VaniKa hat geschrieben: ↑01.07.2020 14:50
Schön, dass auch hier mal das Totschlagargument "Vision des Künstlers" hinterfragt wird.
Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich verstanden habe, was du mit dem Rest des Posts sagen wolltest, sorry.
Bei dem wenigen, was ich zu verstehen vorgebe, gehe ich ein Stück mir dir. Als "Totschlagargument" bringt es nichts, bzw. nur Probleme und es wäre gut, wenn es als solches nicht genutzt würde.
Ich glaube aber, dass ich aus einer anderen Richtung zu diesem Ergebnis komme.
Wobei das Thema beliebig komplex... nein, fangen wir anders an.
Wir haben, bleiben wir mal bei unserem gemeinsamen Hobby, das Problem, dass wir es mit Kommerz zu tun haben. Da muss sich zur Not die Künstlerische Integrität unterordnen.
Siehe halt Ubisoft und The Division (2, soweit ich weiß). Irgendwo in diesem Looter-Shooter steckt eine Gesellschaftskritik. Die wird dem Autoren, also dem Künstler, wahrscheinlich wirklich wichtig gewesen sein. Ubisoft aber ist das mal komplett latte, die wollen ein GaaS verkaufen. Und bei sowas stört es, wenn sich der potentielle Kunde an der Aussage stört (Oder der Asiatische Kunde an bestimmten Texturen - Oder war das RSS?) Also nimmt man die Aussage wieder raus oder, wenn es zu spät ist, behauptet man, es gäbe keine.
Aber das soll ja auch den Massen gefallen. Wie auch ein neues Wolfenstein. Die Zeiten, wo man mit "Banned in Germany" geworben hat, sind halt vorbei. Einem Wolfenstein würde ich jetzt aber, speziell im Punkt Gewalt, nicht unterstellen wollen, dass Gewalt Teil der Aussage ist. Bei Wolfenstein ist es viel wichtiger, dass der "Gegner" sehr klar gezeichnet ist. Daher führt man bei der Reihe auch und gerade halt hier, eine Debatte um Symbolik. Und an diesem Punkt würde ich dann auch damit argumentieren wollen, dass es hier explizit um einen speziellen Bereich des Nazi"kultes" geht.
Mir fällt das passende Wort gerade nicht ein. Ich meine damit, dass der Fokus der Wolfenstein Spiele auf dem eher esoterischen Bereich des Nationalsozialismus liegt. Der ganze mytische Quatsch, sozusagen. Im Allgemeinen geht es darum ganz explizit nicht um das Thema Judenverfolgung (Mit Ausnahmen! Ich weiß explizit dass das bei New Order ein Thema war, andere Beispiele müsste ich aber recherchieren)
Ich lehne mich wohl nicht zu weit aus dem Fenstern, wenn ich behaupte, dass man keinen "spaßigen" Shooter bauen kann, wenn man das (und viele andere) Themen nicht ausblenden würde.
Daher, den Bogen wieder suchend, finde ich schon, dass es der Aussage ("Vision des Künstlers") schadet, wenn man so tut, als gehe es nicht um die Nazis (Richtiger: Einem Teilbereich von Nazis).
Weil halt eh jedem klar ist, wer explizit gemeint ist.
ABER - und da wird es halt seltsam - es macht die Aussage halt auch nicht komplett kaputt. Weil halt eh jeder versteht, was gemeint ist. Ist aber auch gut möglich, dass das schon wieder mehr über die "Stärke" der Nazi-Symbolik aussagt...
Wobei, eigentlich ist es einfach: Es kommt darauf an, ob das Spiel irgendeine Aussage haben will und ob das gewählte Stilmittel aushalten kann, dass der Rezipient es an seinen Geschmack anpasst.
Mortal Kombat ohne absurde Gewalt? Wäre kein Mortal Kombat mehr. Der Witz an Mortal Kombat ist die Gewalt, weil alle anderen Spiele halt harmlos waren. Blöderweise hat man sich verrannt, so dass inzwischen! die Gewalt reiner Selbstzweck ist.
Mad World - Die Gewalt ist die Aussage!
Wolfenstein - Blutgesudel ist nicht wirklich die Aussage - das ist eher, wie absurd bestimmte Bereiche des NS waren. Dafür muss die Gewalt nicht absurd sein.
Brutal Doom - Die Gewalt ist die Aussage (und hat Optionen, afaik)
Moment, ich verrenne mich schon wieder. Kajetan wollte ja "Einstellungen" haben. Daher war ich ja überhaupt halt beim Kommerz.
Da ist dann die Frage, wie sehr der Publisher / Künstler ganz dringend Geld verdienen oder eine Aussage tätigen will.
Will er, dass auch Kajetan sein Kunde ist, dann fährt er halt seinen Anspruch an seine "Aussage" zurück und gibt ihm Optionen.
Will er seine Aussage verteidigen, dann muss Kajetan halt einsehen, nicht Zielgruppe zu sein und was anderes spielen.