monkeybrain hat geschrieben: ↑12.04.2018 20:00
Der Ausdruck "genug" war in Relation zum Frauenanteil in Männerberufen gemeint. Um beim aktuellen Beispiel zu bleiben hat die europäische Union bereits 1996 geraten, den Männeranteil an Kindergärtnern auf 20% zu erhöhen, das war zwei Jahre, bevor Frauen in Österreich überhaupt als Soldaten arbeiten durften. Im Übrigen liegt die Quote an Kindergärtner in deutschen Großstädten wie Hamburg oder Berlin bei 10% und die immer noch vergleichsweise niedrige Rate ist eher auf den Unwillen der Männer, als Kindergärtner zu arbeiten zurückzuführen, denn auf Diskriminierung. Wobei die natürlich, insbesondere in ländlichen oder sehr konservativen Gebieten auch stattfindet, das habe ich nie bestritten.
Du sagst, das die geringe Quote an männlichen Kindergärtnern eher an dem generell geringerem Interesse an dem Beruf liegt. Da ist natürlich was dran. Ich denke es ist eine korrekte Feststellung, das deutlich weniger Männer Interesse an dem Beruf haben. Woran das nun liegt, ist eine sehr komplexe Geschichte. Das fängt ja schon beim Spielzeug an, das man Kindern an die Hand gibt: Es ist immer noch unverändert so, das Mädchen die Puppen und Jungen das Spielzeug-Auto bekommen. Und ganz ehrlich: Falsch ist da nix dran. Solange alle glücklich sind, ist alles in Ordnung. Man muss einem Jungen ja nicht zwangsweise Puppen in die Hand drücken, nur um dafür zu sorgen, das irgendwelche Quoten in 20 Jahren besser erfüllt werden können.
Allerdings ist es so, das es bei Frauen anders zu sein scheint. Es gibt auf der Welt unzählige Projekte, Fördermittel und Bestreben, die Mädchen von Klein auf dazu zu kriegen, ein größeres Interesse für Mathematik und Technik zu entwickeln. Die ganzen MINT-Projekte gehen ja immer mal wieder durch die Nachrichten. Da wird massenweise Kohle ausgegeben, um ein Ziel zu erreichen: Mädchen für Technik und Wissenschaft zu interessieren.
Wie kommt es, das es die gleichen Bestrebungen für Männer nicht in gleichem Maße gibt? Warum ist die gleiche Sache auf der einen Seite "OK" und auf der anderen Seite "nicht in Ordnung"? Sollte es diese Bestrebungen überhaupt geben? Sollte man die Bestrebungen auf beide Seiten ausweiten, oder sollte man sie ruhen lassen?
monkeybrain hat geschrieben: ↑12.04.2018 20:00
Grundaussage war eigentlich nur, dass Frauen es allgemein schwerer hatten und zT noch haben im Berufsleben als gleichwertig akzeptiert zu werden, was wohl niemand ernsthaft abstreiten kann, und Aussagen, die in die Richtung gehen, dass Männer auch hier und da ihre Probleme haben einer Lösung nicht sonderlich zuträglich sind.
Selbstverständlich streitet hier niemand ab, das Frauen es schwer hatten und immer noch haben. Allerdings gilt - wie ich ja schon sagte - das Gleiche für Männer. Das blöde ist ja: Studien darüber gibts nicht: Warum nicht? Na weil doch für Männer vermeintlich alles in Ordnung ist. Warum also über eine Problematik grübeln, wenn man der Meinung ist, das es sie gar nicht gibt?
Du sagst, das Aussagen, das auch Männer Probleme mit Sexismus haben, nicht zu einer Lösung beitragen. Also da kann ich dir nicht folgen. Trägt es denn nicht zur Lösung eines Problems bei, das man es feststellt? Oder wie meinst Du den Satz?
monkeybrain hat geschrieben: ↑12.04.2018 20:00
Erstens hatten und zweitens ja, beispielsweise ist es Frauen in Österreich erst seit 1998 möglich dem Bundesheer beizutreten und erst seit 2001 sind in Deutschland alle Laufbahnen der Bundeswehr uneingeschränkt für Frauen geöffnet.
Ja, das Militär hat da so eine Art von Sonderstellung in der Thematik. Ist aber auch ein sehr gutes Beispiel dafür, wie offensichtlich ungerecht etwas sein kann, ohne das es jemanden kratzt. Seit 2001 hat sich eine Änderung ergeben, über die ich bis heute nur mit dem Kopf schütteln kann. Offensichtlicher gehts eigentlich nicht, dennoch waren alle zufrieden mit der Lösung. Zustand vorher: Männer dürfen und müssen in die Grundausbildung, Frauen dürfen und müssen nicht. Zustand danach: Männer dürfen und müssen in die Grundausbildung, Frauen dürfen jetzt - aber müssen nicht. Und das Ganze wurde gefeiert als ein Meilenstein der "Gleichberechtigung".
Also meine Definition von "gleich" ist doch eine ganz andere. Es ist mir wirklich bis heute ein Rätsel, wie sowas nicht nur passieren kann, sondern auch noch gefeiert wird. Und das wäre auch einer meiner Punkte: Wenn etwas derart offensichtliches als normal, gerecht und fair erscheint - wie viele ähnliche Dinge gibt es dann noch, für deren Ungerechtigkeit man blind ist - auf Grund von Erziehung und Weltbild?
Lohnt es sich denn nicht, sich mal die Augen zu reiben und mit einem kritischen Auge einen erneuten Blick auf die Dinge zu werfen? Vielleicht gibt es ja so einiges, was bisher total normal wirkte, aber genauer betrachtet eigentlich richtig beschissen ist?
Wenn man bis zum Hals in der Scheiße steckt, sollte man nicht den Kopf hängen lassen.