Sir_pillepalle hat geschrieben: ↑12.09.2021 17:08
Mich fasziniert irgendwie, wie viele es für völlig normal und erstrebenswert halten, über den Körper anderer Personen zu verfügen. [...] Das Maß an Bigotterie und Menschenverachtung, das da im Namen fremder "ungeborener Kinder" zu Tage getragen wird, ist schlicht ekelerregend.
Danke. Als ob es diesen Leuten auch nur ansatzweise um irgendwelche Kinder oder sonst welche Menschen ginge. Das ist genau so vorgeschoben wie Homo- und Transphobie zu propagieren als Sorge vor "Frühsexualisierung". Individuelle Freiheit und Vielfalt passt diesen Leuten einfach nicht. Da soll sich jeder nach Schema F verhalten, weil sie glauben, besser zu wissen, was gut für alle sei. Und das macht diese Leute faschistoid. Noch perverser wird es dadurch, der Gegenseite das zu unterstellen und sich als Opfer zu gerieren, wenn man intolerant gegenüber ihrer Intoleranz ist.
Der Unterschied lässt sich am Beispiel Abtreibung wunderbar deutlich machen: Linke progressive Menschen würden niemandem Vorschriften machen bei der Frage nach einer individuellen Abtreibung. Da kann sich eine rechte und konservative Frau individuell gerne dazu entscheiden, nicht abzutreiben, wenn sie das persönlich für sich als falsch empfindet. Sie kann das für sich gerne mit ihrem Glauben begründen. Keine linke progressive Person würde sie daran hindern wollen, das Kind zu bekommen. Ebenso würde niemand einen Nazi daran hindern wollen, sich eine/n weiße/n "arische/n" Partner/in zu suchen, um entsprechend "reine" Kinder zu zeugen. Wenn dann aber irgendwann in der Welt kaum noch solche "reinrassigen" Menschen existieren sollten, dann hat so ein Nazi eben einfach Pech gehabt. Irgendwann sind wir vielleicht alle "braun" und das wäre völlig okay so, weil das das Ergebnis freiwilligen Verhaltens der Menschen wäre.
Umgekehrt sieht es aber ganz anders aus. Da wollen rechte konservative Leute sich einmischen und andere bevormunden. Alle sollen einheitlich nach ihrer Pfeife tanzen. Und genau darin liegt das Problem. Es wird ein kollektivistischer Ansatz verfolgt, bei dem Regeln "von oben" verordnet werden sollen und das Individuum sich dem Kollektiv unterordnen soll. Das Kollektiv steht im Vordergrund, wie z.B. ein "Volk", das es zu erhalten und rein zu halten gelte, oder eine Religionsgemeinschaft, die dem einen wahren Gott diene. Dabei sind diese übergeordneten Ziele wie die Erhaltung eines Volkes völlig willkürlich und bestenfalls pseudowissenschaftlich argumentierbar im Sinne eines naturalistischen Fehlschlusses. Ich gehe da konsequent so weit, dass ich auch das Aussterben der Menschheit akzeptiere, wenn das denn der gelebte Konsens aller individuellen Menschen wäre, wenn beispielsweise einfach niemand mehr Kinder haben wollte. Dann wäre das eben die freie Entscheidung dieser Menschen und entsprechend zu akzeptieren. Anders machen kann es jemand nur ebenso individuell.
Zuletzt geändert von VaniKa am 13.09.2021 20:35, insgesamt 2-mal geändert.
Ach 4players-Forum, ich werde Dich vermissen. Wo sonst kann ich solche ordentlichen, sachlichen und darüber hinaus gut moderierten Kommentare zu politischen Themen (natürlich auch zu Tests, Vorschauberichten, etc.) rund um mein Hobby verfolgen? Unabhängig der persönlichen Meinung, habe ich hier schon einiges lesen dürfen, das meinen Horizont erweiterte. An dieser Stelle - Danke Community.
Auch wenn es völlig OffTopic ist und dieser Thread wohl kaum noch frequentiert wird - ich hoffe, dass Jörgs Spielvertiefung auch einen Kommentarbereich bekommt! Vielleicht trifft man sich dort wieder zu angenehmen Diskussionen rund um unser Hobby. Natürlich bevorzugt zu diversen Spielvertiefungen.
VG
Zuletzt geändert von EintopfLeiter am 14.09.2021 12:32, insgesamt 5-mal geändert.
" Auch wenn alle einer Meinung sind, können alle unrecht haben. "
Temeter hat geschrieben: ↑07.09.2021 19:22
Bei dem ganzen Thema sehe ich zwei verschiedene Sichtweisen:
1. Einerseits ist dieses Abtreibungsgesetz einer demokratischen Nation nicht würdig (auch wenn die CDU vermutlich gerne das gleiche machen würde). Das ist eine religiös motivierte Einmischung in ziemlich sensitive Rechte. So etwas kann man schon ernster nehmen, als einfach nur eine politische Meinung.
2. Andererseits ist es schon gruselig, was für eine geistige Gleichschaltung in der Spielebranche stattfindet. Du hast nicht die richtige Meinung, du verlierst deinen Job. Tripwire hat ebenfalls versichert, dass niemand ihrer Entwickler diese Positionen vertretet. Gefragt haben die vermutlich nicht; deren Leute halten einfach die Klappe, damit sie den Job nicht verlieren.
Gerade weil es eine religiös motivierte Einmischung ist kann man es direkt in den Abfalleimer werfen. Das hat auch nichts mit Gleichschaltung zu tun sondern einfach nur mit der Würde und Respekt gegenüber den Selbstbestimmungsrechten der Frau, fertig. Für aufgeklärte Menschen sehr leicht zu verstehen im Jahre 2021. Hat mit "Meinung" auch nichts zu tun.
Aber Texas ist ja auch nahezu nur die "christliche" Version der Taliban.
Puh, der Post ist so dämlich das ich ihn wieder aus der "Versenkung" holen muss.
Es ist völlig ok die Christen in Texas oder wo auch immer zu kritisieren aber der Vergleich mit der Taliban ist sowas von daneben.
Es sei den mir ist entgangen, dass in Texas Frauen nicht ohne Vollverschleierung das Haus verlassen, geschweige den arbeiten dürfen und Menschen wegen Diebstahl Gliedmaßen abgetrennt oder wegen anderer "Fehltritte" gesteinigt werden?
Der Unterschied zwischen Christen in Texas und der Taliban ist gewaltig und nicht "nahezu" identisch. Noch einmal, so ein Vergleich ist einfach dämlich.
Zuletzt geändert von DeusHelios am 14.09.2021 18:54, insgesamt 2-mal geändert.
dx1 hat geschrieben: ↑14.09.2021 19:05
Zumindest die Todesstrafe gibt es aber in Texas. Pro-Life, my ass!
Die gibt es auch in Japan aber damit ist auch die japanische Regierung nicht vergleichbar mit der Taliban oder müsstest du ernsthaft zweimal überlegen, ob du lieber in einem von der Taliban geführten Staat leben wolltest oder in Japan bzw. Texas?
Wenn ich zwei Regierungen habe, die beide die Todesstrafe anwenden, dann sind diese Regierungen in Hinsicht auf ihre Einstellung zur Todesstrage vergleichbar.
Weiterhin heißt das Zauberwort zum besserem Verständnis des Vergleichs der texanischen Gesetzgeber mit den Taliban "Abstraktion". Damit kann man sich dann das inhaltslose Relativieren ersparen.
Im Übrigen hilfreich ist eventuell noch ein bisschen Empathie, denn, ich lehne mich mal aus dem Fenster, ich habe meine Zweifel, dass du persönliche Erfahrung mit ungewollt schwanger sein hast.
DeusHelios hat geschrieben: ↑14.09.2021 19:38
Die gibt es auch in Japan aber damit ist auch die japanische Regierung nicht vergleichbar mit der Taliban oder müsstest du ernsthaft zweimal überlegen, ob du lieber in einem von der Taliban geführten Staat leben wolltest oder in Japan bzw. Texas?
Ich kann noch weiter abschweifen: Texaner und Japaner haben eher die Wahl, wo sie leben wollen, als Afghanen.
#Konsolenlosmentalität
Refuse - Reduce - Reuse - Repair - Recycle - Rot! If you can't do something smart, do something right.
Sir_pillepalle hat geschrieben: ↑14.09.2021 20:08
Wenn ich zwei Regierungen habe, die beide die Todesstrafe anwenden, dann sind diese Regierungen in Hinsicht auf ihre Einstellung zur Todesstrage vergleichbar.
Ja,Einstellung zur Todesstrafe vielleicht wobei die Taliban da weniger ziemperlich ist und was sagst du zum Thema Gliedmaßen abhaken und Frauenrechte in Afghanistan- auch vergleichbar mit Texas?
Weiterhin heißt das Zauberwort zum besserem Verständnis des Vergleichs der texanischen Gesetzgeber mit den Taliban "Abstraktion". Damit kann man sich dann das inhaltslose Relativieren ersparen.
Was habe ich relativiert?
Im Übrigen hilfreich ist eventuell noch ein bisschen Empathie, denn, ich lehne mich mal aus dem Fenster, ich habe meine Zweifel, dass du persönliche Erfahrung mit ungewollt schwanger sein hast.
Ich habe mit keinem Buchstaben Schwangerschaften und Schwangerschaftsbrüche erwähnst oder was meinst du nun damit?
DeusHelios hat geschrieben: ↑14.09.2021 19:38
Die gibt es auch in Japan aber damit ist auch die japanische Regierung nicht vergleichbar mit der Taliban oder müsstest du ernsthaft zweimal überlegen, ob du lieber in einem von der Taliban geführten Staat leben wolltest oder in Japan bzw. Texas?
Ich kann noch weiter abschweifen: Texaner und Japaner haben eher die Wahl, wo sie leben wollen, als Afghanen.
Ne, mit dem Gedankenexperiment will ich zeigen, dass du eher in einem Land wie Japan oder einem Bundesstaat wie Texas leben würdest als in einem Land mit einer Taliban an der Macht oder talibanähnlichen Regierung (jedenfalls gehe ich davon aus).
Ich muss doch ernsthaft nicht ausführen warum das so ist.
dx1 hat geschrieben: ↑14.09.2021 20:40
Als Afghane kann ich kaum wählen, wo ich lebe. Und wo ich geboren werde, um mal den Bogen zurück zu schlagen, kann ich mir überhaupt nicht aussuchen.
Ja, deshalb sage ich ja das es ein Gedankenexperiment ist und wenn du die Wahl HÄTTEST.
In welchem der drei Staaten hatte man denn in den letzten zwanzig Jahren die besten Chancen, die Kindheit nicht zu überleben? Pro-Life!
Verstehe die Frage nicht
Geht es um das Thema Abtreibungen?
Ich bin nicht gegen Abtreibungen. Ganz ehrlich, ich habe mich mit dem Thema wenig beschäftigt aber so wie ich es verstehe, geht es den beiden Gegenseiten nicht darum OB sondern WANN Abtreibungen erlaubt sein sollen und dazu habe ich mich zu wenig zu der Thematik eingelesen um mir eine Meinung bilden zu können.
Ich hab die Wahl, mir unbekannten Frauen, zumindest aber Personen, die nicht ich sind, zuzugestehen, sich für oder gegen eine Abtreibung zu entscheiden, oder ihnen das zu verbieten.
Und Du hast das falsch verstanden. Es geht darum, mit Winkelzügen das "Ob" als ein "Bis wann" erscheinen zu lassen und darüber den Entscheiderinnen die Entscheidung zu verwehren. Wurde aber in diesem Thread bereits diskutiert und verlinkt.
Zuletzt geändert von dx1 am 14.09.2021 21:08, insgesamt 1-mal geändert.
#Konsolenlosmentalität
Refuse - Reduce - Reuse - Repair - Recycle - Rot! If you can't do something smart, do something right.
dx1 hat geschrieben: ↑14.09.2021 21:06
Ich hab die Wahl, mir unbekannten Frauen, zumindest aber Personen, die nicht ich sind, zuzugestehen, sich für oder gegen eine Abtreibung zu entscheiden, oder ihnen das zu verbieten.
Und Du hast das falsch verstanden. Es geht darum, mit Winkelzügen das "Ob" als ein "Bis wann" erscheinen zu lassen und darüber den Entscheiderinnen die Entscheidung zu verwehren. Wurde aber in diesem Thread bereits diskutiert und verlinkt.
Also wie gesagt, habe über die Thematik zu wenig Ahnung um hier mitreden zu können.
Es ging mir bei der Diskussion von Anfang an zu sagen, dass Christen in Texas nicht mit den Taliban in einer Liga spielen.
Damit bin ich nicht auf der Seite der texanischen Christen, ihr könnt die gerne kritisieren aber so schlimm wie die Taliban? Come on, glaubt doch niemand ernsthaft.
Ich lasse euch dann mal weiter diskutieren und wünsche allen einen schönen Abend.
Zuletzt geändert von DeusHelios am 14.09.2021 21:25, insgesamt 1-mal geändert.
stefan251 hat geschrieben: ↑11.09.2021 06:17
Ach herrje! Jetzt werd ich doch nochmal dazu gebracht, was zu posten hier
Hier hat die moralische Ansicht einer Menge (Mehrheit will ich ned mal sagen) größere Kraft als eklatante Bestrafung auf Verstoß einer Meinung zu einem umstrittenen aber komplett legalen Gesetz, was aber heißt "der Mob" hat mehr Kraft als "der Staat". Denn leider leider gehört das auch zusammen: was bringt mir staatlich garantierte Meinungs- und Redefreiheit, wenn dafür sämtliche andere Gesellschaftsteile wie die symbolische Inquisition über einen herfallen?
Die Meinungsfreiheit garantiert Gibson, dass keine staatlichen Akteure am nächsten Morgen vor seiner Haustür stehen und ein paar Fragen haben ...
Das erledigen heutzutage - je nach Thema - sogenannte " Aktivisten " oder die Antifa....
Paranoia sein Vater. Immer dieses "Man kann heutzutage nichts mehr sagen" während man ununterbrochen seine Sche**e in die Welt hinaus posaunt...
vor allem in Anbetracht dessen wie oft schon Faschos, Menschen durch die Straßen gejagt haben oder im Netz gezielt private Informationen öffentlich teilen damit das gleichgesinnte Gesocks Personen gezielt zu Hause terrorisieren kann. Erst vor kurzem musste das zB die Userin "Quattromilf" auf Twitter erfahren.
Von Lübcke oder Hanau oder rechten Netzwerken bei der Polizei und Bundeswwehr will ich gar nicht erst anfangen.
Denkst du eigentlich bevor du redest auch mal? Oder ist das immer nur so reaktionäres Geschwafel in Kombination mit der typischen, aber dennoch peinlichen, Opferrolle?
Zuletzt geändert von Alex_Omega am 14.09.2021 22:12, insgesamt 2-mal geändert.
...was wiederrum in bestimmten US-Staaten normal und übliche Vorgehensweise is, das mit den Kopfgeldjägern. Kommst du einer gerichtlichen Vorladung nicht nach? Stürmen die Bounty Hunter ohne Rücksicht auf Verluste dein Haus und nehmen dich fest. Kann man sich bei uns auch nicht vorstellen. Es ist des Staates gutes Recht die Strafverfolgung auf Privatpersonen abzuwälzen, wenn der Staat es als richtig ansieht. Find ich das gut? Nö. Weil es massiven Missbrauch Tür und Tor öffnet. Hat aber nur bedingt mit dem was zu tun, was ich angesprochen hab. Du kannst die derzeitig gültige Legalität des Gesetzes nicht anhand der (moralischen) Konsequenzen beurteilen. So funktioniert das nicht. Radbruchsche Formel anyone? Find ich die per se gut? Auch nicht! Aber das ist nun mal der rechtlich-gesellschaftliche Konsens. Wenn der SCOTUS noch entscheidet, dass das Gesetz verfassungswidrig ist, wird es a wieder aufgehoben. Aber solange gilt es, egal ob ich, du oder sonst wer es eine schreiende Ungerechtigkeit finden (was in einer ersten Anrufung nicht passiert ist - was wiederrum nichtv erwunderlich ist bei einem stockkonservativen SCOTUS). Theoretisch könnten die auch Roe v Wade insgesamt wieder aufheben. Bummer. Fänd ich das ok? Auch nicht. Aber sie könnten es, und es würde wieder ein allgemeines Abtreibungsverbot in den Staaten gelten, weil es dann positiv gesetzte Recht ist.
Aber sowohl du, als auch Poster unter dir, beginnen wieder ins total Moralische abzurutschen. Das Canceln einer Person (ja ich bleib dabei) is deswegen gerechtfertigt, weil die Leute, die es tun, sich in der moralisch gerechtfertigten Rolle des "Guten" sehen und das Gesetz für das er ist, ungerecht und womöglich auch rechtswidrig halten. Und obwohl ich mit dieser Ansicht übereinstimme, find ich die Aktion schlecht. Nenn es vma Advocatus Diaboli. Ich hab hier den "Luxus" wenn ich es mal so nennen will, das ich unemotional an die Sache rangehen kann, weil ich nicht betroffen bin und mir deswegen die bloßen Auswirkungen anschauen kann und die halt ich nicht für zielführend und ein schlechtes Beispiel für Kommendes.
@SethSteiner (und auch an Bachstail in weiterer Folge)
Es könnte sein, dass du meinen Punkt missverstanden hast, als ich die diversen umstrittenen Gesetze erwähnt hab. Denn die haben alle negative Konsequenzen für die Leute, die sich nicht dran halten. Wenn in Ungarn nun Homosexuelle "Werbung für sich" machen, was heißt, offen und erkenntlich dazu zu stehen und zu leben, sind sie mit Strafe bedroht, was ja nur eine hinterrücks Variante des Homosexualitätsverbots ist. Na, das schau ich mir an, dass daraus niemandem Schaden entsteht. Ebenso wenn ich meine zu Hause kiffen zu müssen und die Polizei mir die Bude einrennt und mich behandelt wie einen Schwerverbrecher. Kein Schaden? Naaajaaaaaa. Ja, sterben tut deswegen niemand, aber es ist auch immer Auslegungssache, ob bei einer Abtreibung jemand stirbt. Aber es bleibt dabei: Leute die diese Gesetze propagieren oder befürworten, wollen auch das jenen, die sich nicht dran halten Schaden entsteht und das tut es auch immens. Hierzulande. Überall. Also ich sehe hier jetzt leider keinen maßgeblichen qualitativen Unterschied zwischen diesen Gesetzen. Es sind Eingriffe in die Bereiche des privaten und persönlichen Lebens, die niemanden was anzugehen haben, vor allem nicht den Staat. Und TROTZDEM werd ich dafür bestraft wenn ich es tu, so lebe, etc... Und darum gehts. Weil es nun mal Gesetz ist. Ich kann mich auch nicht vor Gericht darauf berufen, dass ich es für moralisch falsch halte, dass Drogen nicht legal sind. Ich muss also jederzeit damit rechnen, wenn ich Dinge tue, die ungesetzlich sind (was nicht gleichgesetzt ist mit ungerecht oder falsch!), dass ich dann mit negativen Konsequenzen des Staates mir gegenüber zu rechnen habe (vulgo Strafe). Und um hier mal die Parallele zu ziehen - Gedankenexperiment: Wenn z.B. in Montana (einem durchaus konservativen von Reps bestimmten Staat) die Marihuanalegalisierung zurückgenommen würde, und daraufhin also irgendein stockkonservativer CEO sagen würde, er findet das richtig so, das zerstört die gesellschaftlichen Wert und die Leut ghören alle wie auf den Philipinnen von Duterte standesrechtlich hingerichtet und bla bla, das übliche reaktionäre Gewäsch halt, lass ich mich in den Hals stechen, dass es da nicht zu solchen Massenreaktionen privater Personen kommen, die zur Folge haben, dass sich dessen Firma moralisch verpflichtet fühlt, ihn freiwillig gehen zu lassen um ihr Gesicht zu wahren. Und auch recht so. Wenn ich alle dummen und ignoranten Leute auf dieser Welt für ihre Dummheit mittels Cancel Culture (ja ich bleib weiter dabei) oder Schlimmeren bestrafen würde (obwohl ich das durchaus gut fände bei manchen), hätten wir keine Welt mehr. Und das ist der Präzedenzfall, den ich sehe, dass sich das verschiebt hin in die Richtung, dass das immer mehr möglich wird. Und ich denke mir dann, ok, wie weit lässt sich das aufschaukeln, was Leute als reine Aussage ohne Folgen (!) so schwerwiegend halten, dass es allein dafür weil sie die Aussage moralisch falsch finden, reale Konsequenzen gibt. Hier bin ich persönlich soweit liberalistisch, dass ich sage, ich lege den Beginn meiner Freiheit sehr weit aus und dein hört auf, sobald sie meine tangiert. Und auf das Thema selbst nochmal zu kommen: Meine Freiheit wird sehr wohl beeinträchtigt, wenn ich meinen Job verliere, weil ein Mob die Firma dazu nötigt, deine Freiheit wird durch mich nicht beeinträchtigt, wenn ich sag "Geil, dass du nicht abtreiben/nicht kiffen/nicht gay sein darfst". Dann bist ich zwar ein rücksichtsloses Arschloch, aber nur das. Ich bin nicht der Kopfgeldjäger, der schwangere Frauen verhaftet, ich bin nicht der Denunziant, der Kiffer an die Polizei verpfeift, usw... Und wenn der besagte Mob das nicht mehr unterscheiden kann und wie die Sense über alle drüberfahrt, die ihnen nicht passen, ist und bleibt das bedenklich. Unabhängig davon, dass ich das Gesetz an sich scheiße und rückständig finde.
Und um nochmal zur reinen Legalität zu kommen: Soll ich jetzt auch moralisch beeindruckt sein, von Gesetzen, die es gibt, die Leben zerstören? Nö. Danke, hatt ich schon mal irl, wo dank mieser Gesetzesauslegung die Polizei meine Wohnung gestürmt hat mitten in der Nacht, weil ne Nachbarin im Schlafeswandel geglaubt hat, jemand würde mit ner Pumpgun in unserem Bau rumrennen und die hat die zu mir geschickt die dumme Funsen, weil ihr grad danach war. Fand ich auch weniger knorke, aber ich hab seither festgestellt, es kann immer und jederzeit passieren, weil das Gesetz so gestrickt ist, dass es passieren kann und ich beruhig mich nimma mit "Naja, aber ich hab ja nix gemacht, also wird mir schon nix passieren." Du musst dich damit arrangieren, dass es Schmutzgesetze gibt, die trotzdem gelten. Du kannst noch so sehr nix gemacht haben, wenn du zufällig n Verdächtiger in nem Mordfall bist, weil du zur falschen Zeit am falschen Ort warst, wirste auch in U-Haft genommen und darfst dann de facto mal im Gefängnis schmoren. Auch wenn es aus legaler Sicht keine Strafe ist, hast du trotzdem negative Konsequenzen zu befürchten, die schlicht nicht richtig sind. Und wenn jetzt schon ein moralisch bestimmter Mob das Ganze übernimmt, was sanktionswürdig ist und was nicht, gibt es schlicht nur NOCH weniger Grenzwerte an die du dich halten kannst, denn eins ist halt mal klar. Moral ist was höchst Individuelles und was für dich oder sonstwen 1a klar ist, das man moralisch nicht tut (oder tut), ist wem anderen komplett wurscht. Und: Wer hat jetzt recht?
Wenn Frauen in Texas und ab 1.11. auch in Oklahoma nun doch abtreiben wollen, weil sie es für richtig und ihre höchsteigene Entscheidung finden, nötigt mir das Respekt ab, weil es doch eine Art zivilen Ungehorsams gegen ein Scheißgesetz ist, trotzdem müssen sie damit rechnen, das besagte Kopfgeldjäger sie in der Nacht aus dem Bett zerren dafür. Weil es zwar aus unserer Sicht hier moralisch gerechtfertigt ist, abzutreiben und trotzdem dort illegal.
@Alex-Omega
Is das jetzt an mich, an den Dirk oder den Imperator gerichtet? Das kommt ned so klar raus. Falls es an mich gerichtet sein sollte, jap, ich bin paranoid, warum: siehe weiter oben. Und in Sachen "Man darf ja nix mehr sagen, ohne die Wucht der gesellschaftlichen Rache zu spüren". Najau, stimmt halt... Da geben sich die Progressiven und die Konservativen derzeit halt nicht wirklich was. Es wird nur immer aufgeheizter und immer weniger kompromissbereit, weil die jeweilige Gegenseite mittlerweile recht häufig dämonisiert wird, anstatt einfach nur mittels Hanlons Rasiermesser nüchtern festzustellen, dass dahinter oft kein bösartiger Plan zur Vernichtung der Gesellschaft steht, sondern Leute einfach nur unfähig werden, die anderer Seite anzuhören, wenn sie sich so sehr moralisch im Recht fühlen. Sie müssen sie ja weder akzeptieren noch gutheißen. Tu ich auch nicht. Auch wenn ich viele Konservative und Wirtschaftshörige für dämlich und unfähig halte, die Probleme der Welt heute anzupacken, führt ein aggressives "Es seids alle nur gschissene egozentrische Huanskinder!" als erstes Mittel zur Wahl eher selten dazu, dass da dann irgendwas rauskommt, was ich für besser halte. Ebenso wenn rechte Texaner ein Gesetz beschließen, das dämlich ist und ebenso wenn ein linker Mob, die moralische Deutungshoheit einfordert.
Zuletzt geändert von stefan251 am 14.09.2021 23:22, insgesamt 6-mal geändert.