SethSteiner hat geschrieben: ↑31.12.2020 12:13
Das ist alles klar aber eine Verschiebung hätte keine Erhöhung der Investition bedeutet. Jemand der investiert, muss nicht immer wieder zahlen. Zwar möchten Investoren sicherlich irgendwann ein Mal eine Rendite sehen aber es ist nicht wie gern dargestellt wird, dass die Investoren eigentlich nur darauf warten quasi ihre Aktien abzustoßen (was nicht heißt, dass es nicht solche Aktionäre gibt) und dementsprechend etwas gegen Verschiebungen hätten oder aber sogar mehr Geld reinstecken müssten. Die Investorengruppe klagt allein aus dem Grund, dass CD Projekt hier eine ganze Reihe an Fehlern gemacht hat und die meisten davon auch in vollem Bewusstsein. Hätte man ehrlich kommuniziert und frühzeitig gesagt, dass man auf erhebliche Probleme gestoßen ist, aus dessen Gründen ein alternativer Release (vorerst keine Last-Gen Fassungen bspw.) oder eine komplette Verschiebung (weil selbst ohne Last Gen äußerst shabby), gäbe es keinen Grund für eine Klage und Investoren wären bestimmt nicht zufrieden gewesen aber noch unzufriedener ist man eben, wenn die investierte Firma bzw. die Geschäftsleitung der Firma schlecht handelt.
Aber eine Verschiebung bei der man etwas weiter entwickelt, kostet Geld. Geld, dass man irgendwo herzaubern muss - das wächst ja nicht im Büro von Adam Badowski am Geldbäumchen. Und in diesem Fall hätte eine Verschiebung zusätzlich auch noch das lukrative Weihnachtsgeschäft gekostet. Man kann das also nicht einfach mit "die haben einmal am Anfang gezahlt und dann waren sie raus und warten nun einfach still" wegwischen, weil die ja im Kern eher interessiert, wie viel sie am Ende aus dem Pott bekommen und wann sie es bekommen. Und ich glaube nicht, dass die Investoren jetzt einfach gesagt hätten "ach, na gut, ist dann halt so, lasst euch Zeit", selbst wenn CDPR da grundehrlich gewesen wären. Sie hätten vermutlich, je nach Vertragssituation, nicht gleich geklagt (denn Grund für die Klage ist ja primär Sonys Entscheidung den Titel zu entfernen und die Folgen davon, mit der auch CDPR natürlich nicht gerechnet hat), aber ganz sicher hätten sie ein entgangenes Weihnachtsgeschäft samt dadurch erwarteter Verkäufe, nicht mit einem Schulterzucken abgetan.
SethSteiner hat geschrieben: ↑31.12.2020 12:13
Die Investoren wollen Geld, ja. Das wissen wir alle. Aber Investoren sind nicht grundlegend oberflächliche Menschen, die sich um gar nichts anderes scheren. Wenn sie die Wahl haben, zwischen einem reibungslosen, normalen Produktrelease und einer Katastrophe, dann wählen sie nicht die Katastrophe. Wie man sieht, haben sie davon ja nichts, im Gegenteil, genau damit kann es zu einem Prozess kommen und wenn die Investoren gewinnen, dann bedeutet es in aller erster Linie, dass falsches Verhalten auch in der Videospielindustrie ein Risiko ist.
Natürlich wählen sie nicht die Katastrophe, deshalb klagen sie ja jetzt
Aber die betrachten am Ende eben Zahlen, nicht Produkte... wenn die Zahlen stimmen, spielt die Produktqualität keine Rolle. Das ist ihr Job, das hat mit oberflächlich auch nichts zu tun. Damit, mit diesem reinen Betrachten von Werten, verdienen sie Geld. Nur damit. Falls also ein Produkt im schlechtesten aller vorstellbaren Zustände trotzdem aus was auch immer für einen Grund vom Markt angenommen wird und sich super verkauft, sind Investoren glücklich. Und genau deshalb wären sie auch mit Cyberpunk im aktuellen Zustand glücklich gewesen, wenn Sony nicht den Verkauf eingestellt hätte, der Aktienkurs dadurch weggekracht wäre und ihnen somit quasi ganz direkt Geld gekostet hätte. Keiner hätte nur wegen "aber die haben uns angelogen" geklagt, keiner hätte nur wegen mangelnder Produktqualität geklagt, wenn am Ende ein deutliches Plus gegenüber der Erwartungen unter der schwarzen Linie für diese Investoren gestanden hätte. Aber schlechte PR, dazu entgangene Verkäufe, mit denen das Plus noch größer gewesen wäre, ein Aktieneinbruch plus Lügen... nun, dass ist aus der Perspektive eben ein guter Grund.
SethSteiner hat geschrieben: ↑31.12.2020 12:13
Es gab keine Transparenz während der Entwicklung von Cyberpunk 2077. Wir haben quasi 5 Jahre nichts vom Projekt gehört, anschließend gab es falsche Versprechungen und eine brodelnde Gerüchteküche über Crunches. Transparenz ist also gar nicht das Problem, sondern wenn überhaupt der Mangel an Transparenz.
Naja, diese Transparenz gabs in gewisser Form schon. Natürlich war das kein Projekt, dass aus Crowdfounding entstanden ist, aber für ein klassisches Entwicklungsmodell war CDPR schon ab einem gewissen Zeitpunkt, als es was zu sagen und zu zeigen gab, meiner Wahrnehmung nach recht offen. Das vieles davon jetzt purer Unsinn war weiß man ja nun leider erst hinterher. Aber das ist wohl etwas, von dem zwar sowohl Kunden als auch Investoren betroffen sind, aber jeweils auf ihre Art darauf reagieren müssen.
SethSteiner hat geschrieben: ↑31.12.2020 12:13
Dass ein Projekt so läuft, dass sich technische Mängel im Rahmen halten, ist in aller erster Linie erst mal etwas gutes. Was dafür nötig ist, ist reine Spekulation aber tut mir leid, ein Produkt zu veröffentlichen, dass qualitativen Standards genügt, sollte doch wohl eine Selbstverständlichkeit sein. Ich kann doch nicht sagen "Ja, klar in Zukunft mögen sich technische Mängel in Grenzen halten aber dann spart man sich XY!". Nehmen wir kostenfreien Support nach Release. Erst mal, wenn es sich um Patches handelt, sind diese ja notwendig, eben weil es an QA oder Ähnlichen mangelte. Wenn es sich um Support wie Skins, Modelle, Maps und Co. handelt, so macht es keinen Sinn warum dies wegfallen sollte, weil diese Dinge kein Luxus sind. Das existiert nicht aus Freundlichkeit von Entwicklern, sondern weil kostenfreie neue Inhalte oder "Games as a Service" sich am Ende des Tages finanziell positiv bemerkbar macht.
Natürlich sollte es eine Selbstverständlichkeit sein. Aber wenns ihnen bei den ihnen verfügbaren Mitteln aus Geld (-> Zeit, Manpower), Scope (also der schieren Größe des Projekts) so einfach möglich gewesen wäre, die angepeilte Qualität zu liefern - meinst du nicht, sie hätten es getan? Ich mein, ich glaub die Brücke ist jetzt nicht allzu wackelig, wenn ich sage "Ja, die haben uns und den Investoren absichtlich und vorsätzlich Mist erzählt... aber ihre Intention war trotzdem wohl kaum, ein teilweise völlig unspielbaren Titel zu veröffentlichen". An irgendwas hat es also Gemangelt und es ist keineswegs Spekulation, dass dieses irgendwas, diese Ressource, zwangsläufig in irgendeiner Relation zu Geld steht - entweder mit dem, was man nicht mehr hat, aufgrund irgendwelcher Dinge... wie eben Investoren, nicht mehr rauspulvern kann oder was man eben schuldet.
SethSteiner hat geschrieben: ↑31.12.2020 12:13
Klar kann das Ergebnis ein Rotstift sein. Ich kann nur für mich sprechen aber ich sehe darin keinerlei Problem.
Ich schon, wenn ich ehrlich bin. Wie gesagt, ich zahle den vollen Preis, ich will auch den vollen Wert. Ich persönlich würde "Inhalt" beispielsweise nicht gegen "technische Politur" tauschen wollen. Ich leg da gutes Geld auf den Tisch, ich habe das Recht, dass beides passt, ganz einfach. Und ehrlich... als Spieler ist es mir da auch völlig egal, wie CDPR da die Ressourcen zusammen bekommt. Ja, ich weiß, dass die Geldgeber da aus möglichst minimalen Einsatz möglichst maximal Profit machen wollen und das sei ihnen auch wegen mir gegönnt - aber es ist eben auch im Kern die Ursache des Problems. Für mich zählt am Ende eben in erster Linie das Produkt. Ohne Abstriche irgendwo. Natürlich nicht bei der Technik (wie hier), aber eben auch nicht beim Inhalt, beim Post-Launch-Support oder bei sonstwas. Das ist mir durchaus alles gleich wichtig.
Man kann natürlich die "dann muss CDPR eben künftig kleinere Brötchen backen, wenn sie es mit ihren Mitteln nicht hinbekommen, derart große Projekte rund abzuliefern"-Ansicht haben, die ist keineswegs falsch. Die ist vielleicht sogar naheliegend und realistisch. Aber ehrlich gesagt ist es nicht das, was ich von dem Studio gern hätte.
SethSteiner hat geschrieben: ↑31.12.2020 12:13
Und was die Kosten des Personals angeht, hat sich da CD Projekt in der Vergangenheit und eventuell auch immer noch aktuell, zumindest was polnische Staatsangehörige angeht, wohl auch nicht mit Ruhm bekleckert. Und wenn mit Kosten Crunch gemeint ist, so existiert auch das bereits aber der Crunch ist wohl eher eine Ursache für technische Mängel, keine Abhilfe.
Ja, eben. Und wie soll eine Klage, die am Ende das Ziel hat, aus gleichen Ressourcen ein zeit- kosten- und personalaufwendigeres Ergebnis zu erzwingen auch noch diese angesprochenen Punkte, die ja vermutlich ebenfalls daraus resultieren, dass es an irgendwelchen Dingen in der Firma mangelt, verbessern können? Vermutlich einfach gar nicht. Wenn ich aus den gleichen Dingen mehr Leistung rausquetschen will, muss ich den Druck erhöhen. Genau deshalb glaub ich ja, dass diese Klage das Problem eher noch verschlimmert als verbessert.
@Panikradio: Das ist jetzt nicht böse gemeint, aber ich weiß schlicht nicht, was ich dazu noch sagen soll. Wir verstehen uns einfach rein kommunikativ offenbar nicht. Das kann an mir, an dir oder am Universum liegen - aber eh ich jetzt jeden meiner Sätze (ich hab da nochmal drüber gelesen... sieht nach wie vor zwar lang und ausgeschweift, aber durchaus verständlich und nicht in sich widersprüchlich für mich aus) nochmal umformuliere, sollten wir das vielleicht einfach sein lassen und uns darauf einigen, dass wir uns nicht einig sind. Andernfalls würde ich das, hier ja schon zu Recht kritisierte, ständige Wiederholen des Gleichen nur immer weiter treiben und das muss einfach nicht sein.