Doc Angelo hat geschrieben: ↑09.05.2019 15:49
ronny_83 hat geschrieben: ↑09.05.2019 15:41
Was sind denn Urängste, die keine Grundlage mehr haben? Von einem Mammut zertrampelt zu werden?
Was soll ich dazu noch sagen. Du hast selbst erzählt, das Du dich beruflich mit Angsträumen beschäftigst, und dann kommt so eine Frage von dir. Schade das Du dieses Gespräch in solchen Frotzeleien enden lässt. Ich bin dann mal raus hier.
Ja, es ist schade, dass derlei Diskussionen beständig so laufen. Und natürlich mit der immer wiederkehrenden Unterstellung, die anderen wären nur auf irgendwas neidisch und wollten jemandem etwas wegnehmen. Das alles natürlich in Verbindung mit der unverhohlen eigenlöblichen Darstellung von sich selbst als der große Gentleman, der halt Frauen gerne etwas gönnt. Ironisch daran: hierbei werden Geschlechterrollen aus der Steinzeit perpetuiert und diese Perpetuierung gleichzeitig als eine den anderen überlegene und ganz gewiss auch progressive Weltanschauung inszeniert.
Ich teile deine Haltung zu diesem Thema. Faktisch kann man in den Kriminalstatistiken so weit zurückblicken, wie man will, Männer machten und machen beständig mal fast doppelt so viel, mal mehr als doppelt so viel wie Frauen die Opfer von Gewaltstraftaten aus. Bei dem Thema handelt es sich wirklich um nichts anderes als irrationale Gefühligkeit. Und ich kann mich dem nicht anschließen zu sagen, man könne ja wohl nichts dagegen haben, wenn Frauen so vor Gewalt geschützt werden. Denn faktisch geschieht so ja auch nichts anderes, als dass man mit der dahinterstehen Ideologie anderen von derlei Verbrechen bedrohten Menschen, wohlgemerkt denen, die statistisch ca. doppelt so sehr gefährdet sind, denselben Schutz vorenthält; und das alles einzig aufgrund ihrer Geschlechtszugehörigkeit. Mit den Statements der Antidiskriminierungsstelle dazu kann man sich im Übrigen erfahrungsgemäß den Allerwertesten abwischen. Dort sind Leute versammelt, die für Formen von Diskriminierungen, die nicht in die bereits vorgefertigten Schemata passen (also etwa denen gegenüber Männern), völlig blind sind. Das erkennt man auch schon wunderbar an der dann immer geäußerten Phrase, dass Ungleichbehandlungen OK sind, wenn sie durch gegenstehende Faktoren begründet werden können. Diese Aussage wird allein dadurch schon zur allseits anwendbaren Legitimationsphrase, weil sie, wie im diskutierten Zusammenhang, sogar dann gebracht wird, wenn die angeblich gegenstehenden Faktoren mit rein gar nichts belegt werden können.
Und Frauenparkplätze sind ja nicht einmal das Schärfste. Ganz dem Phantasma von Kajetan folgend, sind wir ja schon viel weiter. Kommunen unterhalten Frauentaxis, die nachts ausschließlich Frauen unentgeltlich nach Hause fahren. Auch hier stehen Maßnahmen zur „Gewaltopferprävention“ nicht der (deutlich gefährdeteren) Hälfte der Bevölkerung zur Verfügung.
Oder hier:
https://www.derwesten.de/politik/sicher ... 78659.html
Man beachte, weswegen dieses Gedankenspiel kritisiert wurde. Nicht etwa wegen Diskriminierung und Stigmatisierung von Männern. Kritik kam, weil es ja manchmal zu wenige Plätze sein könnten oder die Frauen immer noch zum Erreichen der Plätze oder zum Aussteigen durch die gefährlichen Zonen müssen. Heißt wohl: Am besten bräuchten wir ganze Busse, die für Frauen reserviert sind.
Auch dass wir doch endlich mal so progressiv sein sollten, wie etliche andere Länder und auch endlich mal Frauenabteile oder gar Frauenwaggons in unseren Zügen einrichten sollten, wird immer wieder gerne thematisiert.
https://de.wikipedia.org/wiki/Frauenwaggon
Und in Österreich, wo es so etwas schon gibt, ist das wohl auch noch lange nicht genug…
https://www.oe24.at/oesterreich/chronik ... /373906568
Darüber hinaus sind ja auch andere „Women’s only“-Räume sehr üblich. Frauenschwimmtag in öffentlichen Bädern, Veranstaltungen nur für Frauen an Unis, etc., etc.
Und, man kann es nicht oft genug betonen, das alles gründet nur auf dem Gefühl des als Frau durch Männer bedroht Seins. Ein Gefühl, das natürlich ganz bestimmt durch die Einrichtung solcher Angebote abgebaut werden wird, gelle… Der Gedanke, dass alleine die Installation solcher Angebote bei Menschen das Gefühl derer realer Notwendigkeit verstärken könnte, ist sicherlich völlig abwegig. Und Psychotherapeuten sind sich ja auch einig, dass der beste Umgang mit paranoiden Menschen der ist, ihnen umfänglich in ihren Ängsten zuzustimmen und sie vor ihnen in Schutz zu nehmen.
Was mich darüber hinaus daran immer etwas irritiert: gab es nicht in einem uns politisch nahestehenden Land bis vor etwas mehr als einem halben Jahrhundert noch Vorschriften, die öffentliche Räume teilweise oder ganz bestimmten Menschen aufgrund biologischer Faktoren pauschal vorenthielten bzw. sie für die anderen reservierten? Und waren wir uns nicht alle mal einig darin, dass es gut ist, dass dieser Spuk beendet wurde? Und warum wird dann aber Segregation plötzlich etwas total geiles, nur wenn man die biologisch bestimmten, gesellschaftlichen Gruppen austauscht?
@ Kajetan
Dass da menschliche Irrationalitäten mitspielen, bestreitet wohl niemand; die Realität ist da halt einfach zu deutlich. Aber mal abseits deines im privaten Raum stattfindenden Dialogs mit deiner Frau… Sollten gewählte Gremien bei dem Einsatz öffentlicher Gelder nicht weiter denken als nur bis zu fiktiven Bedrohungsszenarien? Und sollten gewählte Gremien, die, im Gegensatz zu dir und deiner Frau, in ihrer legislativen Funktion unmittelbar dem Grundgesetz verpflichtet sind, nicht eigentlich Abstand nehmen von „Gewaltpräventionsmaßnahmen“ die gezielt nur einer Hälfte der Bevölkerung – eben aufgrund der Geschlechtszugehörigkeit – nutzen und die andere gezielt ausschließen, ohne dass es dafür, trotz des hohlen Geschwätzes der Antidiskriminierungsstelle, auch nur einen einzigen rationalen Grund gibt?