VaniKa hat geschrieben: ↑22.07.2020 14:32
Ich sag's mal ganz platt: Wenn Berufe unattraktiv sind (egal für wen), warum sollte sich dann
irgendwer bemühen, da einen Fuß in die Tür zu kriegen?
Was macht einen Beruf denn unattraktiv? Übrigens sind sowohl Abfallentsorgung als auch Baubranche ziemlich gut in Sachen Verdienst. Einstiegsgehälter von bis zu 50000 Euro jährlich, 60k mit Erfahrung. Sowas kriegst Du in keiner Bäckerei oder Altenpflege. Bei uns im Ort haben wir übrigens eine Frau auf dem Müllwagen. Die ist sogar noch relativ jung. Vielleicht sollte man Berufe nicht nur nach Vorurteilen bewerten?
Es geht doch um Zugang zu bisher privilegierten Positionen, nicht darum, dass auch noch Frauen "schlechte" Jobs machen wollen müssen, wenn sie schon Gleichberechtigung fordern.
Dann fordern Frauen aber doch eher Privilegien und nicht Gleichberechtigung? Denn Privilegien haben mit Gleichberechtigung grundsätzlich nichts am Hut. Es sei denn Du willst jetzt sagen das Privilegien auf alle Menschen gleichmäßig verteilt gehören. Das wirst Du aber nie erreichen. Auch nicht innerhalb des selben Geschlechts.
Mal abgesehen davon kenne ich viele in der Baubranche (Maler, Maurer, Dachdecker). Die haben absolut sehenswerte Löhne, arbeiten zwar körperlich, haben dafür aber meist bei schlechtem Wetter und im Winter ein recht lockeres Leben. Wieso muss man eigentlich alles was auf die Muskeln geht gleich als "schlechten" Beruf bezeichnen?
Das ist so eine total verdrehte Argumentation, die gar nicht den Kern des Themas trifft. Das hat auch nichts mit "Rosinen rauspicken" zu tun, sondern eben damit, dass Frauen den selben Zugang zur "Macht" bekommen und Männer diese Macht nicht horten.
Nur mal ein wenig Statistik dazu. 85% der Firmengründer sind Männer. Was sollen die denn machen? Die haben auf eigenes Risiko (und Kapital) ein Unternehmen aufgebaut, sich ihre Position darin erarbeitet, Mitarbeiter eingestellt, evtl. viele Durststrecken hinter sich. Ich kenne Selbstständige, die haben ihr Gewerbeobjekt komplett selber kernsaniert um Kosten zu sparen und alles nach eigenen Vorstellungen zu gestalten. Geschäftsführer die ich kenne, sitzen teilweise pro Tag bis Abends um 9 in ihrem Unternehmen, weil sie ihre gesamte Existenz der Firma untergeordnet haben. Nur mal als Kontrast dazu. Da hast Du praktisch keine Freie Minute mehr, arbeitest ständig, mitunter (je nach Branche) auch körperlich, ehe Du überhaupt mal grob auf Kurs kommst. Das kann Jahrzehnte dauern. Und dann haben es diese Männer natürlich verdient dort zu stehen wo sie sind.
Niemand verbietet es Frauen Unternehmen zu gründen. Es gibt auch sehr erfolgreiche Frauen, die eben genau nach dieser Methode eine Existenz aufgebaut haben, und ich finde dass diese Karrieren den generell Respekt verdienen, egal ob Mann oder Frau. Die Frage sollte hier trotzdem erlaubt sein, warum nicht mal halb so viele Frauen diesen Weg gehen, warum es überwiegend Männer sind, die den Schritt von ihrem eigenen Unternehmen verwirklichen? An der schulischen Bildung und Qualifikation kann es nicht liegen. Da hängen Frauen uns Männer um Längen ab. Wohlgemerkt scheitern auch viele Männer mit der Selbstständigkeit. Denn ein Unternehmen gründen bedeutet keinen automatischen Erfolg. Aber das Frauen halt dieses Risiko halt generell mehr scheuen ist ja rein statistisch nicht von der Hand zu weisen. Insofern darf man sich dann nicht beschweren dass es mehr Männer in Machtpositionen gibt. Unternehmer zu sein ist schon mal grundsätzlich eine Machtposition, wenn das Unternehmen Erfolg und Einfluss hat. Damit hast Du bereits einen Fuß in der Politik, kannst Druck ausüben und Deine Interessen vertreten. Das schafft man eben weniger, wenn man einfach nur kommt und haben möchte.
Wir müssen Lösungen dafür finden, nicht länger Menschen "Drecksarbeit" machen zu lassen, wie z.B. rumänische Werksarbeiter bei Tonnies. Das ist aber noch ein sehr abstraktes Problem mit noch abstrakteren Lösungsansätzen. Aber das anzugehen gehört auch zu sozialer Gerechtigkeit.
Die Lösung im Fleischgewerbe heißt übrigens Robotik. Nur ist das wirklich humaner, wenn man die Tötung von Lebewesen an eine KI auslagert?