen Umfeld großartig im Internet
da wird vielleicht mal ein Trailer auf Youtube geschaut und das war's
die meisten werden es tatsächlich nicht wissen

trotzdem finde ich auch, ob Releasekäufer oder nicht, wir User sind die Letzten in der Kette die da irgendeine Schuld dran haben
Wissen wir es wirklich nicht? Oder wollen wir es nicht wissen? ;)

Ist ja bei Bildern von hungernden Menschen oder Umweltverschmutzung meist nichts anderes. Auch das Leid derer, die an unseren Außengrenzen stehen sollte jedem bekannt sein. Trotzdem gehört es ja zum Reflex vieler Menschen, das gekonnt zu ignorieren. Die meisten davon wissen sicher Bescheid. Es ist nur unangenehm. So wie auch Corona anfangs unangenehm war, bis man es nicht mehr ignorieren konnte. Bei der Arbeit juckt das viele Menschen auch nur, wenn man selbst betroffen ist.
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Re: Crunch, schlechte Arbeitsbedingungen und Sonys tiefe Taschen bei Naughty Day (The Last of Us Part 2)

Beitrag von CritsJumper »

Ich freue mich auf das Spiel und ich weiß jeden Schweißtropfen zu schätzen. Danke ND-Mitarbeiter!

Die Gaming-Branche muss einfach mehr kooperative Studios verteilt auf der Welt unterhalten so das an den Titeln immer 24/6 Tage die Woche kooperativ gearbeitet werden kann. Klar werden die Spiele dann auch teurer aber das mit dem Crunch ist ja keine gute Lösung.

Die Kunden trifft es natürlich zum Teil aber auch wenn sie Spiele ausschließlich im Sale kaufen und eben nicht zum Vollpreis. Denn der Preis den wir für so ein Produkt aktuell zahlen ist nun mal sehr oft schon der vergünstigte Preis - günstig kann er eben nur sein wenn an anderer Stelle Ressourcen oder Arbeitszeit in Niedriglohnländern ausgeschlachtet wurde.

Prinzipiell ist es so das eine höhere Nachfrage und der bessere Absatz dann zwar das Budget erhöht und die Mitarbeiter an den Titeln, aber jeder Entwicklungsleiter wird sich gut überlegen wer wie viele Stunden daran arbeiten darf und wie groß die Scheibe vom Lohnkuchen ist die man dort erhält.

Da haben die Kunden dann natürlich auch keinen direkten Einfluss drauf. Es ist gut möglich das die Crew die Crunch-Zeiten schieben darf damit sich jemand eine neue Yacht oder ein neues Produktionsstudio leisten kann. Deswegen wird es gemacht.

Hoffentlich kommt es so wie Kajetan schreibt das sich die Situation durch Gewerkschaften bessert. Allerdings könnte es so laufen wie in Deutschland, wo die Gewerkschaften dann oft eine Zweiklassengesellschaft unter den Arbeitern etablieren. Letztlich wirkt es dann teilweise verschlechternd auf alle ohne Gewerkschaft, auch wenn sie von einem verhandelten Tarif profitieren.

Generell bin ich da eher für eine solidarische Politik und Gesellschaft, aber dieses Bewusstsein ist im aktuellen neoliberalen Trend und der auf sich bezogenen und in Singularität* lebenden Menschen, leider Schnee von gestern.

*Buchtipp: Menschheit 2.0 von Ray Kurzweil
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VincentValentine
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Re: Crunch, schlechte Arbeitsbedingungen und Sonys tiefe Taschen bei Naughty Day (The Last of Us Part 2)

Beitrag von VincentValentine »

Khorneblume hat geschrieben: 16.03.2020 20:20
Danny. hat geschrieben: 16.03.2020 18:25

ich schätze mal gut 95% der Käufer bewegen sich nicht in Foren oder verfolgen das Spiel und dessen Umfeld großartig im Internet
da wird vielleicht mal ein Trailer auf Youtube geschaut und das war's
die meisten werden es tatsächlich nicht wissen

trotzdem finde ich auch, ob Releasekäufer oder nicht, wir User sind die Letzten in der Kette die da irgendeine Schuld dran haben
Wissen wir es wirklich nicht? Oder wollen wir es nicht wissen? ;)

Ist ja bei Bildern von hungernden Menschen oder Umweltverschmutzung meist nichts anderes. Auch das Leid derer, die an unseren Außengrenzen stehen sollte jedem bekannt sein. Trotzdem gehört es ja zum Reflex vieler Menschen, das gekonnt zu ignorieren. Die meisten davon wissen sicher Bescheid. Es ist nur unangenehm. So wie auch Corona anfangs unangenehm war, bis man es nicht mehr ignorieren konnte. Bei der Arbeit juckt das viele Menschen auch nur, wenn man selbst betroffen ist.
vor allem muss man doch wirklich ignorant sein (vor allem ältere Generationen) wenn man denkt, das die Kleidung die man bei Zara, H&M und oder C&a kauft nicht unter schlechten Bedingungen hergestellt wurden um diese billigen Preise zu rechtfertigen.

Die Elektronik die in China hergestellt wird.

Wie du es schon selbst sagst, die Leute schauen bewusst weg.

Wie kann man es zum Beispiel rechtfertigen ein TLOU zu boykottieren aber gleichzeitig eine PS5 vorzubestellen?
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Raskir
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Re: Crunch, schlechte Arbeitsbedingungen und Sonys tiefe Taschen bei Naughty Day (The Last of Us Part 2)

Beitrag von Raskir »

VincentValentine hat geschrieben: 16.03.2020 20:33
Khorneblume hat geschrieben: 16.03.2020 20:20
Danny. hat geschrieben: 16.03.2020 18:25

ich schätze mal gut 95% der Käufer bewegen sich nicht in Foren oder verfolgen das Spiel und dessen Umfeld großartig im Internet
da wird vielleicht mal ein Trailer auf Youtube geschaut und das war's
die meisten werden es tatsächlich nicht wissen

trotzdem finde ich auch, ob Releasekäufer oder nicht, wir User sind die Letzten in der Kette die da irgendeine Schuld dran haben
Wissen wir es wirklich nicht? Oder wollen wir es nicht wissen? ;)

Ist ja bei Bildern von hungernden Menschen oder Umweltverschmutzung meist nichts anderes. Auch das Leid derer, die an unseren Außengrenzen stehen sollte jedem bekannt sein. Trotzdem gehört es ja zum Reflex vieler Menschen, das gekonnt zu ignorieren. Die meisten davon wissen sicher Bescheid. Es ist nur unangenehm. So wie auch Corona anfangs unangenehm war, bis man es nicht mehr ignorieren konnte. Bei der Arbeit juckt das viele Menschen auch nur, wenn man selbst betroffen ist.
vor allem muss man doch wirklich ignorant sein (vor allem ältere Generationen) wenn man denkt, das die Kleidung die man bei Zara, H&M und oder C&a kauft nicht unter schlechten Bedingungen hergestellt wurden um diese billigen Preise zu rechtfertigen.

Die Elektronik die in China hergestellt wird.

Wie du es schon selbst sagst, die Leute schauen bewusst weg.

Wie kann man es zum Beispiel rechtfertigen ein TLOU zu boykottieren aber gleichzeitig eine PS5 vorzubestellen?
Oder generell Spielehardware zu kaufen. Egal ob ps4/5, switch, xbox one/series x, allesamt foxcomm und Konsorten. Bei pc Hardware sieht es genauso aus. Denke der Anteil derer die einen fairtrade rechner fürs gaming nutzen dürfte im Bereich von unter 1% liegen (falls das überhaupt für Konsumenten möglich ist). Oder japanische Titel. Dass ein from software im 4 jahren 3 fette titel (Bloodborne, dks 3, sekiro) ein vr game und ein remaster releasen, dass ist ein heftiger output. Elden ring kommt vermutlich auch nächstes Jahr, 2 jahre nach sekiro. Es wird in der Branche gecrunched, in der Produktion ausgebeutet , monetarisiert bis zum abwinken und es werden pr phrasen gedroschen, dass Sportverbände und Politiker sich verdutzt die augen Reiben. Gaming ist leider kein Hobby, wo man ohne weiteres saubere Hände als Konsument hat. Irgendwo klebt Blut dran, man kann sich höchstens aussuchen welches und im Gewissen Rahmen die Mengen des Blutes reduzieren.
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Raskir
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Re: Crunch, schlechte Arbeitsbedingungen und Sonys tiefe Taschen bei Naughty Dog (The Last of Us Part 2)

Beitrag von Raskir »

Das war zynischer als gewollt. Natürlich ist es schwer bis unmöglich nachhaltig und gerecht bei unserem Hobby zu Konsumieren. Das heißt nicht dass man es ganz lassen sollte. Jeder kleine Schritt im privaten hilft sicher irgendwie. Bin deshalb auch gegen Aussagen von "Doppelmoral". Es ist schön wenn jemand verzichtet aus moralischen Gründen und sei es ein einziges mal :)
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Re: Crunch, schlechte Arbeitsbedingungen und Sonys tiefe Taschen bei Naughty Dog (The Last of Us Part 2)

Beitrag von CritsJumper »

Raskir hat geschrieben: 16.03.2020 20:49 Es ist schön wenn jemand verzichtet aus moralischen Gründen und sei es ein einziges mal :)
Schöner Beitrag. Ja so ist das in der Regel, aber man darf es nicht überbewerten. Eine Einordnung in beide Extreme ist die falsche. Also nur noch Fair Traide und Bio, dabei konventionelles meiden. Es muss halt immer im Verhältnis stehen. Ein Bewusstsein ist immer besser als der extreme Konsum in der einen oder anderen Richtung.

Ein Klima wirksamer oder Energie sparsamer Umgang bringt da wahrscheinlich mehr als der einfache Verzicht des Konsums. Wobei ein kompletter Konsumverzicht ja zum Beispiel den Strom spart den der TV oder die Konsole brauchen. Aber bei Kulturgütern sehe ich das nun mal komplett anders, weil dadurch ja auch eine Erfahrung und Bereicherung verloren gehen kann.

Ein Kunde der eben kein Kunde ist kann dann auch nicht die Entwicklung mit bestimmen, da die Wahrscheinlichkeit der Produktionseinstellung sehr oft sehr unwahrscheinlich ist und wenn es eintritt werden Menschen entlassen, aber nicht weniger (wahrscheinlich fossile) Energie verbraten für Videospiele.

Man darf das Große ganze nicht aus den Augen verlieren und sollte eher einen Blick auf die Menschen haben. Ja wir alle kaufen gerne in China ein und profitieren von der Arbeit dieser Menschen, daher sollten wir nicht abschätzig über sie sprechen oder sie im Alltag meiden wegen möglicher Viren, sondern sie respektieren. Im Geschäftsleben wie auch in allen anderen Bereichen.

Wer den Crunch-Entwicklern etwas gutes tun will, kann ja schauen ob sie sich irgendwo mit ein bringen oder ob sie ein Kickstarter-Projekt haben und da spenden oder diverse Produkte unterstützen.
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Doc Angelo
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Re: Crunch, schlechte Arbeitsbedingungen und Sonys tiefe Taschen bei Naughty Dog (The Last of Us Part 2)

Beitrag von Doc Angelo »

Brannigan hat geschrieben: 16.03.2020 15:25 Ja, ich glaube in der Tat daran, dass, wenn ein Mensch die Aufgabe bekommt, z.B. für das Wohl seiner Kinder zu sorgen, er weitaus belastbarer, motivierter und von der Sache überzeugter ist, als 16 Stunden am Tag an einer Animation zu arbeiten, die zum Ziel hat, sehr genau darzustellen, wie einer jungen Frau ne abgebrochene Glasflasche in's Gesicht gerammt wird.
Ich bin da ganz bei dir. Ich finde die Gewaltdarstellungen in vielen Spielen und Medien echt unangenehm. Es ist mittlerweile ganz normal, das jemand brutal vergewaltigt und rituell umgebracht wird. So sehr, das man die Vergewaltigung und die Tragödie des Leidens immer detaillierter und konkreter zeigen möchte, damit überhaupt noch ein WOW-Effekt entsteht.

Und das ist eigentlich auch mein Problem an der Sache. Es geht in den meisten Fällen nicht darum, die Gewalt oder das Leid als Gegenstand der Geschichte zu verwenden, um der Sache Gewicht und Bedeutung zu geben, sondern um den WOW-Effekt. Es muss eine Reaktion im Kunden auslösen, je stärker desto besser. Aufgrund der Abnutzung solcher Effekte muss immer tiefer in die Trickkiste gegriffen werden. So kommt es zu der Entwicklung, das der Kunde es als Qualitätsmerkmal empfindet, wenn er der Meinung ist, das die Gewalt und das Leid möglichst realistisch und damit "Eindrucksvoll" gezeigt wird.

Jeder von uns weiß eigentlich, das die tatsächliche Realität - selbst bei einem Unfall ohne bewusste Gewalt - so erschütternd wäre, das es für nicht wenige ein lebensveränderndes Ereignis wäre. Für manche sogar PTSD auslösen würde und tiefgreifende Einschnitte ins psychische Wohlsein zur Folge hätte. Wohlgemerkt bei einem Unfall mit vergleichbaren Folgen für die körperliche Unversehrtheit. Würde man den Gewalttaten, so wie sie in solchen Titeln gezeigt werden, tatsächlich beiwohnen, dann kann sich glaube ich jeder vorstellen, was mit einem passieren mag. Das Leben, was man vorher hatte, ist mit einem Schlag vorbei.

Was sowas angeht, sollte man wohl niemals das Uncanny-Valley durchschreiten. Denn das würde bedeuten, das unser Gehirn keinen Unterschied mehr macht zwischen Fiktion und Realität. Ein Film, der das vollbringen würde, der wäre für unser Gehirn nicht von einem Snuff-Movie zu unterscheiden. Gewalt und Leid so realistisch wie möglich? Ich glaube wer das zu Ende denkt, der wendet sich von dieser Idee ab.

Ein anderer Winkel die Sache zu betrachten: Es gibt ja leider sehr viele Menschen, die diese Realität kennen. Ich arbeite mit Kindern, die Gewalt und Leid aus Kriegsgebieten gesehen und gespürt haben. Gedankenexperiment: Eine Person hat das Glück, aus solchen Gebieten entkommen zu können, nur um in Europa die Sicherheit und den Reichtum genießen zu können, ne Spielekiste mit Top-GPU zu bekommen und dort Medien zu genießen, die versuchen genau das zu emulieren, vor dem sie geflüchtet ist.

Noch eine andere Art da ran zu gehen, und damit auch einen kleinen Bogen zum Topic zu schlagen: Wieder eine Person, die weiß wie die Realität aussieht, aber diesmal nicht als Konsument, sondern als Erzeuger. Wenn ein Animator genau weiß, wie es aussieht wenn ein Mensch an einer Schusswunde stirbt, dann sollte er rein theoretisch gut darin sein, so eine Animation realistisch zu gestalten. Aber auch hier wird wieder recht deutlich klar: Ich denke so gut wie jeder kann verstehen und nachvollziehen, das genau diese Person eben nicht diesen Job machen wollen würde, oder gar machen könnte.

Es kann also nur eine Person diesen Job machen, die eben nicht weiß, wie es tatsächlich aussehen, klingen oder sich anfühlen würde. Ich finde man kann sich schon fragen, warum man so viel Zeit damit verbringt, etwas zu tun, von dem man keine Ahnung hat. Sowohl auf Konsumenten-Seite, als auch auf Produzenten-Seite.

Wenn ich mir das so überlege, ist "Gewaltporno" eigentlich ein sehr unangebrachter Ausdruck. Ein Porno wird von Leuten gemacht, die wissen was es heißt Sex zu haben. Gewaltporno nicht. Aber wie sollte man es dann nennen? Gewaltfantasie? Gewaltfiktion? Fake-Gewalt-Simulation?
Zuletzt geändert von Doc Angelo am 17.03.2020 01:00, insgesamt 1-mal geändert.
Wenn man bis zum Hals in der Scheiße steckt, sollte man nicht den Kopf hängen lassen.
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Re: Crunch, schlechte Arbeitsbedingungen und Sonys tiefe Taschen bei Naughty Dog (The Last of Us Part 2)

Beitrag von Progame »

Danke für den reflektierten Beitrag.
Zuletzt geändert von Progame am 17.03.2020 03:15, insgesamt 1-mal geändert.
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SethSteiner
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Re: Crunch, schlechte Arbeitsbedingungen und Sonys tiefe Taschen bei Naughty Dog (The Last of Us Part 2)

Beitrag von SethSteiner »

Doc Angelo hat geschrieben: 17.03.2020 00:58 Es ist mittlerweile ganz normal, das jemand brutal vergewaltigt und rituell umgebracht wird. So sehr, das man die Vergewaltigung und die Tragödie des Leidens immer detaillierter und konkreter zeigen möchte, damit überhaupt noch ein WOW-Effekt entsteht.
Das ist sicherlich nicht mittlerweile ganz normal. Ich weiß nicht wie du darauf kommst. Gerade Vergewaltigung ist doch immer noch etwas, das man kaum sieht. Ich würde mich sogar nicht Mal wundern, wenn da ein den 70ern viel stärker war, mit den Exploitation Filmen.
Richtig ist, dass man natürlich immer Mal wieder versucht Wow-Effekte um ihrer selbst wollen zu zeigen und auch, dass heftige Gewaltdarstellungen selbst minus Vergewaltigungen normaler sind. Finde ich selbst nicht so toll aber ich denke nicht, dass das tatsächlich ein Problem ist.

Und wieder Back to topic:
Ich hoffe dass die derzeitige Pandemie vielleicht einen Impuls dazu beiträgt crunching Zu bekämpfen, in dem man vielleicht mehr den Wert von Home Office erkennt.
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Re: Crunch, schlechte Arbeitsbedingungen und Sonys tiefe Taschen bei Naughty Day (The Last of Us Part 2)

Beitrag von krautrüben »

Danny. hat geschrieben: 16.03.2020 18:25 ich schätze mal gut 95% der Käufer bewegen sich nicht in Foren oder verfolgen das Spiel und dessen Umfeld großartig im Internet
da wird vielleicht mal ein Trailer auf Youtube geschaut und das war's
die meisten werden es tatsächlich nicht wissen

trotzdem finde ich auch, ob Releasekäufer oder nicht, wir User sind die Letzten in der Kette die da irgendeine Schuld dran haben
Die Zahl würde ich stark nach unten korrigieren, ich behaupte sogar, dass die Mehrheit der Käufer sich in Foren und auf Gaming News Seiten oder Youtube (ist auch voll von dem Thema) rumtreibt und darüber Bescheid wissen, weil sich für die Exklusivspiele eher nur die core gamer interessieren und die sehen in dem Hobby mehr als nur das bloße Zocken.
Die Casuals zocken ihr Fortnite/GTA/RDR2/COD/BF/FIFA und co und interessieren sich sonst nicht weiter. Viele kennen kein einziges Exklusivspiel.

Da das Spiel stark gehyped wird, wäre es eigentlich die perfekte Gelegenheit mal ein Zeichen zu setzen, sei es durch Boykott oder eine negative Anmerkung im Test oder Abwerung. Wird aber alles nicht passieren, am Ende ist sich eben doch jeder selbst der nächste.
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Re: Crunch, schlechte Arbeitsbedingungen und Sonys tiefe Taschen bei Naughty Day (The Last of Us Part 2)

Beitrag von thormente »

Kajetan hat geschrieben: 16.03.2020 18:30
Danny. hat geschrieben: 16.03.2020 18:25 trotzdem finde ich auch, ob Releasekäufer oder nicht, wir User sind die Letzten in der Kette die da irgendeine Schuld dran haben
Aber WENN wir es wissen, sollten wir danach handeln und uns nicht einreden, dass wir doch eh nix ausrichten können. Denn dann richten wir tatsächlich nichts aus :)
Nichts ausrichten wollen. Es wird in Threads zu dem Thema gerne der Moralzwerg aus der Hosentasche geholt, tatsächlich aber begünstigt die Community die Konditionen und plädiert lauthals dafür diese beizubehalten. Bewusst, unbewusst? Jedenfalls redet man sich ein, nix davon zu wissen und weist jede Schuld von sich.
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Re: Crunch, schlechte Arbeitsbedingungen und Sonys tiefe Taschen bei Naughty Dog (The Last of Us Part 2)

Beitrag von EintopfLeiter »

SethSteiner hat geschrieben: 17.03.2020 07:34
Doc Angelo hat geschrieben: 17.03.2020 00:58 Es ist mittlerweile ganz normal, das jemand brutal vergewaltigt und rituell umgebracht wird. So sehr, das man die Vergewaltigung und die Tragödie des Leidens immer detaillierter und konkreter zeigen möchte, damit überhaupt noch ein WOW-Effekt entsteht.
Das ist sicherlich nicht mittlerweile ganz normal. Ich weiß nicht wie du darauf kommst. Gerade Vergewaltigung ist doch immer noch etwas, das man kaum sieht. Ich würde mich sogar nicht Mal wundern, wenn da ein den 70ern viel stärker war, mit den Exploitation Filmen.
Richtig ist, dass man natürlich immer Mal wieder versucht Wow-Effekte um ihrer selbst wollen zu zeigen und auch, dass heftige Gewaltdarstellungen selbst minus Vergewaltigungen normaler sind. Finde ich selbst nicht so toll aber ich denke nicht, dass das tatsächlich ein Problem ist.

Ich gehe da komplett mit Brannigan und Doc Angelo konform. Die Darstellung diverser Gewaltszenen in Unterhaltungsmedien finde ich heutzutage teilweise übertrieben und erschreckend realistisch. Die Kamera hält definitiv auch länger und näher darauf als nötig. Ich verurteile niemanden der das okay findet, für mich ist es aber keine gute Entwicklung.

Und besonders TLOU2 geht mir persönlich zu weit. Ich mochte den (durchaus auch brutalen) Vorgänger, aber nach dem Trailer von 2017 war für mich klar, das Ding gebe ich mir wohl nicht. Ich fand es teilweise unangenehm mir die Szenen anzuschauen.





Und ja, ich (für mich persönlich) kann Brannigans Ansatz, Crunch noch beschissener zu finden, wenn solche Inhalte bei Rauskommen, durchaus nachvollziehen.

SethSteiner hat geschrieben: 17.03.2020 07:34
Und wieder Back to topic:
Ich hoffe dass die derzeitige Pandemie vielleicht einen Impuls dazu beiträgt crunching Zu bekämpfen, in dem man vielleicht mehr den Wert von Home Office erkennt.

Ob durch die Arbeitsverlagerung nach Hause weniger Crunch entsteht, wage ich zu bezweifeln. Man ist Zuhause ja nicht schneller und der Fertigstellungsdruck nimmt durch Homeoffice auch nicht ab. Ich würde fast sogar vom Gegenteil (zumindest zeitlich) ausgehen, was Crunchphasen doch eher begünstigen würde.

Oder habe ich Dich falsch verstanden?

VG
Zuletzt geändert von EintopfLeiter am 17.03.2020 15:56, insgesamt 1-mal geändert.
" Auch wenn alle einer Meinung sind, können alle unrecht haben. "

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VincentValentine
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Re: Crunch, schlechte Arbeitsbedingungen und Sonys tiefe Taschen bei Naughty Dog (The Last of Us Part 2)

Beitrag von VincentValentine »

Nein Brannigan hat Die Crunch Geschichte nur benutzt um seinen Ärger um die Gewaltdarstellung deutlich zu machen und gleichzeitig die Thematik vom eigentlichen Sinn des Artikels abgelenkt. Einfach mal irgendeine Behauptung in den Raum gestellt ohne dass dort eine konkrete Verbindung zum Crunch und den Arbeitsbedigungen bei Naughty Dog besteht

In anderen Foren würde man solche Nutzer sperren.
Zuletzt geändert von VincentValentine am 17.03.2020 16:06, insgesamt 1-mal geändert.
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