So vorab, ich bin weder ein Crysis-Fanboy, noch halte ich es für gerechtfertigt, dass die Gamestar Europas bestes PC-Spielemagzin ist. Allerdings bin ich auch kein Anhänger von 4players.de. Ich nutze nur beide, um mich über Spiele zu informieren und mir ein Bild zu verschaffen, da ich aus beruflichen und privaten Gründen nur noch sehr wenig Zeit zum Spielen habe. Ich versuche also, die mir zur Verfügung stehende Zeit effizient mit "Spielspaß" zu füllen.
Crysis 3 habe ich inzwischen etwa 4 Stunden gespielt. Mein subjektiver Eindruck liegt eindeutig näher an der Wertung der Gamestar. Zwar keine >90, aber doch eine hohe 80er-Wertung halte ich (subjektiv) für angemessen.
Zur KI
Jan Wöbbeking schreibt:
Die schwache KI verdirbt oft die Lust aufs Schleichen und Taktieren im Gelände. Ist die Tarnung aktiviert, entdecken mich die Wachen erst, wenn ich direkt vor ihrer Nase stehe. Ohne Tarnung sind sie dagegen überempfindlich. Ich brauche meine Nase nur ein winziges Bisschen in das Sichtfeld eines 40 Meter entfernten Feindes zu strecken und er schlägt sofort Alarm.
Habe ich das missverstanden oder ist der Sinn eines Tarnmodus, dass man nicht gesehen wird? Und wenn man ohne den Tarnmodus nicht sofort außerhalb der Deckung entdeckt werden will, führt dieser Wunsch dann nicht den Tarnmodus selbst ad absurdum? Ich übertrage das mal auf die Realität und ersetze den Tarnmodus durch Dunkelheit und abgeschalteten Tarnmodus durch vorhandenes Licht. Herr Wöbbeking kann gerne mal in meinem abgedunkelten Büro vorbeikommen und sich vor mir verstecken. Ich bin mir sicher, dass ich ihn wenn überhaupt, erst entdecke, wenn er sich in meiner unmittelbaren Umgebung aufhält. Schalte ich dann das Licht, werde ich ihn außerhalb meines Sichtfelds oder da er sich hinter einem Schreibtisch verkrochen hat nicht entdecken. Wenn ich aber in die richtige Richtung blicke (Stichwort Sichtfeld), bin ich mir ebenfalls sicher, dass ich ihn auch auf 40 Meter entdecken werde, wenn er über die Schreibtischkante lugt. Er müsste schon das Licht wieder abschalten, um sich unbemerkt weiter bewegen zu können. Nach seinem Maßstab habe ich ihm jetzt allerdings durch meine schwache Intelligenz die Lust aufs Schleichen und Taktieren verdorben. Jetzt stülpt er sich lieber seine Boxhandschuhe über und attackiert mich. Ich hätte besser nicht hinschauen sollen?!?
Weiter wird kritisiert:
In einer Reihe von Levels konnte ich einfach von Checkpoint zu Checkpoint rauschen, indem ich mich abwechselnd tarnte, zum Energie aufladen kurz in Deckung ging und danach mit der Panzerung durch den Kugelhagel sprintete.
Hier gibt es wohl eine Diskrepanz zwischen Tester und Käufer eines Spiels. Diese Vorgehensweise steht in keinem Verhältnis zu dem was ich als Käufer erreichen möchte. Wieso sollte ich als Spieler der eine schöne Zeit mit einem Spiel verbringen möchte und auch noch Geld dafür gezahlt hat so etwas tun? Ich kann gekaufte BluRays auch auf zweifacher Geschwindigkeit abspielen und wenn ich aufpasse den Ton noch verstehen. Die Tatsache, dass es geht macht doch ein Spiel- oder Filmerlebnis nicht besser oder schlechter. Es kommt doch darauf an, was ich mit den mir zur Verfügung gestellten Möglichkeiten anfange. Diese Diskrepanz räumt der Tester auch noch selbst ein:
Auf dem PC bin ich meist vorsichtig vorgegangen und habe mit ein paar Nebenmissionen gut acht Stunden gebraucht. In den Konsolenversionen habe ich manche Levels dann mehr als doppelt so schnell absolviert, indem ich mich im Schnelldurchgang zu den Checkpoints gerettet habe.
Hier steht m. E. sinngemäß: Erst habe ich das Spiel auf dem PC ausgiebig getestet. Da ich aber auch die Konsolenversion testen musste, bin aus Zeitgründen nur noch zu den Checkpoints gerannt. (Klar, die Unterschiede aufgrund des anderen Systems werden auch so deutlich). Das ist doch fernab von dem, was ein Käufer in dem Spiel tut. Davon einmal abgesehen, wäre eine solche Vorgehensweise zumindest auf dem PC im "Post-Human Warrior"-Schwierigkeitsgrad schlichtweg nicht möglich. Wurde das bedacht? Zumindest wird es nicht, wie bei der Konkurrenz geschehen, erwähnt.
Zur Technik / Hardware
Bei meinem Spiel kam es wären der bisherigen Spiel zu keinem einzigen Absturz. Weiterhin hält sicher der Hardwarehunger IMHO doch in Grenzen und ist keinesfalls als negativ zu bewerten, es sei denn in die Endwertung fließt ausschließlich der Eindruck aus den maximal möglichen Grafikeinstellungen ein. Mein PC ist 3 Jahre alt und besteht aus einem Core i5 750 getaktet auf etwa 3GHz und einer HD 5850 knapp getaktet auf das Niveau einer HD 5870. Damit spiele ich bei 1920x1080 bei hohen Details und zweifachen SMAA sowie aktiviertem V-Sync flüssig. Und dennoch ist es grafisch neben Battlefield 3 das bisher beeindruckendste was auf meinem PC bisher lief. Die mangelnde Aufklärung bezüglich der sehr guten Optik auch mit vergleichsweise schwacher Hardware in Verbindung mit der Negativbewertung für Hardwarehunger (bei maximalen Einstellungen) ist eigentlich schon fast ein Schlag ins Gesicht eines jeden PC Spielers. Dort wird seit Jahren über mangelnde Auslastung der Hardware gejammert, da durch Mulitsystementwicklungen der PC schlicht zu potent ist, oder die Konsolen eben zu schwach sind. Jetzt kommt ein Spiel, bei dem die Hardwarejünger aufjuchzen und sich heute schon fragen, ob die nächste Grafikartengeneration Crysis 3 voll stemmen kann und bei 4players wird die schiere Möglichkeit, die Stellschrauben so nach oben drehen zu können als negativ dargestellt. Betrachtet man dieses Gesamtbild fehlen einem schlicht die Worte.
Hätte ich diesen Test gelesen, bevor ich das Spiel gekauft und gespielt habe, hätte ich Zweifel gehabt, ob ich tatsächlich Spass und Zeitvertreib damit haben kann, ob mein Rechner überhaupt in der Lage gewesen wäre es laufen zu lassen und ob das Spiel die erhoffte Verbesserung zum Vorgänger ist. Alle diese Zweifel waren völlig unbegründet. Das Spiel macht aufgrund der neuen Freiheit und auch der ständigen grafischen Wow-Effekte enorm Spass und unterhält mich gut. Wesentlich besser als der nach einhelliger Meinung etwas stupide und lineare Vorgänger. Der wurde von 4players für den PC übrigens mit 88%
bewertet.