Temeter hat geschrieben: ↑10.09.2022 13:59Ja, diese extremen Einstellungen sind nicht gesund. Aber wo sind denn die Extreme?
Was du verstehen solltest, ist dass ich hier meine Kommentare nicht schreibe, weil ich meinen "Hass" auf CDP ständig wiederholen muss. Ich habe keinen Hass auf das Unternehmen; ich ordne es tatsächlich eher als kaltherzig und ein bisschen zynisch, denn als bösartig ein.
Ein bisschen in Richtung EA/Ubi/Acti, aber immer noch ein gutes Stück über dem Misthaufen.
Stattdessen finde ich das interessant hier Kommentare einzuwerfen, eben weil ich finde, dass die anderen Kommentare teils in eine extreme Ecke schlagen.
Ich meine, man kann a) verstehen, warum es keine Updates für alte Konsolen mehr gibt, auch wenn b) man es auf der anderen Seite den kundenfeindlichen Aspekt sehen kann.
Das zB sind zwei gegensätzliche Perspektiven, die imo beide relevant sind, aber sich nicht ausschließen.
Aber die Kommentare waren eben eher in die Richtung "finde ich gut, macht weiter so", sie werden praktisch dafür angefeuert werden. Es wird verlacht, dass irgendwer kostenlose DLCs fordern könnte. Das ist keine neutrale Perspektive.
Ich mein, stell dir mal vor die Leute schreiben das über Electronic Arts, die Battlefield 4 praktisch unspielbar veröffentlicht hatten. Und dann bedanken sich die Leute dafür, dass EA so gnädig war, wenn nach 6 Monaten das Ding vernünftig spielbar war.
Das ist praktisch die Mentalität hinter dem Stockholm-Syndrom; jemand tut dir Unrecht, und du bist dankbar, dass sie dir nicht noch mehr Unrecht tun.
Hier mal zwei spezifische Punkte, wo deine Argumente extrem einseitig wirken:
Die kritischen Kommentare hier sagen generell, dass Cyberpunk kein kundenfreundliches Unternehmen ist, als dass sie sie sich gerne präsentieren, und keine positive Extrabehandlung verdient, wenn sie etwas falsch machen. Zb findet sich die Meinung, dass jemand eher die Finger von deren Spielen lässt, oder beim nächsten mal ganz genau hinguckt.Es ist auf jeden Fall schräg zu sehen, wie CD Projekt in der Vergangenheit vergöttert wurde und jetzt als Bad Boy der Spieleindustrie dasteht. Und das mit nur zwei Spielen.
Und dann kommt die Antwort "die Leute verlangen den Bankrott von CDP, sie haben so viel Hass aufs Unternehmen". Das ist ein Strohmann, der hier ständig wiederholt wird, obwohl die kritischen Kommentare hier zahm sind. Man könnte noch viel härter sein und regelrechten Betrug vorwerfen, und das hätte vielleicht sogar Relevanz, wenn man denn wollte.
Aber die "negativen" Kommentare zu ignorieren und über einen hier irrelevanten Strohmann zu reden lenkt vom eigentlichen Punkt ab. Zumal extreme Positivität nicht durch extreme Negativität vernünftiger wird.
Ich glaube nicht, dass du die Perspektive konsequent anwendest.CD Projekts Releasepolitik bei "Cyberpunk 2077" ist für mich dementsprechend zwar moralisch völlig daneben, aber aus rein wirtschaftlicher Sicht durchaus nachvollziehbar
Aus wirtschaftlicher Sicht war es so problematisch, dass CDP in Amerika verklagt wurde und ein "Settlement" verhandeln musste. Sony hat das Spiel vom Store genommen. Und wir reden hier von der Spieleindustrie, wo es oft passiert, dass kaum funktionierende Spiele ohne Konsequenzen veröffentlicht werden.
Also ist es wirtschaftlich bereits ein seltenes Extrem, und keine normale Entscheidung.
Du gehst auch nicht den ganzen Weg, du ziehst nicht den Umkehrschluss. Wenn es CDPs Entscheidung ist, wirtschaftlich gegen die Interessen der Kunden zu handeln, dann sollte ein Kunde das als Angriff auf seine Interessen wahrnehmen.
Das ist, wo deine Logik extrem voreingenommen ist. Du nutzt die Wirtschaft zur Verteidigung, aber pickst dir nur positive Aspekte raus. Du sagst auch, niemand möchte die Lügen verteidigen, aber in deiner Argumentation werden die völlig ignoriert.
Und manche Behauptungen, wie dass CDP zum Release praktisch "gezwungen" wäre, was jeglicher Grundlage entberrt.
Ist dir aufgefallen, dass deine Verteidigung genrell oft darauf hinausläuft, dass du CDP jede Möglichkeit der Selbstbestimmung absprichst? Du redest, als ob CDP zu allem gezwungen wurde, sie hatten keine andere Möglichkeit. Alles schlechte ist erstmal wirtschaftlicher Zwang.
Obwohl es wirtschaftlich tatsächlich negative Konsequenzen gab. Kundenfreundliche Entscheidungen wären finanziell sogar besser gewesen, als deren tatsächliche Aktionen. Es war also gar kein Zwang da, wie du behauptest.
Das ist sogar eine Verteidigung, die Opfern häuslicher Gewalt oft für die Täter machen. "Die hatten einen Grund, gegen mich zu handeln", obwohl das die Handlung in keinster Weise rechtfertigt.
Und ich drehe mich im Kreis, und ich sage auch nicht, dass das nur du bist, oder das ich immer rational handeln würde, ist also nicht persönlich gemeint. Aber verstehst du, warum diese Argument zur Verteidigung irrational sind?
Ich halte es weiterhin für wahrscheinlicher, dass CD Projekt nicht aus Geldgier gelogen hat, sondern um die Fortführung des Projekts zu sichern. Mit Ehrlichkeit hätte m.M.n. in der Situation nur erreicht, dass das Interesse an "Cyberpunk 2077" und die damit verbundenen Einnahmen rapide abgenommen hätten.
Das befreit das Unternehmen definitiv nicht von der Schuld, dass man Kunden und Investoren hinter das Licht geführt hat.
Aber aus rein unternehmerischer/wirtschaftlicher Sicht hätte ich persönlich auch nicht anders gehandelt - Imageverlust und Klagewelle inklusive. Der Erhalt des Unternehmens und auch der Arbeitsplätze wäre in dem Moment auch für mich wichtiger, als die Zufriedenheit der Kunden. Um letztere kann ich mich im Anschluss wieder kümmern.
Zudem finde ich es auch fragwürdig, hier Parallelen zum Stockholm-Syndrom und zu häuslicher Gewalt zu ziehen. In beiden Fällen reden wir hier von starker emotionaler Abhängigkeit und negativen Konsequenzen die daraus entstehen.
Vielleicht kann ich deine Argumention auch deswegen nicht richtig nachvollziehen, weil ich persönlich weder Bewunderung noch Abscheu gegen das Unternehmen hege und ziemlich emitionslos an die Geschichte herangehe.
Ich kann die Enttäuschung der Fans über die Release-Entscheidung seitens der Warschauer definitiv nachvollziehen. Ich für meinen Teil habe aber mit dem Patch 1.5 ein funktionierendes Spiel erhalten - nicht mehr und nicht weniger. Ich hoffe jetzt auch, dass die Entwicklung nächstes Jahr endet und ich mir das Spiel gönnen kann.
Und wie schon gesagt werde ich mich von CD Projekt erst abwenden, wenn so eine Aktion noch Mal passieren sollte. Dann kann man nämlich davon ausgehen, dass man die Finanzen vor die Qualität seiner Produkte stellt und das ganze eben kein Fehltritt war.
Und bis dahin hoffe ich, dass CD Projekt aus seinen Produktionsfehlern lernt und in Zukunft auf das Lügen verzichten kann. Ansonsten kann man die Fähigkeit zur Entwicklung von großen Produktionen und die Existenz des Studios ernsthaft in Frage stellen.