batsi84 hat geschrieben: ↑04.10.2021 23:39
Es geht mir in erster Linie darum, dass KCD es nicht im Ansatz schafft, das komplexe Hochmittelalter mit allen seinen Facetten wie wissenschaftlichen Entdeckungen, großen Städten und Hierarchien abzubilden.
Wenn man sich ein realistisches Rollenbild auf die Fahne schreibt, dann sollte man in meinen Augen eben auch mehr zu bieten haben, als seichte Mittelalter-Romantik.
Was denn nun? Ist dir nun der Realismus zu spärlich, oder der Umfang des Spiels? Entscheide dich mal.
KCD ist kein Strategiespiel, wo du sämtliche Jahrhunderte und Reiche des Mittelalters durchleben kannst. Es ist ein örtlich und zeitlich begrenztes Rollenspiel. Das geht allein schon technisch kaum anders. Und in der Hinsicht bietet es einen Authenzitätsgrad des Mittelalters, der in Videospielen bisher unerreicht scheint. Zumindest fällt dir ja auch kein realistischeres Spiel ein. Landschaften, Schauplätze und Bevölkerung sind dort immer noch weitaus realistischer dargestellt als in jedem anderen Rollenspiel oder Adventure, das ich kenne.
Ja, das Spiel beinhaltet nicht die großen Kriege, die großen Konflikte und Dramen jener Zeit. Es ist beschaulicher und provinzieller, aber deswegen noch lange nicht unrealistisch. Was hat das eine mit dem anderen zu tuen? Und gerade durch seinen Fokus auf ein eher unscheinbares Szenario, das nichts oder wenig mit der eigentlich relevanten Weltpolitik zu tuen hat, wirkte das Spiel frischer und ideenreicher als seine Konkurrenten. Das Spiel hat abseits des Mainstreams viel mehr zu bieten als bloss den Verzicht auf Drachen und Magie.
Trotzdem ist es noch lange nicht seicht oder romantisch. Das Morden zieht sich auch hier durch das gesamte Spiel. Gleich zu Anfang der Geschichte werden Heinrichs Eltern ermordet und fast sein gesamtes Dorf abgeschlachtet und niedergebrannt. Rache bleibt das Leitmotiv der Protagonistengeschichte. Das Spiel ist voller Gewalt und Tod. Das soll romantisch sein? Nicht einmal die Liebesgeschichten im Spiel sind es.
batsi84 hat geschrieben: ↑04.10.2021 23:39
Und klar ist Assassin's Creed in viele Bereichen stark unrealistisch. Es erhebt aber auch keinen Anspruch auf die Realität und wird zumindest in den älteren Teilen seinen historischen Elementen gerecht
Und was genau soll das heissen? Welche Elemente meinst du damit? KCD baut tatsächliche Schauplätze von damals nach, lässt echte zeitliche Ereignisse im Spiel geschehen und beinhaltet Figuren, die wirklich damals existiert und gewirkt haben. Ist auch nur irgendein AC-Spiel geschichtlich so akkurat wie KCD? Das darfst du mir erst einmal beweisen.
Worauf die Entwickler dabei Anspruch erheben ist unwichtig, solange du selbst den Anspruch erhebst AC sei überzeugender. Und das ist bei dem wichtigsten Aspekt eines Videospiels schonmal überhaupt nicht gegeben: Nämlich dem Gameplay. In Assassins Creed spielst du immer eine vollkommen unrealistische Figur, die es selbst in unserer heutigen Zeit (in der AC ja eigentlich spielt) garnicht geben kann. Du kannst dort klettern wie Spiderman, ganze Armeen mit deinem Schwert niederstrecken wann immer du willst. KCD hingegen hat das wohl simulationslastigste Schwertkampfsystem eines Kampagnenspiels. Du spielst dort eine Figur, die sogar erst einmal lesen lernen muss.
Es ist klar, daß auch KCD immer wieder den Realismus verbiegt, allein schon aus Notwendigkeit der Rollenspielelemente gegenüber. Dennoch fühle ich mich beim Steuern von Heinrich immer noch um ein Vielfaches eher im Mittelalter aufgehoben, als bei irgendeinem AC, wo das Gameplay nahezu null Realismus bietet.
batsi84 hat geschrieben: ↑04.10.2021 23:39
Und Personen wie Daniel Vávra sind für mich weder rechts noch konservativ, sondern wirken eher wie ein trotziges Riesenbaby, dass es dem vermeintlichen Mainstream Mal so richtig zeigen will.
Da liegt doch der Hund begraben. Du magst den Entwickler nicht. Die Gründe dafür werden von dir auch noch erschwurbelt, aber sei es drum. Mir ist es egal, was du persönlich gegen ihn hast. Nur trennst du eben nicht zwischen Kunst und Künstler. Du nimmst deine persönliche Abneigung gegen Vavra zum Anlass das Spiel mit unsinnigsten Argumenten schlecht zu reden, dem Spiel Realismus und Authenzität abzusprechen.
Wenn du wenigstens weiter auf Sachaspekte dabei eingehen würdest, wie eben im Falle der Kumanenrüstung. Aber du bemühst dich stattdessen immer weiter um Polemik, trotz meiner Kritik an diesem Stil.