Chanandelor Bong - No die.
Ok, wo fang ich an...
Der 25te Bond hat seine Ecken und Kanten, ein paar Logiklücken sowie Ungereimtheiten, versucht aber dennoch die losen Enden der letzten paar Filme irgendwie zu verknüpfen und die "Craig-Ära" zu einem kohärenten Abschluss zu bringen. Und im Kern funktioniert das sogar.
"NTTD" klammert "Quantum of Solace" schon mal gepflegt aus. Der Film und seine Geschehnisse existieren in diesem Universum nicht mehr. Stattdessen thematisieren wir Vesper Lynd, Spectre, Felix Leiter und die CIA, Blofeld und alles was dazu gehört. Wir treffen natürlich auf Charaktere die wir bereits aus vorherigen Teilen kennen, erhalten aber auch neue Protagonisten mit dazu - später mehr.
Vom Ton her erinnert "NTTD" an eine Mischung aus Goldeneye und Skyfall. Der Film wirkt als ganzes ziemlich geerdet, auch wenn (endlich!) mal wieder ein paar Gadgets zum Zuge kommen und der Antagonist eine etwas ungewöhnliche Location für seine Homebase ausgesucht hat. Storymässig dreht sich selbstverständlich mal wieder alles entweder um die Weltherrschaft oder die Vernichtung der halben Menschheit - was von beidem hier zum Zuge kommt, lass ich euch selber herausfinden. Dabei darf auch die eine oder andere kleine Verschwörung nicht fehlen und zudem sind selbstverständlich gewisse Charaktere auf irgend eine Art und Weise miteinander verbunden.
Dass der längste Bond aller Zeiten auch ein paar wenige Leerläufe hat, liesse sich wohl kaum vermeiden. Es gibt vereinzelt Szenen die sich etwas langatmig anfühlen, weil die grundlegende Story einfach nicht wahnsinnig viel hergibt. Sie passt wie so oft auf einen Bierdeckel. Dabei werden aber insbesondere zwischenmenschliche Beziehung aufgeblasen, damit mehr Laufzeit entsteht. Das fühlt sich nicht zwingend falsch an, aber der Film wird dadurch nicht straffer.
Über die neuen Charaktere kann ich nichts sagen ohne zu spoilern, dies kommt in einem separaten Abschnitt.
Von M, Bond, Q, Moneypenny usw. erhalten wir absolut gewohnte und zu erwartende Kost. Das ist soweit alles in Ordnung, nur Q fand ich etwas seltsam eingesetzt. Er hat ehrlichgesagt mehr an Benji aus Mission Impossible erinnert als an den Q den wir bislang kennengelernt haben.
Was im Endeffekt bleibt, ist ein Bond der nichts falsch, aber auch wenig wirklich hervorragend macht.
James ist nahbarer als er es auch schon war, eigentlich eine konsequente Fortsetzung von Skyfall. Die Action passt, ist rasant inszeniert, mit teilweise richtig tollen Kamerafahrten und Totalen. Es wird auch nicht 50x pro Sekunde geschnitten, sondern man vermag den Kampfchoreos gut zu folgen. Dass es hie und da ein wenig wackelt, ist verschmerzbar und halt Stilmittel. Es wird aber glücklicherweise nicht übertrieben eingesetzt.
Zeitweise hat mir etwas Spannung gefehlt und ich fand den Antagonisten nicht gut - was allerdings nicht Maleks Schuld ist, er hat per se das selbe gemacht was er immer macht. Also eigentlich wie Waltz ^^
Aber seine Motivation, sein Characterarch, sein Handeln... ne. Für einen Bond zu wenig in meinen Augen. Nicht der schlimmste ever, aber halt wirklich nicht gut.
Wettgemacht wird das imho durch eine wirklich geile Eröffnungssequenz. Der komplette Abschnitt von der ersten Kameraeinstellung bis zum Intro war richtig geil und reiht sich meines Erachtens in die Top 5 aller Bond-Openings ein.
Der Titelsong passt imho auch, genau so wie das klassische Intro.
Und dann kam das Ende, welches ich so definitiv nicht erwartet hatte, auch wenn es im Laufe des Films halbwegs absehbar war.
Alles in Allem fand ich "NTTD" einen gelungenen Abschluss der Craig-Ära. Ich bin wirklich gespannt, ob/wie es weitergeht.
SPOILER:
Richtig genervt hat mich Nomi. Und nein, natürlich nicht weil sie eine Frau ist. Sondern wie sie geschrieben wurde.
Sie wird als richtige Macho-Frau hingestellt (ich weiss nicht was der weibliche Ausdruck hierfür wär) - eigentlich Bond in weiblich. Bloss passt dieses Gehabe in meinen Augen nicht zu einer Frau, der Char ist richtig scheisse geschrieben.
Und was haben sich die Autoren bei der ganzen 007-Sache gedacht? Dass es besser wird wenn man all 5 Minuten darauf herumreitet?
Ja, es ist nur eine Nummer. Austauschbar. Aber dass man das so aufgleist und so sehr um das Thema rumwirbelt war richtig schlecht.
Madeleine als Charakter mochte ich bereits in Spectre nicht, das wird hier nicht besser. Und Safin.. naja.
Wie genau kann er die kleine Madeleine aus dem Eis retten und 20 Jahre später immernoch gleich, bzw. sogar besser aussehen? Als Assassin hätte er schon mindestens um die 20 sein müssen, also das nehm ich ihm nicht ab. Und erklärt wird es auch nicht.
Blofeld hat man nun also völlig verheizt, nachdem er schon in Spectre eher lachhaft war, der Rest seiner ganzen Crew war für gar nix.
Und dass Bond tatsächlich stirbt, ist wirklich interessant! Eigentlich wär das nun das perfekte Ende für die Reihe. Niemand will "John Doe - 007" oder so was sehen. 007 ist James Bond und Bond ist 007. Fertig.