Also ich hab das Spiel über die Feiertage nun auch beendet. Ich war definitiv skeptisch. Selten haben sich lange Entwicklungszeiten bezahlt gemacht. Ich hab Ico damals kaum gespielt(ich hatte es nur mal kurz von der Videothek ausgeliehen(PS4 Version bitte!!) und Shadow of the Colossus brauchte bei mir ein wenig bis es zündete. Am Schluss war ich aber hin und weg von dem Spiel und konnte einen Nachfolger kaum abwarten.
10 Jahre später ist es nun soweit. Die Kritiken sind gemischt. Steuerung und Kamera wurden oft bemängelt, mehr konnte(und wollte) ich nicht herausfinden. Zu groß war die Angst mich zu spoilern. Aber wenn ein Spiel einen Platin-Award bei 4players bekommt dann hat das für mich eine deutlich höhere Gewichtung als von anderen Spielemagazinen, denn die anderen haben mich schon oft enttäuscht. 4players bisher nur sehr selten. Dennoch war ja bekannt das Jörg ein Fumito Ueda Fan ist und so war ich nicht sicher ob das nicht vielleicht doch eine subjektive Fanboy Kritik auf hohem Niveau ist. Aber ich hab ihm da trotzdem mal getraut. Bei vielen Spieletests hat mir Jörg schon aus der Seele gesprochen. Gekauft habe ich es mir daher ja schon am 7 Dezember, aber ich wollte mir mal selber wieder ein Weihnachtsspiel gönnen und so habe ich es mir extra für die Feiertage aufgehoben. Ich habe es gestartet und zunächst war ich durchaus etwas ernüchtert. Am Anfang wollte nicht so recht Spaß aufkommen. Mir fehlte irgendwie das kämpfen das bei Shadow of the Colossus ja gang und gäbe war. "Nur herumschleichen und Rätsel lösen mit diesem Vieh? Hmm...irgendwie langweilig!", dachte ich zunächst. Doch dann plötzlich hat es angefangen mich zu packen. Ja diese Kreatur ist auf ihre eigene Art und Weise sehr intelligent und irgendwie sind wir Freunde geworden über die paar Spielstunden. Von den Tieren die zur Inspiration von Trico dienen, scheint für mich der Hund am meisten durch. Wie ein verdammt großer, gemächlicher Hund der vielleicht nicht mehr der allerjüngste ist und deshalb nicht mehr nur verspielt ist, aber verdammt treu. Immer wieder streichle ich ihn wenn er etwas gut gemacht hat. Manchmal will er nicht so recht das machen was man ihm sagt. Man muss ihm etwas zeigen, ihm etwas klar machen, auf etwas hinweisen...er ist keine Maschine wo ich ein Knöpfchen drücke und er macht sofort was ich will. Nein, das Spiel ist hier, so abstrakt es auf seine Art ist, verdammt realistisch. Man muss etwas Geduld mitbringen, so wie man sie in echt auch braucht wenn man möchte dass der Hund den Bach überquert er sich aber nicht sofort traut. In echt würde man es dem Hund auch vormachen und von Stein zu Stein springen und wenn einem der Hund vertraut dann wird er es irgendwann tun. Das ist das besondere an diesem Spiel...dieses realistische Verhalten. Gepaart mit einer atemberaubend schönen Kulisse, tollem Sound, verdammt interessantem Leveldesign ergibt sich das beste Spiel der letzten Jahre. Aber es ist nicht nur ein Spiel. Für mich ist dieses Spiel Kunst. Ich studiere interaktive Kunst und obwohl Spiele dort anerkannt werden sind sie nicht unbedingt im Fokus. Die Ansichten sind da oft ähnlich wie die von Roger Ebert(
http://www.rogerebert.com/rogers-journa ... ver-be-art)
Auch ich verstehe den Punkt von Ebert und je länger ich darüber nachdachte desto weniger habe ich Spiele als Kunst gesehen. Kunst ist kein klarer Begriff und jeder muss für sich selbst entscheiden was er oder sie darin sieht. Aber für mich ist das Statement von Anton Zeilinger sehr treffend. Dieser hat sinngemäß gesagt das Kunst und Wissenschaft beides Wege sind sich der Wirklichkeit zu nähern. Denn Künstler müssen mitunter genauso forschen wie Wissenschaftler und schlussendlich geht es darum etwas sichtbar zu machen. Und die meisten Spiele machen oder versuchen das gar nicht. Die sind designed damit Leute damit Spaß haben und die werden gemacht um Geld für Konzerne zu scheffeln. Aber was macht The Last Guardian anders beziehungsweise was macht denn dieses Spiel sichtbar? Nun ja für mich sind es die Gefühle die entstehen durch diese indirekte Interaktion. Ich drücke nicht einfach nur einen Knopf und Trico macht etwas. Es ist viel eher so das ich etwas drücke und dadurch ein Eigenleben entsteht. Dieser Zwischenraum ist für mich Kunst und nur durch Interaktion zu erreichen. Dieses Spiel hat Pionierarbeit geleistet. So etwas hat es in dieser Form noch nicht gegeben. Für mich wurde das Medium Videospiel auf eine neue Ebene gehievt. Und ich sage das nach einem Jahr in dem ich so manche moderne Klassiker nachgeholt habe. Ich habe dieses Jahr The Last of Us, Bloodborne, Journey, Uncharted 4,GTA 5, Dark Souls1 und schließlich The Last Guardian in dieser Reihenfolge gespielt. Alles sind Top Spiele, aber The Last Guardian hat sie alle geschlagen. Jeder mit einer PS4 sollte dieses Spiel versuchen und bitte nicht gleich aufgeben. Lasst euch darauf ein. Versucht hineinzuversinken. Ihr werdet belohnt werden!
Danke Jörg für diesen Test! 4players ist mit Sicherheit das beste Videospielmagazin im deutschsprachigen Raum.
PS: Ja, die Kamera und die Steuerung ist oft scheiße aber das sind Peanuts im Vergleich zum gebotenen. Seid nicht solche Pussy's;-)