SethSteiner hat geschrieben: ↑22.07.2020 07:38
Ich denke ein Hauptproblem bei dem Thema ist die Vorstellung, die Geschlechter seien im Kopf irgendwie anders, du sprichst ja auch das körnige an, das ja nicht passen soll aber die Realität ist am Ende, dass das Gehirn nahezu identisch ist und Frauen oder Männer beide einfach Menschen und damit sich in Wahrheit nicht wirklich unterscheiden in ihren Gefühlswelten, deswegen kann man sich, zumindest als gesunder Mensch, tatsächlich ziemlich gut in so ziemlich alles mögliche hineinversetzen. Dafür gibt es ja Spiegelneuronen, das ist ein ziemliches Kernelement des Menschseins. Darum haben wir auch grundsätzlich keine Probleme mit sprechenden Fischen, Vögeln, Monstern oder The Orville's Blob-Kreatur Yaphit.
Ich glaube wir reden hier etwas aneinander vorbei. Wenn ein Charakter mal wieder so flach geschrieben ist, dass ich ihn mit einer Persönlichkeit ausstatten muss, dann spiele ich nun mal lieber einen männlichen Charakter. Wir reden hier aber auch von Spielen mit einer Story, bei der ein MC eigentlich zur Welt beitragen müsste. Wenn der Charakter aber nur ein Mittel zum Zweck ist oder tatsächlich mal nicht flach ist, dann ist es mir ziemlich egal, wer der MC ist. Ich muss ihn dann nicht mit Leben erfüllen, weil die Entwickler mal wieder zu faul waren. Das ist ein Problem bei Ubisoft. Die Charaktere sind meisten belanglos und austauschbar. Und wenn dem so ist, dann spiele ich halt "mich".
Und ja, das gilt auch für Fische, Vögel oder Fabelwesen, wenn ich die Arbeit des Storyschreibers übernehmen muss.
HZD hat es doch auch hinbekommen, einen halbwegs glaubwürdigen Charakter zu schreiben, um mal bei einem "neueren Spiel" zu bleiben.
Cross Code hat es mit Lea geschafft, ohne dass sie richtig reden konnte.
SethSteiner hat geschrieben: ↑22.07.2020 07:38
Hast du schon Mal die mittelalterlichen Penisrüstungen gesehen? Halbnackte oder sogar nackte (männliche) Krieger sind nicht nur historisch bekannt (hey die halbe Welt rannte Mal in Röcken in die Schlacht), sie sind sogar ein fester Teil der Pop-Kultur, ich sage nur Rambo. Hast du mit all den Darstellungen dann auch Probleme oder gilt das NUR für Bikinirüstungen?
Ich bin mir jetzt nicht sicher, ob das Absicht ist. Vielleicht habe ich mich unglücklich ausgedrückt. Mir geht es um Glaubwürdigkeit. Wie kann es sein, dass das selbe (!) Rüstungset einen männlichen Charakter in einen gepanzerten RGB Titanen verwandelt, während es bei einem weiblichen Charakter nur ein Plattenbikini ist? Nein, ich hätte kein Problem, wenn es gleichzeitig solche Rüstungen (oder halbnackt) für männliche Charakter gäbe. Dann würde das Design in die Spielwelt passen. Aber jetzt eine Frage: Wie oft kommt das vor?
Das Design, was ich ansprach, ist nun mal meistens nur ein "sex sells" Design. Das hat nichts mit einer glaubhaften Welt zu tun. Es widerspricht sogar oftmals den eigenen Regeln der Spielwelt. Und wenn das mit einer Brechstange passiert, dann geht die Immersion flöten. Was ist wichtig bei Spielen, die Storylastig sind? Richtig. Immersion. Und warum gibt es diese Designs? Weil es die Leute wollen und deshalb auf einer Checkliste ist.
Auch hier gibt es genügend Beispiele, wie man es ordentlich machen kann und zum Glück (!) hat es sich die Situation in den letzten Jahren verbessert.
Triss oder Yennefer geizen nun wahrlich nicht mit ihren weiblichen Reizen. Deren Design passt zudem noch wunderbar in die Spielwelt.
Bayonetta wäre ein gutes Beispiel, wie man sogar "sex sells" in einen richtigen Charakter verwandeln kann. Und sie rockt einfach nur.
Diese Beispiele haben nämlich ein was gemeinsam: Das Aussehen und deren Persönlichkeit passen zusammen UND es folgt den eigenen Regeln der Spielwelt.
Was ich also im Ganzen sagen wollte:
Die Aussage "weibliche Protagonisten verkaufen sich nicht" ist so ziemlicher Blödsinn. Auch weibliche Protagonisten würden sich wunderbar verkaufen, wenn sie halbwegs ordentlich geschrieben sind. Wenn deren Persönlichkeit flach wie Toast ist, dann nehme ich nun mal eher einen männlichen Charakter. Denn die Entwickler haben mir die Aufgabe aufgehalst, den Charakter mit Leben zu füllen.
Ich kann keinen weiblichen Charakter mit Leben füllen, weil ich durch vergangene Designs in der Spielebranche "geschädigt" bin. Viele Designs brechen einfach die eigenen Regeln und meine Immersion geht flöten. Das ist ein No Go für ein Storyspiel. Man kann es wie ein Mod für Skyrim sehen, das "Thomas die Lokomotive" als Boss implementiert. Da würde doch auch keiner auf die Idee kommen und sagen "Jau, dass macht Sinn und entspricht den Regeln der Spielwelt". Würde das halbnackte Design tatsächlich in die Spielwelt passen, Regeln befolgen und Sinn ergeben, dann hätte ich keine Probleme.
Wenn die Story nur ein Mittel zum Zweck ist und eigentlich das Gameplay im Vordergrund steht, dann ist das alles irrelevant.
Vielleicht ist es jetzt klarer, worauf ich hinaus wollte?
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