Bachstail hat geschrieben: ↑11.03.2021 16:13Dir vielleicht, ihm aber nicht und wenn er das so sieht und das auch überzeugend ausdrückt, sähe ich keinen Grund, Deinem Bäcker das nicht zu glauben und ihm da Rassismus zu unterstellen, fände ich dann ziemlich dreist.
Es geht ja gar nicht darum, ihm irgendwas zu unterstellen, sondern festzustellen, dass sein Handeln schädlich ist. Dieses Argument, solange jemand es nicht böse meine, sei er aus dem Schneider, geht doch am eigentlichen Problem vorbei. Mir wird dabei auch die Signalwirkung vergessen, wenn man das eben unangefochten so stehen lässt.
Bäcker sagt "N***kuss". Jemand sagt Bäcker, dass das rassistisch ist. Bäcker meint nur, er meine das nicht so, und macht weiter. Was nun, wenn sich der zweite beschwert? Kann der Bäcker das dann auch nach diesem Hinweis einfach noch nicht so meinen?
Man muss eben auch unterscheiden, ob jemand ein Rassist ist oder sich rassistisch verhält. Es geht nicht darum, Menschen durch irgendein Handeln als bösen Menschen zu brandmarken, sondern ihr Verhalten zu bewerten und schädliches Verhalten zu kritisieren. Rassistisch verhält man sich ja ganz oft gar nicht mit Absicht. Das ist daher gar nicht der Punkt, sondern ob jemand dann aber resistent gegen den Hinweis ist, dass er sich rassistisch verhält. Jemand könnte einfach Einsicht zeigen und sein Verhalten ändern, dann wäre eigentlich alles gut. Nur leider passiert das eben oft nicht, sondern stattdessen wird der eigene Fehler irgendwie verteidigt und die beleidigte Leberwurst gespielt. Viele Leute können offenbar einfach nicht damit umgehen, dass andere etwas an ihnen kritisieren und verhalten sich dann trotzig. Wenn so ein Trotz nicht dahin führen würde, dass die Leute ins rechte Lager getrieben werden, wäre das vielleicht auch nicht mal so schlimm. Aber wir sehen ja aktuell, wo das hinführt. Radikalisierung und Eskalation überall.
Wenn nicht Begriffe wie "Political Correctness" oder "Zensur" etabliert worden wären, um dann gleich als bequemes Feindbild zu dienen, würden viele Menschen wohl zugänglicher für Kritik sein.
MaxDetroit hat geschrieben: ↑11.03.2021 17:51Was bedeutet bei Dir Akzeptanz?
Ich meine damit, dass die Gesellschaft die (möglicherweise auch ganz unwillkürliche) Botschaft des Künstlers so stehen lässt und damit implizit akzeptiert. Andere sehen dadurch: "So eine Botschaft ist okay. Niemand sagt etwas dagegen." Dadurch wird ein Konsens vermittelt. Der Künstler befindet sich offenbar im Einklang mit der Gesellschaft. Für mich nimmt jeder, der die Öffentlichkeit betritt, eine Verantwortung auf sich für die Wirkung, die sein Sagen und Handeln haben kann. Dieser Verantwortung sollte man sich stets bewusst sein. Und das bedeutet, dass man entweder bestimmte Minenfelder lieber nicht betritt, oder dass man zumindest im Nachhinein einsieht, einen Fehler gemacht zu haben. Wie gesagt, wir leben nicht im luftleeren Raum. Und Jahrtausende an Geschichte haben eben einen ziemlich großen Haufen aufgetürmt, der jetzt stets mitgedacht werden will. Es ist einfach nicht so einfach, wie manche es gerne hätten.
Wigggenz hat geschrieben: ↑11.03.2021 19:20Diese Lesart zu vertreten, beweist, dass man nicht gewillt war, mehr als einen allerersten Blick auf eine zufällige entfernte Ähnlichkeit zu werfen, um darin nichts Geringeres als eine politisches Statement gegen süd-östliche Teile der Welt zu sehen.
Anders formuliert: Tolkien hat das nicht in böser Absicht gemacht, sondern war eben Mensch seiner Zeit, in der das salonfähig war. Deswegen ist er kein schlechter Mensch, aber er hat eben auch Inhalte geschaffen, die man heute zurecht kritisieren kann. Würde er heute noch leben, müsste er sich mit dieser Kritik auseinander setzen und vielleicht würde er danach auch etwas abändern, eben weil er kein böser Mensch war.