Crysis - So ist das Leben. Man kauft zwei brandneue Rechner - schon mal als Weihnachtsgeschenk - und wenn man die hat, möchte man die neue Leistung gerne bewundern. Also kauft man zwei neue Spiele - vorgezogenes Geburtstagsgeschenk - die spielerisch und grafisch angenehm sein sollen:
The Witcher für mich und
Crysis für meinen shootergeprüften Lebensgefährten.
Ich hätte Crysis also überhaupt nicht angeschafft. Schaue gerne mal über die Schulter, wenn ein waschechter Spieler noch das letzte aus einem Ego Shooter rausholt, aber ich selbst halte mich da im Hintergrund. Stealth Action ala Hitman oder Splinter Cell ist eher mein Gebiet.
Leider ist The Witcher für mich enttäuschend gewesen (u.a. Dauerfeuer auf F5 aufgrund andauernder Spielabstürze killt irgendwie die Atmosphäre) und Crysis war gerade so da. Installiert, denn deinstallieren kann ich es ja jederzeit wieder, und inzwischen spielt er den Witcher und ich Crysis.
Ich finde das Spiel trotz der ein oder anderen Macken ziemlich spaßig. Die Gegner lassen sich in manchen Situationen recht einfach verarschen und manchmal hat die KI leichte Sinnigkeitsaussetzer. Über die Physik Engine habe ich mich teilweise diebisch gefreut - man hat so viele unterschiedliche Möglichkeiten, Dinge kaputt zu machen! Aber auch Kleinigkeiten ließen mein Herz höher schlagen; so warf ich z.B. den Leuchtstab zu Anfang des Spiels ins Wasser um zu schauen, ob er wieder auftaucht. Nada. Allerdings begann das Wasser um ihn herum langsam zu köcheln. Bedauerlich ist nur, dass die Gegner - wenn erstmal tot - so beweglich sind wie schockgefrostete Gummipuppen. Wenn man reinläuft, bewegt sich da noch ein bisschen was, doch im kriechenden Zustand können tote Körper genauso Hürde sein wie ein Zementblock.
Toll fand ich die Erweiterbarkeit der Waffen. Ich laufe nicht nur des Munitionsnachschubs wegen gerne mit dem FY71 herum. Im einen Moment zwinge ich den Feind mit Sperrfeuer in Deckung, im nächsten funktioniere ich die Waffe um und hole den Schützen im Einzelfeuermodus mit Scharfschützenvisier von seiner Stellung. An unterschiedlichen Waffentypen und Verwendungsmöglichkeiten mangelt es meiner Ansicht nach nicht.
Meine Haltung ist grundsätzlich stealthig, und das scheint mir das Spiel leichter gemacht zu haben. Die Gegner reagieren manchmal strunzdämlich auf den Einsatz des Tarnmodus. Ich kroch unter einen ihrer Wagen und schoss einem in den Kopf. Eine Gruppe von vier, fünf Koreaner stieg in den Wagen, ich kam getarnter Weise aus meinem Versteck und versenkte eine Granate im Wagen. Beim ersten Mal ist es nachvollziehbar, beim zweiten hätten sie imo schon gerne merken können, dass ich nicht
im Wagen war sondern
darunter. Ein anderes Mal konnte ich fünf Gegner nach der Reihe aus einiger Entfernung mit Kopfschüssen hinrichten, weil sie es irgendwie verpasst haben, in Deckung zu gehen. Doch solch böse Schnitzer sind glücklicherweise Ausnahmen. Die Gegner rotten sich in Gruppen zusammen, schreien sich Befehle zu, bemerken das Licht eines Taschenlampenaufsatzes und sind generell sehr aufmerksam. Der Tarnmodus hat schon so seine Daseinsberechtigung.
Was ich auch nicht ganz nachvollziehen kann, ist folgendes: Die Koreaner brauchen keine Maximale Panzerung, um gut was auszuhalten. Ich habe das Laservisier drauf und versuche mich an möglichst vielen Kopfschüssen, insbesondere in größeren Gefechten, um Munition zu sparen und die Gegnerreihen in kurzer Zeit etwas zu dezimieren. Das ist aber nicht der springende Punkt. Mit Greifen&Wegwerfen tötet man einen Gegner, gerne auch ein paar auf einmal, ob man sie nun nur knapp am Schienbein trifft oder nicht. Da lohnt es sich wirklich, nahe heran zu gehen und sie im Stärkemodus wegzuknocken.
Die Anzug-Modi an sich finde ich einfach cool. Man kann sie so lässig kombinieren und sogar ich Anfängerin habe beizeiten eine gute Figur gemacht. Schade nur, dass es keine Schnelltasten dafür gibt und man es immer über das Menü machen muss. Hätte weniger umständlich sein können imo.
Die Story ist nichts Weltbewegendes oder Neues, aber nicht zuletzt die zahlreichen Zwischensequenzen setzen sie schön in Szene. Gefühlsmäßig fehlt nur der Zusammenhang. Die Charaktere sind mir sympathisch - auch Nomad, der Spielercharakter - und alles in allem... bin ich begeistert. Neben den negativen Punkten hat Crysis mein Herz durch den Spielspaß erobert. Schade, dass der SP so kurz ist, aber das scheint zur Zeit sowieso eher die Regel als die Ausnahme zu sein (Kane&Lynch anyone?).