Usul hat geschrieben: ↑17.11.2020 13:35
Zum einen gibt es meines Erachtens wirklich nicht allzu viele wirklich gute Sprecher und Sprecherinnen, die auch bezahlbar wären (man denke z.B. an Anreise und Hotel, wenn sie etwa aus Hamburg nach München müssen). Zum anderen sitzt das Geld bei den Publishern auch nicht sehr locker, sodaß es immer ein elendes Geschachere war. Und das Schlimmste: Selbst wenn ich dachte, daß wir unser Bestes gegeben hatten unter den Umständen, war das Ergebnis nicht so optimal, wie ich es mir gewünscht hätte.
Ein Punkt dürfte fast immer das Budget sein. Bisher habe ich nicht den Eindruck, dass für Spielevertonungen, entsprechend hohe Beträge ausgegeben werden. Schon an der Synchronisation von Filmen und Serien, wird mitunter am falschen Ende gespart.
Der Stellenwert der Spielevertonung dürfte trotz hoher Entwicklungskosten leider immer noch deutlich darunter liegen. Das fängt ja schon bei den grundsätzlichen Bedingungen an (kaum adäquates Material und Zeitdruck). Man kann zwar davon ausgehen, dass für größere Produktionen grundsätzlich auch mehr Aufwand betrieben und Geld ausgegeben wird, aber das Grundproblem bleibt. Die Sprecher werden für Spielevertonungen eher nicht herangeholt, je nach Anzahl ist es billiger das direkt vor Ort aufzunehmen. Es gibt zwar teure Sprecher, aber für Spielevertonungen gelten wohl eher generell geringere Preise.
Die jeweiligen Firmen (allzu viele spezialisierte Firmen für die Spielelokalisation gibts anscheinend nicht, gibt deutlich mehr Synchronfirmen) haben einen relativ festen Sprecherpool, entsprechend der Stadt, in der sich der jeweilige Sitz befindet. Darüber hinaus gibts dann gelegentlich ein paar überregionale Sprecher für die Hauptrollen, sofern es das Budget hergibt. Ich würde auch nicht sagen, dass es grundsätzlich zu wenig gute Sprecher gibt, aber die Überschneidung zwischen Synchron und Spielelokalisation ist nicht so groß, wie man das vielleicht erwarten würde, wahrscheinlich auch weil es anders bezahlt wird.
Der Pool wäre schon groß genug, aber ähnlich wie bei der Synchronisation, der Sprecherpool erschöpft sich oft auch aus Budgetgründen primär auf die jeweilige Region. Allerdings müsste man die Größenordnung des Budgets (für die dt. Lokalisation) für so einen Titel wie CP2077 kennen, um das halbwegs abschätzen zu können. Und das wäre dann ja nur die Abschätzung für etwaige Großproduktionen im Spielebereich. Keine Ahnung, ob sich CDP generell etwas mehr Mühe gibt? Entsprechende Zahlen kenne ich nur von etwaigen Film- und Seriensynchronisationen, aber ich bezweifle das in ähnlicher Größenordnung Budgets für dt. Spielelokalisationen zur Verfügung steht (auch bezogen auf die Großproduktionen). Davon abgesehen, dürfte den meisten Spielern der Unterschied dann mitunter garnicht auffallen. Unter- und Durchschnittliche Vertonungen werden ja in der Regel auch hingenommen oder anders ausgedrückt, hat die dt. Lokalisation in der Wahrnehmung von vornherein bei vielen Spielern einen schweren Stand und wenn sie wirklich mal überdurchschnittlich sein sollte, dann wird das eben nicht unbedingt so wahrgenommen.
Wobei auf Anhieb fällt mir wirklich keine Spielevertonung ein, die mich restlos überzeugt hat. Irgendetwas gab es immer, u.a. mangelnde Vielfalt im Sprecherpool, seltsame Betonungen, schlechtes Skript oder sinnentstellende Übersetzungen (wobei das tatsächlich ein Problem des Umfangs, der Zeit und des mitunter nicht vorhandenen Kontexts zu sein scheint). Seltener stört mich die konkrete Sprecherauswahl, allerdings vergleiche ich das nicht jedes Mal mit dem Original. Ich kann durchaus nachvollziehen, wieso das dann mitunter ein Problem darstellt, wenn man erst einmal die Originalstimmen gewöhnt ist, dieser "Bruch" tritt ja bei allen Arten der "Synchronisation" auf.