Alex_Omega hat geschrieben: ↑16.07.2021 13:12
Es gibt meiner Meinung nach kein sinnvolles, spielerisches Argument gegen einen optionalen Easy-Mode oder dergleichen.
Die Sache ist doch die, optionale Features sind immer additive Funktionen, es gibt niemals ein Argument gegen additive Funktionen was alle verstehen werden, ob es nun ein Easy Mode oder Invincible Mode ist oder sonst was.
Jedes Spiel könnte eine universelle Speicherfunktion anbieten, wirklich jedes, ohne Ausnahme, "Stört es dich? Nutz es halt nicht."
Jedes Spiel könnte einen Slider anbieten der dir Erlaubt die EXP Ausschüttung in einem Rollenspiel deinen eigenen Wünschen anzupassen? "Och leveln fühlt sich dadurch für dich sinnlos an? Dann stell doch den Slider, einfach höher nur weil du es gerne langsam hättest, musst du nicht die Zeit anderer verschwenden!"
Und trotzdem verzichten die längste Zeit Spiele auf einfach einzubauende additive Funktionen, woraus sich komplette Genres gebildet haben, stell dir mal ein Metroidvania mit Quicksaves vor, klar gibt es solche Spiele wohl mittlerweile auch (Ori nutzt es aber als Ressource zur gamification), aber ein wirklich neues Metroid wo man überall speichern dürfte, das würde Leute stören, nicht weil die Nutzung es zu einfach macht, sondern schon die bloße Präsenz ist das Problem.
Verstehst du was ich damit sagen will? Wenn man sich auf so einen Level hinab begibt, ist es leicht den anderen als intoleranten, elitären, Narzissten mit fragilen Ego zu bezeichnen.
Es ist nun mal ein Unterschied ob so eine Funktion existiert und der Kopf das bewusst ausblenden muss oder eben die Spielumgebung die Voraussetzungen und Umstände klar vorgibt. Dadurch wird die Illusion eines gewissen Wertes kreiiert, mit solchen Funktionen wäre die Illusion dahin, weil du im Hinterkopf weißt dass ein Toggle jeder Zeit zu der exakt selben Ausgangssituation führt, du hast die Künstlichkeit deiner Taten vor Augen. Ich weiß dass es auch Menschen da draußen gibt die sich super ihre eigenen Challenges machen können, ich bin aber ganz ehrlich, ich habe es mehrmals versucht und für mich, ist das nichts.
Das hat absolut rein gar nichts damit zu tun dass man anderen nicht gönnt das Spiel durchzuspielen, im Gegenteil ich wünsche mir dass so viele Leute wie möglich das Spiel erleben und ich mit diesen darüber diskutieren kann, jedoch eben auf die SELBE Art.
Wenn einer meiner Lieblingsfilme geschnitten noch mal neu veröffentlicht wird, dann wünsche ich mir doch auch mit Leuten über den Film in seiner Gänze zu sprechen und hoffe nicht dass die geschnittene Fassung letztlich die wird, über die alle sprechen. Klar hätten Sie dann meinen Lieblingsfilm gesehen, aber auch irgendwo nicht so ganz.
Was interessieren mich Leute die so ein Spiel aus komplett anderen Motiven spielen, so dass sie das Gameplay sogar als störend empfinden? Für mich gehört zum Spiel mehr dazu als der Inhalt, ich hätte mit diesen Personen keine Gemeinsamkeiten. Das ist doch das Credo einer jeden Community die gerne Gleichgesinnte aufnimmt und was Miyazaki in dem Interview angesprochen hat.
Für die Gegenseite sieht es genau anders herum aus, da versucht eine Person zwingend ihren Willen zu bekommen, ein Spiel auf eine Art zu spielen für die es eigentlich nicht vorgesehen war.
Das finde ich ebenfalls auf eine Art egoistisch.
Wenn es keine anderen Spiele gäbe dann hätten wir ein Problem, aber die WIrklichkeit sieht so aus dass der Anteil an modernen Spielen, welche das Durchspielen zu einer eigenen Herausforderung erheben vielleicht weniger als 5% betragen. Will man diesen Spielen auch noch ihre Eigenschaften wegnehmen?
Ich finde diese ganzen "Accessibility" Argumente furchtbar scheinheilig, eine Mehrheit der Spieler versteht wie sowas wie Souls gespielt werden soll und kann daher nicht verstehen, warum man es mit einer Unbesiegbarkeit spielen sollte, also wird man schon den Gedanken und somit das Feature ablehnen.
Man könnte genau so den Spieß umdrehen, wie wäre wenn man in "The Sims" einen Survival Modus einbaut indem die Sims sterben wenn man sich nicht um ihre Bedürfnisse kümmert, völlig optional versteht sich, manche Leute können solche Spiele ohne den passenden Thrill vielleicht nicht spielen.
Was meinst du wohl wie die Reaktionen ausfallen? "Das ist Sims, nicht Dark Souls" würdest du dieser Person jetzt ebenfalls diese additive Funktion absprechen weil er offensichtlich das falsche Spiel spielen möchte? Obwohl sowas leicht einzubauen wäre (schließlich gibt es in Sims schon eine Sterbefunktion) Falls ja, bist du ein Heuchler.
Und kommt mir jetzt nicht mit: "aber ein hard mode hält einen nicht davon ab das Spiel durchzuspielen", die Abwesendheit eines Hard Mode in "The Sims" würde mich davon abhalten das Spiel überhaupt anzufangen. Wer sagt denn dass es Ziel sein muss, ein Spiel durchzuspielen? Das ist eben unsere typische bingeplaying Kultur. Am Ende entscheidet doch der Weg, wie viel Spaß ich hatte, nicht das Ziel oder ob man überhaupt das Ziel erreicht. Ich denke dass das ein Miyazaki ähnlich sehen würde und trotzdem Möglichkeiten bis zu einem gewissen Grad eingebaut hat die den Spieler helfen, aber nich komplett das Spielprinzip aushebeln.
Accessibility ist ein ganz anderes Thema als Schwierigkeitsgrad und sollte in seiner Ecke bleiben, Accessibility hat das Ziel eingeschränkten Personen zu ermöglichen, das Spiel unter den selben Voraussetzungen erleben zu lassen, wie Gesunde. Im Falle von Souls bedeutet das, die Voraussetzung die Herausforderungen überhaupt angehen zu dürfen, nicht diese zu schaffen, der Rest liegt dann an gesunden und eingeschränkten Menschen gleichermaßen selbst. Alles darüber hinaus wäre in meinen Augen Bevormundung. Es kann also auch gut möglich sein dass hinter den Kritikern von sowas wie Invincible Modes in allen Spielen, unter anderem eingeschränkte Personen selbst stehen.
Man sollte bei der ganzen Accessibility Debatte nicht über das Ziel hinaus schießen.
Selbst wenn du das anders siehst, vielleicht kann dir das einen Gedankenanstoß geben, einfach dass so ne Art Denken auch noch existiert und nicht auf einen fragilen Ego fußt. Und vielleicht dass es eben doch Argumente gibt, die nur nicht für jeden schlüssig sein werden, weil man vielleicht etwas Anderes in einem bestimmten Spiel- oder Spielen allgemein sieht.