@Vanika
Guten Morgen erstmal. Aus anderen Threads ist mir bekannt, dass du in meinen Augen richtig heftig gut eine Unterhaltung führen kannst. Was du bei TLOU2 geschrieben hattest, fand ich inhaltlich richtig klasse. Das wollte ich dort schon mal sagen, aber jetzt eben hier.
Dass du geschrieben hast, wir hätten aneinander vorbeigeredet, trifft es so aber nicht. Denn nichts ist unbefriedigender zu lesen, dass die eigenen Argumente nicht überzeugen könnten, nur um festzustellen, dass sabienchen das Prinzip des individuellen und individuell veräußerbaren Keys gar erst nicht begriffen hat.
Also, wenn jemand die eigenen Argumente gar nicht erst verstanden hat, und die dann auch noch ablehnt. Das ist enorm unbefriedigend, insbesondere, wenn man sich so Mühe gegeben hat.
sabienchen führt an, dass beim Weiterverkauf physischer Daten ja eine Hürde existiere (selbst das ist, genau betrachtet, bei den heutigen Möglichkeiten des Verkaufs von Spielen eine von ihr aus auf jeden einzelnen auferlegte Meinung). Darüber hinaus: wie wackelig dieses Argument trotzdem dasteht, selbst wenn ich ihr einen Funken Wahrheit zuspreche. Allein deshalb taugen meine Argumente (deren Inhalt sie immer noch nicht ganz entschlüsseln konnte) nichts? Weil ... es Hürden gibt? Uff. Der Verbraucherschutz schlägt bei solchen Sätzen imaginär die Arme über den Kopf zusammen.
Und, zweitens, dass insbesondere Indys darunter leiden würden, weil geringere Einnahmen. Sorry, aber das finanzielle Auffangbecken oder der finanzielle Rettungsschirm ist auch heute schon für Indys, die Minus einfahren oder gar pleite gehen, nicht existient. Worüber reden wir da? Da kann man sich wirklich nur im Kreis drehen, da gebe ich sabienchen recht.
Der Softwarekey ist doch im Grunde wie die Disk. Du kaufst ihn (=kaufst die Disk), behältst ihn (=behältst die Disk). Möchte jetzt ein Gebrauchtkäufer das Spiel erwerben, als Key oder als Disk, ist doch die Voraussetzung erstmal, dass du, der den begehrten Key besitzt, das Spiel eben nicht mehr behalten willst und es zum Verkauf anbietest, ein Key oder eine Disk also verfügbar ist. Ohne diese Voraussetzung findest du doch weder bei Gamestop dein Glück noch auf der digitalen Börse. Jetzt kannst du entweder morgen wiederkommen, übermorgen, überübermorgen, wo dir dann unter Umständen sogar gesagt wird: "Ahhh, bis eben hatten wir es noch." Oder du kaufst der Ungeduld geschuldet neu. Genau wie heute. Ganz einfach gehalten also. Ein Key ist durchaus synonym als eine Disk zu verstehen. Das ist eins zu eins der Gebrauchtmarkt da draußen, auffe Straße. Und sabienchen kommt da mit Fremdwörtern, die irgendwie meinen: nö.
Wenn nun sabienchen daherkommt und schlicht und ergreifend
die Hypothese als Gesetz aufstellt, dass jeder einzelne Key sofort weiterverkauft würde, unterstellt sie das mal eben jedem außer sich und mir, um damit lediglich ihren apokalyptischen Einnahmeeinbruch für einen Indy oder anderen Entwickler im Raum halten zu können. Völlig ungeachtet, dass der andere einzelne Spieler es eben einfach in seiner Sammlung behalten möchte und irgendwann wieder spielen möchte. Oder die Platin-Trophäe ergattern möchte. Oder den Miltplayer weiter zocken möchte, oder oder oder. (Spinnt man sabienchens Faden also weiter, unterstellt sie allein ihres Arguments halber einfach, dass jeder Spieler, außer sie und ich, das Spiel irgendwann ein zweites mal gebraucht kauft, weil ja dann billiger, oder dreimal. Logisch, tiefe Taschen hat ja jeder. Zusätzlich wird der Sinn, warum es in erster Linie überhaupt verkauft und nicht etwa behalten wurde, hier mal eben der eigenen Argumentation angepasst und ins Sinnlose modifiziert. Ehrlich, das ist feinste Titanic-Satire.)
Da ist es in sabienchens Argumentation völlig nichtexistent, sie sieht lediglich den schnellen Weiterverkauf (und selbst das wäre völlig in Ordnung, genau wie bei der Disk, schließlich kann sich eine physische, die einzelne physische Disk (=ein individueller Key) zeitgleich NICHT in zwei Laufwerken (=auf zwei Festplatten) befinden.
Völlig vereinfacht gesagt, einfach der Vorstellung halber: wenn zu Release ein Spiel 10 Mal verkauft wird, und drei Leuten gefällt es nicht und sie verkaufen es weiter (ob digital oder per Disk), sind für einen definierten Zeitraum (=bis sie von drei Leuten wiedergekauft werden) verfügbar. Danach beginnt oben beschriebener Ablauf des Findens und Wartens. Das Fifa Dutzendfach jedes Jahr aufs Neue die Lager füllt, das kleine Indyspiel aber nicht: worüber reden wir da, wenn das genau das ist, was ich sage. Ich kann mein Argument nicht als Gegenargument anfechten, unmöglich. Der Publisher verdient doch trotzdem an den ersten 10 Verkäufen. Oder 100. Oder 1000. Ob das jetzt ein EA wäre oder ein Indyentwickler, völlig Jacke wie Hose. Anreize schaffen, ein gutes Game bewerben, das Spieler gleichzeitig neu kaufen und möglichst noch behalten wollen: SO funktioniert das das doch heute schon. Ein gesunder Markt. Naja, und die, die verkaufen, verkaufen eben. Es wirkt, als wolle sabienchen schlicht behaupten, dass ein Indyspiel 1000 Mal verkauft wird und dann an die nächsten 1000 Spieler veräußert wird. Die natürlich erstmal warten müssen. Und dann wiederholt sich das. Und wieder. Und nochmal. Findet das denn im physischen Handel auch in diesem Szenario statt? Wow, das ist, das ... ich habe wirklich keine Geduld mehr, auf so etwas zu antworten.
Zusätzlich: sabienchen haut raus, dass Indys auf Disk pressen. Und das ist dann Fakt, zumindest so sehr Fakt, dass die Anzahl
der Indys, die lediglich digital only veröffentlichen (muss ich da jetzt wirklich Zahlen und Beispiele bringen? :/), gar nicht Erwähnung finden. Wie großartig wäre es denn, wenn ein digital only Indyspiel endlich weiterverkauft (oder verschenkt) werden könnte? Eine bessere Kundenkreiserweiterung, die dann beim nächsten Spiel vielleicht sogar day-one zuschlagen, gäbe es doch gar nicht.
Bei aller Liebe, aber sabienchen verbockt (=im Sinne der Ziege) in meinen Augen hier einfach. Auch heute schon reguliert der Markt sich über Angebot und Nachfrage im physischen Handel, und auch heute schon schafft es nicht jedes Indyspiel bis zum Release oder Nachfolger.
Es ist doch völlig richtig: selbstverständlich bräche der Online-Umsatz ein. (Und die Analogie zur Mikrotransaktion passt da wunderbar, der brächte nämlich auch ein.) Um genau den Anteil, um den auch der physische Markt einbrach, sobald man sein Spiel privat verkaufte. Die Analogie ist doch die gleiche. Ich kann es nur nochmal sagen: Microsoft wollte das zur Einführung der One ja aushebeln. Und an den digitalen Markt kommen aktuelle Gesetze noch nicht heran, eine Freude für die Publisher. Und dann gibt es da eeendlich einen verbraucherfreundlichen Richterspruch aus Paris zum Thema Verkauf digitaler Spiele, und alles, was sabienchen einfällt, ist, ihr Argument der geringeren Einnahmen wieder in den Raum zu werfen und sich mit Kriegerblut beschmiert vor die Kassen der Publisher zu stellen. Haha, DAS, liebe Vanika, ja das ist die Chaos-Theorie, sehen Sie! (eh, nein, falscher Film!) Anyway.
@Programe: natürlich, das Abo-Modell ist genau DER Weg, einer möglichen Rechtssprechung pro Verkauf digitaler Spiele zu umgehen und wieder JEDEN Spieler dazu zu bringen, es abschließen zu müssen.
Auch das steckt dahinter. Ich gebe aber durchaus zu, dass das Abo-Modell per sè nicht schlecht ist. Aber beim genauen Hinsehen entdeckst du eben das eigentliche finanzielle Interesse des Publisher dahinter.
Wie auch immer. Habt einen schönen Muttertag!