Cyberpunk 2077: Wird in Japan zensiert erscheinen

[Amaunir]

Ach man, und wir werden wieder alle damit sexuell belästigt und müssen die ganzen Grausamkeiten ertragen. Das ist doch ungerecht...

[Kajetan]

Ich werde wohl nie verstehen, warum Regierungen Menschen so viele Dinge vorschreiben wollen.

Dies ist keine spinnerte Idee eines einzelnen Regierungsbeamtem, sondern hat tiefgreifende kulturelle Gründe. Wir haben hier eine andere Kultur, andere Werte, andere Vorstellung, bei uns sind daher andere Dinge mit einem No-Go versehen.

Natürlich wäre es toll, wenn es eines Tages nirgendwo mehr Hirnfick geben würde, aber noch sind wir nicht soweit.

[Todesglubsch]

Ach man, und wir werden wieder alle damit sexuell belästigt und müssen die ganzen Grausamkeiten ertragen. Das ist doch ungerecht...

War zwar vermutlich nur aus Spaß gemeint, ist aber eigentlich ein interessanter Einwand:
Kann man denn die zusätzliche Nackt- und Grausamkeit regulieren, bzw. in den Optionen zurückdrehen? Um z.B. ein Spielen in Anwesenheit von Kindern zu ermöglichen oder ähnliches?

[Kajetan]

Kann man denn die zusätzliche Nackt- und Grausamkeit regulieren, bzw. in den Optionen zurückdrehen? Um z.B. ein Spielen in Anwesenheit von Kindern zu ermöglichen oder ähnliches?

Ich hätte sowas gerne in mehr Spielen. Letztlich vergeblich in Wolfenstein New Colossus ein Gore-Reduktions-Feature gesucht, weil mir das zuviel wurde. Gibbet nischt!

Dann könnte jeder für sich selbst entscheiden, wie viel oder wenig von diesem oder jenem in den eigenen vier Wänden stattfindet. Und wir müssten weniger fruchtlose Diskussionen darüber führen, wie blöde doch andere sind, dass sie nicht das wegfiltern, was wir wegfiltern

[Lightrocker]

Aber immerhin ist Japan das vermutlich einzige Land mit einem Penis-Festival: https://youtu.be/jqOQfZpm4NE.

[johndoe711686]

Und wir müssten weniger fruchtlose Diskussionen darüber führen, wie blöde doch andere sind, dass sie nicht das wegfiltern, was wir wegfiltern

Dafür um so mehr, dass man ja den Gedanken des Künstlers damit untergraben würde. Der wollte eben dass es schön fetzt und blutet. Wenn du das jetzt änderst, dann änderst du auch die Vision des Künstlers.

[Sir Richfield]

Um z.B. ein Spielen in Anwesenheit von Kindern zu ermöglichen oder ähnliches?

Uff, auf der Meta-Ebene tut diese Frage weh.
Impulsiv würde ich nämlich aufspringen und anmerken, dass beides in diesem Kontext wichtige Stilmittel der GESELLSCHAFTSKRITISCHEN Dystopie sind, die sich Cyberpunk nennt.
Sprich, wenn du die Gewalt und "Sexualität" (Eigentlich auch: Gewalt, nur in anderem Kleid) rausnimmst, nimmst du Cyberpunk die Zähne und dann kannst du gleich lieber Minecraft Dungeons spielen - das dann auch MIT deinem Kind.

Spaßigerweise ist das auch "Den Japanern" klar. Major Kusanagi ist nicht umsonst oft "nackt" oder hat vergleichsweise wenig an. Das ist eine wichtige Aussage in diesem Kontext! Es zeigt die Diskrepanz zwischen Körper und Geist auf (Hier buchstäblich), zwischen Aussehen und Fähigkeit (Der Körper ist ein "beliebtes", älteres Modell, aber die Innereien sind komplett unzivil) und zwischen dem eigenen Bild und dem Fremden (Der Major nutzt die Sexualität der Hülle durchaus als Waffe, kämpft aber durchgehend damit, wie sie selbst sich sehen soll)
Für diese Aussagen reicht es aber, dass der Zuschauer versteht, dass sie "nackt" ist. Dafür braucht man keine Nippel oder Geschlechtsteile. (Hier rettet das Medium einiges. In der Version mit Scarlett Johansson kommt das imho nicht ganz rüber, weil die "Haut" der Hülle zu künstlich wirkt um als "nackt" angesehen zu werden.)

Wie weit sich das jetzt darauf auswirkt, dass in der Japanischen Version die Figuren Schlüpfer anhaben, das muss sich zeigen.
Ich glaube allerdings, dass das Spiel an sich auch ohne diese spezifische Aussage leben kann, ich behaupte mal, dass das nur ein Detail unter Vielen ist. (Und sich zudem eh eher an das "westliche" Publikum richtet.)

Dafür um so mehr, dass man ja den Gedanken des Künstlers damit untergraben würde. Der wollte eben dass es schön fetzt und blutet. Wenn du das jetzt änderst, dann änderst du auch die Vision des Künstlers.

Du sagst das so halb im Scherz, es ist aber stellenweise korrekt. Ein Film wie Braindead oder Meet the Feebles hätte ohne die asurde Gewalt keine Aussage mehr. Da die Absurdität der Gewalt die Aussage ist.
Man darf aber auf der anderen Seite ruhig die Frage stellen, ob das bei einem Wolfenstein: The new Colossus auch so ist. Gerade wenn sich (ja, das war Ubisoft und ein anderes Spiel, ich weiß) die Beteiligten hinstellen und sämtliche Politiken WEIT von sich gewiesen wissen möchten.

[JudgeMeByMyJumper]

Gott sei Dank hier in Australien nicht zensiert. Danke für den Service für euren vielleicht einzigen Pur Abonnenten in down under.

An sowas denke ich immer gar nicht, wenn man nur 4Players liest und nicht Kotaku Australia zB, aber hier wird ja immer recht zuverlässig darüber berichtet.

[VaniKa]

Schön, dass auch hier mal das Totschlagargument "Vision des Künstlers" hinterfragt wird. Es ist schon sehr interessant, diese Entwicklungen zu beobachten. Was mal als unbesiegbares Argument galt, wird irgendwann kaum noch etwas zählen. Und auch wenn die "Vision des Künstlers" ja durchaus relevant ist, wurde sie durch die exzessive Verwendung als Totschlagargument komplett entwertet. Die "Vision des Künstlers" gilt immer dann als Gesetz, wenn sie den eigenen Vorstellungen entspricht. Das ist auch ein schönes Beispiel für die Art, wie meist diskutiert wird. Seit wann interessiert einen denn so eine Vision? Wichtig ist es dem Einzelnen doch eigentlich nur, ob es ihm gefällt. Aber so kann man den eigenen Wünschen eben scheinbar mehr Gewicht verleihen.

[Kajetan]

Dafür um so mehr, dass man ja den Gedanken des Künstlers damit untergraben würde. Der wollte eben dass es schön fetzt und blutet. Wenn du das jetzt änderst, dann änderst du auch die Vision des Künstlers.

Hahahaha ... "Künstler"

Nein, jetzt ernsthaft und auch nicht direkt an Dich gerichtet, bitte nicht mißverstehen

Das sind keine Künstler, kein einziger von denen, die an solchen AAA-Spielen arbeiten, ist ein Künstler. Das sind meist hochtalentierte und begabte Handwerker, die teilweise exzellentes Gebrauchsdesign für rein kommerzielle Produkte herstellen. Mit Kunst haben z.B. Blutfontänen nix zu tun, das Blut ist nur ein Punkt auf dem Marketingplan, der abzuhaken ist, nachdem sicher gestellt wurde, dass das Blut auch hoch genug spritzt, um die dafür empfängliche Kundschaft beeindrucken zu können.

[johndoe711686]

Wie Sir! Richfield ja schon sagte, schrieb ich das mit einem Augenzwinkern, einfach weil ich genau weiß, dass sowas dann kommen würde. Weil es nicht das erste Mal wäre. Und auch, wenn das in Einzelfällen sogar zutreffen sollte, ist die Nutzung dessen als Argument reichlich inflationär. Eben überwiegend, wie Vanika auch sagt, nur als Argument um auszudrücken, dass man selber dagegen ist.

[SethSteiner]

Die Vision des Künstlers ist vor allem da relevant, wo es um Gesetze geht. Natürlich interessiert mich persönlich einen feuchten Kehricht, was irgendein Regisseur, Drehbuchautor oder sonst einer will, wenn mir etwas nicht gefällt ABER ich bin nicht das Gesetz. Das sind zwei verschiedene Ebenen. Wer die Vision eines Künstlers als Totschlagargument in einer Diskussion auf Ebene von Rezipienten nimmt, macht einen Fehler. Es geht an der Stelle nie um Richtlinien und Verbote, sondern persönliche Vorstellungen und Geschmack. Wenn aber der Staat Thema ist und staatliche oder staatlich geförderte Zensur, ist dies völlig legitim. Da geht es um Kunstfreiheit, anders als dort wo Konsumenten diskutieren.

[Bachstail]

Mir ist die Vision des Künstlers relativ Schnuppe und schützt meiner Meinung nach nicht vor Kritik.

Der Entwickler soll das Spiel so gestalten können, wie er das möchte, wenn er viel Gewalt/Nacktheit zeigen möchte, soll er das tun und wenn er keine Gewalt/Nacktheit zeigen möchte, soll er das tun, gleichzeitig kann ich als Konsument dann frei entscheiden, ob ich ein Produkt kaufe oder eben nicht und kritisieren, was ich meine, kritisieren zu müssen, ganz gleich, ob das der Vision des Künstlers entspricht oder nicht.

[Colonial0ne]

Erst lassen die den Netrunner weg dann die Wallruns und kein Diebstahl jetzt noch die Zensur.... Die schneiden immer mehr raus hab ich den Eindruck.

Mit etwas Pech werden die zensierten Inhalte überall weg gelassen um zeit zu sparen in der Entwicklung.

Hoffe das Game wird nicht zum Schluss ein Ego-shooter mit Rollenspielansatz.

[Makrowelle]

Um z.B. ein Spielen in Anwesenheit von Kindern zu ermöglichen oder ähnliches?

Uff, auf der Meta-Ebene tut diese Frage weh.
Impulsiv würde ich nämlich aufspringen und anmerken, dass beides in diesem Kontext wichtige Stilmittel der GESELLSCHAFTSKRITISCHEN Dystopie sind, die sich Cyberpunk nennt.
Sprich, wenn du die Gewalt und "Sexualität" (Eigentlich auch: Gewalt, nur in anderem Kleid) rausnimmst, nimmst du Cyberpunk die Zähne und dann kannst du gleich lieber Minecraft Dungeons spielen - das dann auch MIT deinem Kind.

Wurde auch Zeit dass so eine Aussage kommt.
Wenn sich Cyberpunk 2077 wirklich nur durch seine dargestellte Gewalt definieren wird, wird es ein schreckliches Spiel und in der Versenkung verschwinden. Es sieht aber ganz so aus als hätte es noch ein paar andere Elemente zu bieten.
Andere Medien schaffen es auch lebhafte Dystopien aufzuzeigen, ohne dass man damit ständig visuell mit Gore überflutet wird. Ich streite nicht ab dass es für viele Menschen einen Reiz hat, aber bitte doch anzuerkennen dass es auch ohne die ›dargestellte‹ Gewalt funktionieren kann. Guter Geschmack ist nun mal für jeden etwas anderes.
Deswegen verstehe ich wirklich nicht warum man nicht, wo das Medium doch die Möglichkeit liefert, den Konsumenten selbst entscheiden lässt (wie früher, *träum*).