Guter Punkt! Ähnlich wie Überproduktion von Lebensmitteln, "jeden Tag Fleisch auf den Tisch" und Ganzjahreserdbeeren, sind es angewöhnte Luxusgüter und -umstände, die durch die Industrie gepusht zum Standard geworden sind. Ich wette auch und gerade bei Games könnte man auch einfach warten, bis etwas fertig ist.Bingpot! hat geschrieben: ↑21.10.2020 08:24Vermutlich hat das alles mit dem zeitlichen Druck zu tun. Wenn ich den vergleich mit meinen Beruf ziehen darf, da muss eine neue Heizung an einem Tag installiert und funktionieren. Egal wie lange es dauert.artmanphil hat geschrieben: ↑20.10.2020 18:51Verstehe ich. Und ja, Überstunden gibt es leider überall und einfach akzeptierte miserable Konditionen, Stichwort Gastro. Es ist ein Unding, dass im 21 Jahrhundert und in der vermeintlich fortschrittlichen ersten Welt ausgebeutet wird, was das Zeug hält. Ganz zu schweigen von der Ausbeutung in der zweiten und dritten Welt...
Ebenso bei einem Heizungsausfall, die Anlage muss laufen. Hat man das defekte Teil nicht zur Hand, muss es schnellstmöglich beschafft werden. Das ein Kunde ein Tag kalt sitzt, unvorstellbar. Kommt trotz aller Bemühung manchmal vor, aber spätestens ab dem Folgetag muss sie laufen.
Wir haben uns dahin gehend soweit er(ver)zogen das wir uns angewöhnt haben, das alles sofort und schnellstmöglich funktioniert.
Man siehe Amazon/Prime: Erhalte deine Bestellung am nächsten Tag. Ja, man zahlt dafür, trotzdem muss das Paket ja von irgendjemand geliefert werden. Dementsprechend müssen auch wieder Überstunden des Zustellers geleistet werden. Diese fahren dann bis 21-22 Uhr Pakete aus.
Das ist heute ein Luxus den wir uns nicht mehr abgewöhnen können.
Vorwürfe an CD Projekt Red: Todesmarsch der Entwickler, konzeptlose Führung und Crunch als Allzweckmittel
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Re: Vorwürfe an CD Projekt Red: Todesmarsch der Entwickler, konzeptlose Führung und Crunch als Allzweckmittel
Zuletzt geändert von artmanphil am 22.10.2020 01:37, insgesamt 1-mal geändert.
Well done. Here come the test results:
You are a horrible person. That's what it says.
We weren't even testing for that.
You are a horrible person. That's what it says.
We weren't even testing for that.
Re: Vorwürfe an CD Projekt Red: Todesmarsch der Entwickler, konzeptlose Führung und Crunch als Allzweckmittel
Und das ist das Problem, diese Ungeduld. Wie oft liest man in Foren:Ich wette auch und gerade bei Games könnte man auch einfach warten, bis etwas fertig ist.
„Mein Spiel ist schon versendet aber noch nicht da!“
„Kennt jemand einen Laden, der es schon früher rausgibt?“
Kann mir vielleicht jemand beantworten, ab wann „Crunch“ beginnt?
Schon während der Entwicklung oder erst kurz vor Goldstatus?
Eine Frage noch an die Redaktion:
Wie sieht es bei euch mit Crunch aus?
Inwiefern wirkt sich das bei euch auf Tests aus, wenn ein Testmuster verspätet, kurz vor Release eintrifft?
Wenn ich manchmal Jörgs Mammut-Tests lese, denke ich mir auch das es in Überstunden ausartet.
Hattet ihr schonmal die Möglichkeit, bei Entwicklern vorbeizuschauen und euch ein Bild über die Arbeitsbedingungen zu machen?
Sollten meine Fragen schonmal besprochen worden sein, so bitte, seht es mir nach.
"Gamer sterben nicht...., sie respawnen!
Re: Vorwürfe an CD Projekt Red: Todesmarsch der Entwickler, konzeptlose Führung und Crunch als Allzweckmittel
Die Quelle ist ein Mitarbeiter von vielen, also nicht unbedingt repräsentativ. Gleichzeitig ist das, was da angegeben wird inhaltlich aber auch plausibel. Die Wahrheit dürfte irgendwo in der Mitte liegen.
16-Stunden-Tage sind auch über einen längeren Zeitraum schon machbar, wenn das nicht jeden Tag in der Woche passiert, sondern vielleicht nur 1 oder 2 Mal und der Rest sind dagegen "nur" 10 oder 12-Stunden Tage. Wenn man ein entsprechendes Ziel hat oder sehr vom Ausgang des Projekts abhängig ist, ist es möglich, sich dermaßen ungesund zu motivieren. Ich kenne das aus meinem persönlichen Umfeld etwa aus der Examensvorbereitung,, 6-Tage-Wochen bei etwa 12 Stunden am Tag, bei mir etwa ein Vierteljahr, bei vielen Kollegen aber über mindestens ein halbes Jahr etwa. Und Berufsanfänger in großen Anwaltskanzleien arbeiten beispielsweise sogar auch regelmäßig Montags bis Freitags von 8 bis 23 Uhr (wenn nicht sogar am Wochenende auch noch einige Stunden) die ersten 2 Jahre, wenn sie nicht vorher wieder aussteigen. Das dürfte auch nicht die einzige Branche sein, wo so etwas stattfindet. Der Körper macht sowas schon einige Zeit mit, und natürlich darf man nicht vergessen, dass Menschen sich auch schlimmstenfalls mit Substanzen zu helfen wissen. Die Schäden zeigen sich erst nach längerer Zeit, sind dafür jedoch häufig um so gravierender.
Wenn man einen Job in seiner "Traum"branche gefunden hat, der Arbeitsmarkt schlecht ist (und damit ein Jobwechsel um jeden Preis verhindert werden soll) und an etwas arbeitet, was im Grunde eine Art Herzensprojekt ist, kann man sich sehr lange auch durcht die schlimmsten Arbeitsbedingungen quälen.
16-Stunden-Tage sind auch über einen längeren Zeitraum schon machbar, wenn das nicht jeden Tag in der Woche passiert, sondern vielleicht nur 1 oder 2 Mal und der Rest sind dagegen "nur" 10 oder 12-Stunden Tage. Wenn man ein entsprechendes Ziel hat oder sehr vom Ausgang des Projekts abhängig ist, ist es möglich, sich dermaßen ungesund zu motivieren. Ich kenne das aus meinem persönlichen Umfeld etwa aus der Examensvorbereitung,, 6-Tage-Wochen bei etwa 12 Stunden am Tag, bei mir etwa ein Vierteljahr, bei vielen Kollegen aber über mindestens ein halbes Jahr etwa. Und Berufsanfänger in großen Anwaltskanzleien arbeiten beispielsweise sogar auch regelmäßig Montags bis Freitags von 8 bis 23 Uhr (wenn nicht sogar am Wochenende auch noch einige Stunden) die ersten 2 Jahre, wenn sie nicht vorher wieder aussteigen. Das dürfte auch nicht die einzige Branche sein, wo so etwas stattfindet. Der Körper macht sowas schon einige Zeit mit, und natürlich darf man nicht vergessen, dass Menschen sich auch schlimmstenfalls mit Substanzen zu helfen wissen. Die Schäden zeigen sich erst nach längerer Zeit, sind dafür jedoch häufig um so gravierender.
Wenn man einen Job in seiner "Traum"branche gefunden hat, der Arbeitsmarkt schlecht ist (und damit ein Jobwechsel um jeden Preis verhindert werden soll) und an etwas arbeitet, was im Grunde eine Art Herzensprojekt ist, kann man sich sehr lange auch durcht die schlimmsten Arbeitsbedingungen quälen.
Zuletzt geändert von Wigggenz am 23.10.2020 13:00, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Vorwürfe an CD Projekt Red: Todesmarsch der Entwickler, konzeptlose Führung und Crunch als Allzweckmittel
Ich bezweifle, dass jemand 2 Jahre lang Mo-Fr 15h und am Wochenende auch noch ein paar Stunden arbeitet und dabei zusammenzubrechen. 2 Monate, ok, 2 Jahre? Unwahrscheinlich.
Zumal, was soll denn da noch an Leistung kommen? Nichts mehr, da wandelt man halb tot umher.
Zumal, was soll denn da noch an Leistung kommen? Nichts mehr, da wandelt man halb tot umher.
Re: Vorwürfe an CD Projekt Red: Todesmarsch der Entwickler, konzeptlose Führung und Crunch als Allzweckmittel
Mit Pausen natürlich, also keine 15h durcharbeiten, realistisch sind also so 12 bis 13 (Anwälte gönnen sich gern längere Pausen).
Bezweifle das ruhig so viel du möchtest, ich gebe nur die Erfahrungen von ungefähr jedem Bekannten wieder, die bei entsprechenden Unternehmen gearbeitet haben. Sind alle deshalb irgendwann ausgestiegen, ich glaube niemand hat ein ganzes Jahr gepackt. Auch wenn die Großkanzleien dafür mit 6-stelligen Jahresgehältern schon im ersten Berufsjahr locken und mit sehr lukrativen Aufstiegsmöglichkeiten nach eben den ersten 2 Jahren.
Ich glaube auch nicht, dass so die beste Leistung der Mitarbeiter abgerufen werden kann. Aber Juristen, sind ein äußerst konservatives Völkchen, die ein sehr eigenes Verständnis der Arbeits-/Leistungskultur pflegen.
Mit Bezug zu CDPR hier meinte ich ja auch deshalb, dass die Wahrheit irgendwo in der Mitte liege. 16 Stunden effektiv arbeiten pro Tag durchgängig seit über einem Jahr wohl kaum, aber ein paar Stunden weniger wären schon möglich oder eben die 16 Stunden nicht jeden Tag sondern nur immer wieder mal.
Bezweifle das ruhig so viel du möchtest, ich gebe nur die Erfahrungen von ungefähr jedem Bekannten wieder, die bei entsprechenden Unternehmen gearbeitet haben. Sind alle deshalb irgendwann ausgestiegen, ich glaube niemand hat ein ganzes Jahr gepackt. Auch wenn die Großkanzleien dafür mit 6-stelligen Jahresgehältern schon im ersten Berufsjahr locken und mit sehr lukrativen Aufstiegsmöglichkeiten nach eben den ersten 2 Jahren.
Ich glaube auch nicht, dass so die beste Leistung der Mitarbeiter abgerufen werden kann. Aber Juristen, sind ein äußerst konservatives Völkchen, die ein sehr eigenes Verständnis der Arbeits-/Leistungskultur pflegen.
Mit Bezug zu CDPR hier meinte ich ja auch deshalb, dass die Wahrheit irgendwo in der Mitte liege. 16 Stunden effektiv arbeiten pro Tag durchgängig seit über einem Jahr wohl kaum, aber ein paar Stunden weniger wären schon möglich oder eben die 16 Stunden nicht jeden Tag sondern nur immer wieder mal.
- Grauer_Prophet
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Re: Vorwürfe an CD Projekt Red: Todesmarsch der Entwickler, konzeptlose Führung und Crunch als Allzweckmittel
Ich hab noch nie jemanden das Wort Crunch sagen hören und kannte es auch nicht bis jetztRandall Flagg hat geschrieben: ↑21.10.2020 19:44Weil Todeslinie nicht die korrekte Übersetzung ist, sondern Abgabefrist (was im Übrigen eher verwendet wird als "Deadline". Letzteres habe ich bisher nur in der Alltagssprache in Verwendung gehört). Du übersetzt "Crunch" ja auch nicht mit Knusper, sondern mit einem Begriff, der (psychischen) Druck und mentale Belastung suggeriert.Grauer_Prophet hat geschrieben: ↑19.10.2020 04:52Deadline ist wohl weit aus verbreiteter und daher im Englischen Sprachraum durchwinkbar.(diskutabel aber auch)SethSteiner hat geschrieben: ↑18.10.2020 22:27 Das Thema hatten wir schon. Störst du dich auch am Begriff Deadline oder ist der okay?
Im deutschen Sprachraum ist mir diese unötige Verenglischung sowieso ein Dorn im Auge und Todeslinie wird zurecht nicht verwendet-warum wohl?
Gerade Crunch fügt sich aber mangels Alternativen ziemlich gut als Lehnwort in die deutsche Sprache mit ein. Ist auch nicht ungewöhnlich, dass so etwas passiert. Gibt genügend deutsche Begriffe, die auch Lehnworte im Englisch-Amerikanischen sind, z.B. Leitmotiv, Wunderkind* oder Schadenfreude.
*hier könnte man natürlich "Prodigy" nehmen, aber das ist halt im Gegensatz zu Wunderkind ein mehrdeutiger Begriff und kann für Wunder als auch für Wunderkind stehen.
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Re: Vorwürfe an CD Projekt Red: Todesmarsch der Entwickler, konzeptlose Führung und Crunch als Allzweckmittel
Klar geht das. Es kommt immer darauf an, was man da macht und wie hoch die Motivation ist, die Arbeit auch zu erledigen.Ryan2k6 hat geschrieben: ↑23.10.2020 13:22Ich bezweifle, dass jemand 2 Jahre lang Mo-Fr 15h und am Wochenende auch noch ein paar Stunden arbeitet und dabei zusammenzubrechen. 2 Monate, ok, 2 Jahre? Unwahrscheinlich.
Zumal, was soll denn da noch an Leistung kommen? Nichts mehr, da wandelt man halb tot umher.
Als ich mein Gewerbe damals startete, gönnte ich mir die ersten 2 Jahre nicht einen freien Tag und war stets 12 Stunden am Arbeiten, der Rest des Tages war, sofern ich wach war, "Bereitschaft". Nach 2 Jahren gönnte ich mir dann den Sonntag als freien Tag, weil ich merkte, dass ich körperlich und geistig zu kämpfen hatte und nach 3 Jahren war ich dann soweit, dass ich mir das Wochenende frei nahm - unter Bereitschaft und mit Notrufnummer für die Mitarbeiter, aber immerhin.
Wer "Bereitschaftsdienst" in "Arbeitszeit" umwandelt, der kommt schnell auf 18-Stunden-Tage, weil das ja auch immer wieder mal hieß, dass man eben doch "mal schnell" ran musste.
Hier war die Motivation für mich, mir etwas aufzubauen. Da ich selber in der Gamesindustrie seit über 12 Jahren tätig bin, weiß ich aus erster Hand, dass es genügend Mitarbeiter gibt, die ihr Leben lang davon geträumt haben, selber Spiele zu entwickeln. Oder daran zu arbeiten, tolle Spiele zu schaffen. Und ein CDPR ist nicht nur großer ein Name, auch die Erwartungen an Cyberpunk sind gewaltig; das gilt nicht nur für die Chefs. Hier triggern also die Eigenmotivation, bei so einem großen Werk dabei sein zu dürfen und der gewaltige Druck von außen (also auch von außerhalb des Studios), die einen dazu bringen, regelmäßig über das gesunde Maß hinaus zu arbeiten.
Und jetzt kommt in Polen noch etwas hinzu. Arbeitsgesetze hin oder her, aber wer sich mal mit polnischen Entwicklern ausgetauscht hat, der weiß auch sehr gut, dass es neben CDPR nicht sehr viel (großes) in Polen gibt. Wer es erst einmal geschafft hat, dort zu arbeiten, der will dort nicht weg, ganz sicher auch, weil der Verdienst höher sein dürfte als in anderen Studios; neben der erhofften "Jobsicherheit". Das mindert selbstredend auch die Wahrscheinlichkeit, dass sich Mitarbeiter öffentlich mit dem Studio anlegen oder von sich aus den Job kündigen. Die Perspektive außerhalb von CDPR ist nicht unbedingt die Beste.
Re: Vorwürfe an CD Projekt Red: Todesmarsch der Entwickler, konzeptlose Führung und Crunch als Allzweckmittel
Ich denke, ich werde das Spiel wegen den Arbeitsbedingungen nicht kaufen und mich in Zukunft vor einem Kauf ausgiebig über den Entwicklungsprozess informieren. Das hat nicht mehr viel mit "Spaß" zu tun.
Ich mache auch oft Überstunden, aber nicht mal Ansatzweise in diesem Ausmaß.
Ich mache auch oft Überstunden, aber nicht mal Ansatzweise in diesem Ausmaß.
Zuletzt geändert von Kibato am 28.10.2020 09:24, insgesamt 1-mal geändert.
- SethSteiner
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Re: Vorwürfe an CD Projekt Red: Todesmarsch der Entwickler, konzeptlose Führung und Crunch als Allzweckmittel
Solche Neuigkeiten sind auch nicht gerade erbaulich, neben den Arbeitsbedingungen selbst: