Spielkultur - Tripwire: Studio-CEO tritt zurück - nach kontroversen Statements zum Thema Abtreibung

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SethSteiner
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Re: Spielkultur - Tripwire: Studio-CEO tritt zurück - nach kontroversen Statements zum Thema Abtreibung

Beitrag von SethSteiner »

Im Grunde lässt sich die Frage nach links oder rechts oder allgemein auch einfach nach dem was diese klassisch bedeuten "klären" (so mehr oder weniger). Das eine ist progressiv, das andere konservativ. Demnach sind Themen wie Nachhaltigkeit bspw. oder allgemein Ökologie leidlich links, da es ja um den Erhalt dessen geht, was man hat oder sogar etwas altes zurück zu bringen. Wobei man es natürlich aus einem anderen Winkel betrachten kann, nach dem die Nicht-Beachtung der Natur "normal" ist und entsprechend das Umdenken wieder progressiv ist. Daher das "so mehr oder weniger". Bei der Identitätspolitik ist es ähnlich. Die Betonung auf Unterschiede ist nicht links, sogar ziemlich fern davon, dagegen ist die Beseitigung von Missständen eben sehr wohl progressiv. Die Frage entzündet sich also immer wieder daran, ob behauptete Missstände auch tatsächliche Missstände sind und das findet man erst heraus, wenn man sich mit den jeweiligen Themen näher auseinandersetzt. Wobei es tatsächlich reichlich eindeutig wird, sobald ein tatsächliches Problem mehr als eine Gruppe betrifft, dann aber andere als eine ausgewählte ignoriert werden. Sobald man Menschen auf Basis ihrer Attribute anfängt Werte beizumessen, ist man klar nicht mehr im progressiven Territorium.
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Wigggenz
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Re: Spielkultur - Tripwire: Studio-CEO tritt zurück - nach kontroversen Statements zum Thema Abtreibung

Beitrag von Wigggenz »

So verzerrt ist die Wahrnehmung "moderne Linke = Identitätspolitik" nicht, bzw kommt das nicht von ungefähr.

Identitätspolitik wurde mehr als alles andere von den linken Akteuren in Politik, klassischen und vor allem "sozialen" Medien, sowie auch in der alltäglichen politischen Diskussion auf die Agenda gesetzt in den letzten Jahren.

Welchen Raum nahmen in den von linker Seite initiierten Diskussionen Themen wie Sexismus, Rassismus, LGBT-Feindlichkeit etc. ein im Vergleich zu Themen wie die Weiterentwicklung des Mindestlohns, der Umgang mit dem Niedriglohnsektor, die dortigen Arbeitsbedingungen, generell Arbeitnehmerrechte, Vermögensaufbau für Bezieher niedrigerer Einkommen, Aufstiegschancen für Kinder sozial schwacher Eltern... Identitätspolitische Themen nahmen mit großem Abstand den viel größeren Raum ein. Und wenn dann doch die letzteren Themen vorkamen, dann allenfalls mit starker identitätspolitischer Einfärbung: diskutiert wurde viel eher über Arbeitsbedingungen für Frauen, Aufstiegschancen für Migranten, etc.

Die beiden größeren Ausnahme waren der gefailte Mietemdeckel in Berlin und (wohl auch erst Dank Corona) die Arbeitsbedingungen in der Pflege... und bei letzterem gab es in vielen einschlägigen Medien nicht ohne den Fingerzeig zu lesen, dass Frauen davon ja viel häufiger betroffen sein als Männer. Das mag stimmen, aber auch hier wird wieder Identitätspolitik zur Hauptsache gemacht.

Bis zu meinem letzten Umzug hatte ich viel Kontakt zu Leuten aus der linken Studenten-Szene, hauptsächlich geistes- und sozialwissenschaftliche Fächer, also Leute, die einen der klassischen Linke-Archetypen darstellen. Wenn man mit denen u über ihr politisches Engagement gesprochen hat, hat sich insgesamt auch ein sehr deutlicher Schwerpunkt gezeigt.

Social-Media-"Aktivismus"...

In den Staaten ist das bei den Leuten, die auch nach hiesigen Maßstäben als links gelten würden, wie in so vielen Dingen noch extremer. Wenn wieder ein größerer AOC-Hype durch die Medien geht, geht s meistens um IdPol.

Hierzulande sieht sich eine Linke, die den identitätspolitischen Fokus kritisiert, einem von sehr vielen geäußerten Wunsch nach einem Parteiausschluss gegenüber.

Wenn man sich intensiv mit Politik, auch Parteipolitik beschäftigt, sieht man natürlich, dass linke Parteien für viel mehr als nur Identitätspolitik stehen. Aber den Eindruck bekommt man als Otto Normalverbraucher, der sich nicht intensiv mit Politik befasst, nicht unbedingt. Und dafür ist nicht der politische Gegner verantwortlich, zumindest nicht alleine. Wofür und wie man wahrgenommen wird, kann man auch zu einem großen Teil damit prägen, welche Themen man im Diskurs priorisiert. Und dies waren in den letzten Jahren seitens der linken Seite nunmal überwiegend identitätspolitische Themen.
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Usul
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Re: Spielkultur - Tripwire: Studio-CEO tritt zurück - nach kontroversen Statements zum Thema Abtreibung

Beitrag von Usul »

Wigggenz hat geschrieben: 20.09.2021 00:48Wenn man sich intensiv mit Politik, auch Parteipolitik beschäftigt, sieht man natürlich, dass linke Parteien für viel mehr als nur Identitätspolitik stehen.
Sage ich ja. Daher auch "verzerrte Darstellung der Wirklichkeit". Wenn man sich nicht mit Politik beschäftigt, sollte man auch keine verallgemeinernden Aussagen über Politik machen. Beschäftigt man sich aber mit Politik, kann man auf den besagten Schluß nicht kommen. So oder so: Falsch.

Anekdotisches P.S.:
Bis zu meinem letzten Umzug hatte ich viel Kontakt zu Leuten aus der linken Studenten-Szene, hauptsächlich geistes- und sozialwissenschaftliche Fächer, also Leute, die einen der klassischen Linke-Archetypen darstellen. Wenn man mit denen u über ihr politisches Engagement gesprochen hat, hat sich insgesamt auch ein sehr deutlicher Schwerpunkt gezeigt.
Da ich in meinem hohen Alter vor einiger Zeit wieder mit dem Studieren angefangen habe, hatte und habe ich noch Kontakt zu der von dir beschriebenen Szene - und kann für mein Umfeld deinen Eindruck nicht bestätigen. Sagt natürlich nichts über die Gesamtheit der Studenten aus, aber ich wollte es nicht unerwähnt lassen.
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Usul
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Re: Spielkultur - Tripwire: Studio-CEO tritt zurück - nach kontroversen Statements zum Thema Abtreibung

Beitrag von Usul »

SethSteiner hat geschrieben: 20.09.2021 00:32Sobald man Menschen auf Basis ihrer Attribute anfängt Werte beizumessen, ist man klar nicht mehr im progressiven Territorium.
Wenn ich deinen Beitrag nicht falsch verstehe (und wenn doch, dann bitte darauf hinweisen), dann verkennst du hier leider wie so oft die Aktions-Reaktions-Kette und setzt mit deiner Kritik am Endpunkt einer Entwicklung an.
Denn es geht natürlich nicht darum, daß man einfach aus blauem Himmel die Leute nach ihren "Attributen" irgendwie einordnet - das wurde eben VORHER so getan, daß es überhaupt zu Ungleichbehandlung gekommen ist, die sich nicht einfach so aus dem System, der Gesellschaft und/oder aus den Köpfen der Menschen herausbekommt.

Zum wiederholten Mal: Es ehrt dich, wenn du alle Menschen als gleich betrachtest, aber das ist nicht die Realität der Wahrnehmung und des Verhaltens. Und gegen diese Realität, die eben oft von Ungleichheit bzw. Ungerechtigkeit geprägt ist, wird vorgegangen. Das kannst du aber nicht denjenigen vorwerfen, die so vorgehen, sondern mußt es denjenigen vorwerfen, die es dazu haben kommen lassen.
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VaniKa
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Re: Spielkultur - Tripwire: Studio-CEO tritt zurück - nach kontroversen Statements zum Thema Abtreibung

Beitrag von VaniKa »

Usul hat geschrieben: 20.09.2021 08:03Wenn ich deinen Beitrag nicht falsch verstehe (und wenn doch, dann bitte darauf hinweisen), dann verkennst du hier leider wie so oft die Aktions-Reaktions-Kette und setzt mit deiner Kritik am Endpunkt einer Entwicklung an.
Denn es geht natürlich nicht darum, daß man einfach aus blauem Himmel die Leute nach ihren "Attributen" irgendwie einordnet - das wurde eben VORHER so getan, daß es überhaupt zu Ungleichbehandlung gekommen ist, die sich nicht einfach so aus dem System, der Gesellschaft und/oder aus den Köpfen der Menschen herausbekommt.

Zum wiederholten Mal: Es ehrt dich, wenn du alle Menschen als gleich betrachtest, aber das ist nicht die Realität der Wahrnehmung und des Verhaltens. Und gegen diese Realität, die eben oft von Ungleichheit bzw. Ungerechtigkeit geprägt ist, wird vorgegangen. Das kannst du aber nicht denjenigen vorwerfen, die so vorgehen, sondern mußt es denjenigen vorwerfen, die es dazu haben kommen lassen.
This. Wer hat denn Menschen in "N..." und Weiße eingeteilt? Wer hat denn Sklaven gehalten und sie in Zoos ausgestellt? Wer hat denn Schädel vermessen und Juden in KZs gesteckt? Wer hat denn schwule Männer in den Knast gesperrt? Wer hat denn Transsexualität zur psychischen Störung erklärt? Wer hat denn in Film und Fernsehen Stereotype über asiatische Menschen verbreitet? Diese ganzen Gruppen haben sich doch nicht selbst ausgesucht, diese Gruppen im soziologischen Sinne zu sein. Ihre Selbstdefinition als solche dient eben dazu, heute ihre Bedürfnisse geltend zu machen und eben auf die Dinge hinzuweisen, die sie zu diesen Gruppen gemacht haben. Es bräuchte heute keinen CSD, wenn es niemals ein Problem gewesen wäre, homosexuell zu sein. Insofern ist der Vorwurf einer Identitätspolitik pure Täter-Opfer-Umkehr. Passt wunderbar in diese Ecke, dass man als Nazi ja gar nichts mehr sagen dürfe oder dass heute eigentlich der Mann unterdrückt werde.

PS: Die gewohnte Baseline war doch immer, dass diese Gruppen diskriminiert wurden. Es war normal, über Schwule Witze zu machen. "Männer in Frauenkleidern" waren etwas Lächerliches. Frauen gehörten natürlich an den Herd und Männer schmissen die Welt, weiße Männer natürlich. Die "dritte Welt" sah man als exotischen Ort an, wo weniger zivilisierte Wilde hausten, auf die man herabblicken konnte und deren Glück natürlich nur darin bestehen konnte, dem Westen nachzueifern. Ausländer wurden geduldet, solange sie fleißig waren und der Wirtschaft zum Boom verhalfen. Aber es waren Ausländer, Fremde. Und wenn es mal nicht mehr so gut lief, dann hat man sie fortgejagt wie in Hoyerswerda. Der "alte reiche weiße cisheterosexuelle able-bodied" Mann steht für all diese Arroganz und Überheblichkeit, wie er sich lange die Welt untertan gemacht hat und bis heute tut. Es ist die Arroganz eines Trump mit seinen Millionen an Wählern, die eine Zeit zurück wollen, in der sich niemand von ihnen rechtfertigen musste für die Unterdrückung und das Leid benachteiligter Gruppen, das einfach als Normalität ohne jegliches Schuldbewusstsein begriffen wurde.

Heute müssen sie sich rechtfertigen. Heute lässt man das nicht stehen. Wie im Fall vom Tripwire-CEO. Und damit wären wir wieder zurück zum Thema.
Zuletzt geändert von VaniKa am 20.09.2021 09:05, insgesamt 2-mal geändert.
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batsi84
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Re: Spielkultur - Tripwire: Studio-CEO tritt zurück - nach kontroversen Statements zum Thema Abtreibung

Beitrag von batsi84 »

Nur sollte man sich nicht felsenfest auf den "alten reichen weißen cisheterosexuellen able-bodied Mann" fixieren, weil es einfach zu kurz greift.

Klar muss man das Leid, das in den letzten 500 Jahren von Europa ausging mit in die Diskussion einbeziehen. Aber es wird tagesaktuell nichts an der Situation der Arbeiter in Katar, der Uriguren in China, der Menschen in Afghanistan oder der Rohingya in Myanmar ändern.
Letztere sehen sich zum Beispiel Anfeindungen von buddhistischen Mönchen ausgesetzt, die Parolen wie "Kauft nicht bei Muslimen" skandieren.
Auch wird man so niemanden hier zu Lande damit von der Straße holen können, wenn das Interesse an sozialer Politik fehlt bzw. zurückgeht.

Auch historisch gesehen war der weiße Mann nicht alleine Schuld am Elend in der Welt. Ich denke da spontan an die japanische Inquisition, die sich gegen die Christen im Land richtete oder den Völkermord an den amerikanischen Ureinwohnern, der auch von Frauen ideologisch unterstützt wurde.

Kurz gesagt: Man wird die Probleme nicht lösen können, wenn man sich allein auf das Konzept des "alten reichen weißen cisheterosexuellen able-bodied Mann" versteift :)
Zuletzt geändert von batsi84 am 20.09.2021 10:17, insgesamt 2-mal geändert.
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Usul
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Re: Spielkultur - Tripwire: Studio-CEO tritt zurück - nach kontroversen Statements zum Thema Abtreibung

Beitrag von Usul »

Aber es versteht sich doch von selbst, daß man, wenn man vom "alten reichen weißen cisheterosexuellen able-bodied Mann" spricht, eher die Machtstrukturen in unseren Breitengraden meint und nicht die Situation in Fernost. Also erst mal vor der eigenen Tür kehrt. Ich würde das nicht Fixierung nennen, sondern kulturwissenschaftliche notwendige Konzentration auf das Naheliegende.
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Re: Spielkultur - Tripwire: Studio-CEO tritt zurück - nach kontroversen Statements zum Thema Abtreibung

Beitrag von DeusHelios »

batsi84 hat geschrieben: 20.09.2021 10:10

Kurz gesagt: Man wird die Probleme nicht lösen können, wenn man sich allein auf das Konzept des "alten reichen weißen cisheterosexuellen able-bodied Mann" versteift :)
Und was genau will man damit überhaupt ausdrücken- das Männer mit weißer Hautfarbe aufgrund historischer Ereignisse alle böse sind und alle zu der Klasse "Unterdrücker gehören?

Dazu gehören nach der Logik auch weiße Männer aus der Unterschicht, die mit alkoholkranken Eltern aufgewachsen sind. Und die sollen dann ernsthaft mehr Privilegien genießen als eine Frau von einem behütetem Elternhaus der gehobenen Mittelschicht?

Das sollte doch jedem klar sein das dies der komplett falsche Ansatz ist. Sozialer Status sollte absolut Vorrang haben.
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SethSteiner
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Re: Spielkultur - Tripwire: Studio-CEO tritt zurück - nach kontroversen Statements zum Thema Abtreibung

Beitrag von SethSteiner »

Usul hat geschrieben: 20.09.2021 08:03
SethSteiner hat geschrieben: 20.09.2021 00:32Sobald man Menschen auf Basis ihrer Attribute anfängt Werte beizumessen, ist man klar nicht mehr im progressiven Territorium.
Wenn ich deinen Beitrag nicht falsch verstehe (und wenn doch, dann bitte darauf hinweisen), dann verkennst du hier leider wie so oft die Aktions-Reaktions-Kette und setzt mit deiner Kritik am Endpunkt einer Entwicklung an.
Denn es geht natürlich nicht darum, daß man einfach aus blauem Himmel die Leute nach ihren "Attributen" irgendwie einordnet - das wurde eben VORHER so getan, daß es überhaupt zu Ungleichbehandlung gekommen ist, die sich nicht einfach so aus dem System, der Gesellschaft und/oder aus den Köpfen der Menschen herausbekommt.

Zum wiederholten Mal: Es ehrt dich, wenn du alle Menschen als gleich betrachtest, aber das ist nicht die Realität der Wahrnehmung und des Verhaltens. Und gegen diese Realität, die eben oft von Ungleichheit bzw. Ungerechtigkeit geprägt ist, wird vorgegangen. Das kannst du aber nicht denjenigen vorwerfen, die so vorgehen, sondern mußt es denjenigen vorwerfen, die es dazu haben kommen lassen.
Ich beziehe mich auf die Frage: "Was ist links" also was ist progressiv. Wenn man sich also fragt ob ein Thema vermeintlich oder tatsächlich links ist, muss ich schauen ob es progressiv ist. Die bloße Umkehrung dessen was war ist nicht progressiv. Es ist keine tatsächliche Veränderung. Rassismus mit Rassismus zu beantworten ist kein Fortschritt. Sexismus mit Sexismus zu beantworten ist kein Fortschritt. Daran festzuhalten, dass irrelevante menschliche Attribute eine besondere Bedeutung haben, nur dass ich eben den Fokus verschieben vom einem auf das andere Attribut oder die Bewertung verschieben, das alles ist nicht progressiv. Und das ist es erst Mal nur worum es ging, ganz ohne Wertung.

Links und Rechts, progressiv und konservativ sind weder zwingend gut, noch zwingend schlecht, beides hat seinen Platz (siehe das Thema Umwelt).

Und wenn ich jemanden was vorwerfen will also auch werten will, kann sich keiner dahinter verstecken, dass vor ihm ja andere da waren. Das wäre dann tatsächlich Whataboutism.
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Usul
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Re: Spielkultur - Tripwire: Studio-CEO tritt zurück - nach kontroversen Statements zum Thema Abtreibung

Beitrag von Usul »

SethSteiner hat geschrieben: 20.09.2021 10:44Es ist keine tatsächliche Veränderung. Rassismus mit Rassismus zu beantworten ist kein Fortschritt. Sexismus mit Sexismus zu beantworten ist kein Fortschritt. Daran festzuhalten, dass irrelevante menschliche Attribute eine besondere Bedeutung haben, nur dass ich eben den Fokus verschieben vom einem auf das andere Attribut oder die Bewertung verschieben, das alles ist nicht progressiv.
Es ist halt eine viel zu pauschale Vereinfachung, das, was gegen den existierenden Rassimus oder Sexismus getan wird, ebenfalls als Rassismus oder Sexismus abzutun. Nur wenn du das so tust, kannst du dich dann hier hinstellen und sagen, daß das nicht progressiv ist.

Noch einmal die alte Geschichte: Wenn du bei "Black Lives Matter" Rassismus siehst und sagst, daß es eigentlich "All Lives Matter" heißen muß, machst du es dir viel zu einfach. Black Lives mattern nicht, weil Black Lives besser als andere Lives sind, sondern weil sie lange genug SCHLECHTER gestellt waren und teilweise noch immer sind. Dies kann man meines Erachtens nicht einfach aus der Welt ignorieren, indem man sagt, daß es doch egal ist, ob es Black oder White Lives sind. Wie gesagt: Das ist nun mal nicht die Realität.

Daher hatte ich vor einiger Zeit auch das Pippi-Langstrumpf-Video als Reaktion auf einen deiner Beiträge gepostet. Weil deine Ausführungen eben den Eindruck erwecken, daß du dir - zumindest hier in der Theorie - eine Welt erschaffst, wie du sie gerne hättest. Statt die Welt mal so zu sehen, wie sie ist.

Von Whataboutism zu reden in diesem Zusammenhang, ist nach dieser Lesart auch falsch. Die Argumentation ist doch: Es gab Unrecht -> Wir wollen dieses Unrecht jetzt ausgleichen -> Wir konzentrieren uns auf jene, denen dieses Unrecht widerfahren ist.
Wie könnte das Whataboutism sein, wenn das andere Unrecht eben die Basis dieser Argumentation ist?

DeusHelios hat geschrieben: 20.09.2021 10:40Und was genau will man damit überhaupt ausdrücken- das Männer mit weißer Hautfarbe aufgrund historischer Ereignisse alle böse sind und alle zu der Klasse "Unterdrücker gehören?
Es sollte sich herumgesprochen haben, daß damit eine Gruppe von bestimmten Menschen gemeint ist und nicht alle "Männer mit weißer Hautfarbe".
Zuletzt geändert von Usul am 20.09.2021 11:02, insgesamt 1-mal geändert.
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batsi84
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Re: Spielkultur - Tripwire: Studio-CEO tritt zurück - nach kontroversen Statements zum Thema Abtreibung

Beitrag von batsi84 »

Usul hat geschrieben: 20.09.2021 10:35 Aber es versteht sich doch von selbst, daß man, wenn man vom "alten reichen weißen cisheterosexuellen able-bodied Mann" spricht, eher die Machtstrukturen in unseren Breitengraden meint und nicht die Situation in Fernost. Also erst mal vor der eigenen Tür kehrt. Ich würde das nicht Fixierung nennen, sondern kulturwissenschaftliche notwendige Konzentration auf das Naheliegende.
Der Hintergrundgedanke ist einfach, dass man sich solche Machtstrukturen sowohl auf nationaler als auf internationaler Ebene anschauen sollte, um dagegen vorzugehen. Die Folgen in Form von steigender Armut und Diskriminierung sind keine rein westlichen Probleme, auch wenn man die Umstände vor Ort mit einbeziehen muss.
DeusHelios hat geschrieben: 20.09.2021 10:40
batsi84 hat geschrieben: 20.09.2021 10:10

Kurz gesagt: Man wird die Probleme nicht lösen können, wenn man sich allein auf das Konzept des "alten reichen weißen cisheterosexuellen able-bodied Mann" versteift :)
Und was genau will man damit überhaupt ausdrücken- das Männer mit weißer Hautfarbe aufgrund historischer Ereignisse alle böse sind und alle zu der Klasse "Unterdrücker gehören?

Dazu gehören nach der Logik auch weiße Männer aus der Unterschicht, die mit alkoholkranken Eltern aufgewachsen sind. Und die sollen dann ernsthaft mehr Privilegien genießen als eine Frau von einem behütetem Elternhaus der gehobenen Mittelschicht?

Das sollte doch jedem klar sein das dies der komplett falsche Ansatz ist. Sozialer Status sollte absolut Vorrang haben.
Usul hatte ja schon geschrieben, dass es sich beim "alten, weißen Mann" nicht um eine reale Person handelt, sondern um ein Symbol für verkrustete Machtstrukturen, die nach außen hin von hellhäutigen Männern vertreten wurden bzw. werden. Der hellhäutige Obdachlose oder weiße Männer aus der Unterschicht sind dabei gar nicht gemeint.
Der Ansatz ist auch etwas nach hinten losgegangen, weil z.B. Menschen aus dem Fahrwasser der AFD das Konzept 1:1 auf sich übertragen haben (ohne den kultur-historischen Hintergrund zu beachten) und sich dementsprechend angegriffen fühlen.
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Bachstail
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Re: Spielkultur - Tripwire: Studio-CEO tritt zurück - nach kontroversen Statements zum Thema Abtreibung

Beitrag von Bachstail »

DeusHelios hat geschrieben: 20.09.2021 10:40Und was genau will man damit überhaupt ausdrücken- das Männer mit weißer Hautfarbe aufgrund historischer Ereignisse alle böse sind und alle zu der Klasse "Unterdrücker gehören?
Das gilt natürlich nicht für alle und vermutlich auch nicht für die Mehrheit aber viele Menschen wollen genau das damit ausdrücken, ja.

In den Köpfen einiger ist es so, dass Männer automatisch sexistisch und weiße Menschen automatisch rassistisch und sind, ob sie das wollen oder nicht, schlicht und ergreifend, weil sie einer Gruppe angehören, die strukturell Sexismus oder Rassismus ausübt.

Sie gehören dazu, also sind sie schuldig, wenn auch passiv.

Das ironische daran ist, dass das eine Form von Rassismus ist, die merkwürdigerweise nicht als solche erkannt wird und zudem noch breiten Zuspruch findet, denn vielleicht ist meine Definition von Rassismus kaputt aber ich habe damals in der Schule gelernt, dass Rassismus bedeutet, dass wenn man Menschen aufgrund diverser Attribute anfeindet und diskriminiert, für die sich nichts können - was in dem Falle die Hautfarbe und/oder Herkunft ist -, dass das per Definition rassistisch ist und wenn man Menschen ob ihrer weißen Hautfarbe anfeindet und ihnen die Meinung abspricht ("ok boomer"-Gefasel), dann ist das per Definition Rassismus.

Zu betonen ist aber, dass auch viele Menschen den alten weißen Mann als Symbolbild für ein Problem nutzen, dass es tatsächlich gibt, denn es sind auffällig viele weiße alte Männer, die für sexistische und rassistische Strukturen und/oder sexistisches und rassistisches Handeln verantwortlich sind und da es sich eher um ein Symbolbild handelt, muss dieses auch nicht immer Eins zu Eins übertragbar sein, Alice Weidel von der AfD ist in meinen Augen zum Beispiel eine Frau, auf welche das Symbolbild des "alten weißen Mannes" zutrifft, ganz gleich, ob sie nun eine Frau ist, sie vereint das, was man mit dem Begriff letztlich anprangern möchte.
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Re: Spielkultur - Tripwire: Studio-CEO tritt zurück - nach kontroversen Statements zum Thema Abtreibung

Beitrag von SethSteiner »

batsi84 hat geschrieben: 20.09.2021 11:00 Der Ansatz ist auch etwas nach hinten losgegangen, weil z.B. Menschen aus dem Fahrwasser der AFD das Konzept 1:1 auf sich übertragen haben (ohne den kultur-historischen Hintergrund zu beachten) und sich dementsprechend angegriffen fühlen.
Was ja auch nachvollziehbar ist. Wenn ich grundlegend menschliche Attribute wie Hautfarbe, Alter oder Herkunft negativ konnotiere, ist das eine ebenso grundlegend schlechte Idee. Eigentlich müsste man auch meinen, dass man auf diese gar nicht erst kommt, nach den historischen Erfahrungen. Vor allem, wenn es dann glatt zum 'Symbolbild" wird. Eine absolut wahnwitzige Idee, die in diesem Fall gleich drei Formen der Diskriminierung in sich vereint. Und damit haben dann Populisten natürlich leichtes Spiel wieder Anhänger und Wähler zu gewinnen bei denen, die sich gleich die extremste Alternative suchen.
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Usul
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Re: Spielkultur - Tripwire: Studio-CEO tritt zurück - nach kontroversen Statements zum Thema Abtreibung

Beitrag von Usul »

Ich steige aus diesem Strang der Diskussion aus. Keine Lust, mich zum drölfzigsten Mal zu wiederholen und aufzuregen.
johndoe711686
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Re: Spielkultur - Tripwire: Studio-CEO tritt zurück - nach kontroversen Statements zum Thema Abtreibung

Beitrag von johndoe711686 »

Wigggenz hat geschrieben: 20.09.2021 00:48 Vermögensaufbau für Bezieher niedrigerer Einkommen,
Also, für mich ist Vermögensaufbau null links, egal für wen. Aber vielleicht ist meine Definition da dann auch falsch oder ungenau.
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