Spielkultur in der DDR: Über Computer-Klubs, Stasi-Spitzel, legales Kopien und aufgeblähte Drosseln

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NewRaven
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Re: Spielkultur in der DDR: Über Computer-Klubs, Stasi-Spitzel, legales Kopien und aufgeblähte Drosseln

Beitrag von NewRaven »

DrGeenich hat geschrieben: 27.11.2018 16:07 Ach, der gute alte PolyPlay...., ein Vermögen an 50 Pfennigstücken hab ich da reingesteckt.
In der Lehre haben wir am KC87 gespi.... ähh BASIC programmiert
Du meinst 20, oder? Zumindest der einzige PolyPlay den ich kannte, der hat nur 20 Pfennigstücke genommen. :D

Aufgeblähte Drossel? Gute Frage... ich glaube nicht, dass damit Full Throttle gemeint war, allerdings fiel mir auch trotz angestrengtem Nachdenkens über "Klassiker" nicht wirklich ein, allerdings muss man auch sagen, dass die Liste nicht bei allen Titeln einen so direkt einfach übersetzbaren Bezug hatte. Da gab es ja auch noch Stilblüten wie Abenteuer C, Innenbahn, kolossalgewaltig, Automatiktick, Dachboden, Faustintro, Entkleidungsspiel, Maximale Lichtehöhe, Sautierspiel,Geistermeister und dutzende andere. :roll: :lol:
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Eisenherz
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Re: Spielkultur in der DDR: Über Computer-Klubs, Stasi-Spitzel, legales Kopien und aufgeblähte Drosseln

Beitrag von Eisenherz »

Wulgaru hat geschrieben: 27.11.2018 17:42 Ich meine eher so alternativ-Welt mäßig, wie deren Spiele ausgesehen hätten, welche Genres und Ideen da vielleicht entstanden wären usw. was wäre die sowjetische Antwort auf Doom gewesen. :wink:
Die Ideen wurden im Ostblock dann doch eher zu Papier gebracht, weil man so besser die Zensur umgehen konnte. Besonders in der DDR existierte eine sehr große Sci-Fi-Szene, die über viele Jahrzehnte utopische Romane veröffentlichte. Einige davon hab ich selbst hier. Die Systemkritik, die man öffentlich nicht äußern konnte, wurde dort sehr geschickt zwischen den Zeilen versteckt. Zum Beispiel gibt es einen Roman, in dem tapfere Kosmonauten einem feudal beherrschten Planeten die Segnungen des Kommunismus bringen ... aber dann am Ende erst nicht abheben können, weil der Rakete ein Ersatzteil fehlt. :mrgreen:

Jeder wusste, wie es gemeint war, aber die Zensur konnte nichts dagegen tun, weil man ja nicht beweisen konnte, dass es eben so gemeint war.
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4P|Jan
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Re: Spielkultur in der DDR: Über Computer-Klubs, Stasi-Spitzel, legales Kopien und aufgeblähte Drosseln

Beitrag von 4P|Jan »

Wulgaru hat geschrieben: 27.11.2018 17:42 was wäre die sowjetische Antwort auf Doom gewesen. :wink:
Duma!
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Eisenherz
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Re: Spielkultur in der DDR: Über Computer-Klubs, Stasi-Spitzel, legales Kopien und aufgeblähte Drosseln

Beitrag von Eisenherz »

4P|Jan hat geschrieben: 27.11.2018 20:30 Duma!
Oha, der kam flach! :D

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El_Bizarro
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Re: Spielkultur in der DDR: Über Computer-Klubs, Stasi-Spitzel, legales Kopien und aufgeblähte Drosseln

Beitrag von El_Bizarro »

https://youtu.be/j0RIrqHk7X4 gutes beispiel für zwischen den zeilen.
aber so scheisse wars nicht in der ddr, als kind jedenfalls. da hatte man irgendwie noch ne zukunft. heute ist es viel schlimmer!
ich hatte sone pong konsole BSS 01, war cool aber draussen spielen war doch immer besser!
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Kajetan
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Re: Spielkultur in der DDR: Über Computer-Klubs, Stasi-Spitzel, legales Kopien und aufgeblähte Drosseln

Beitrag von Kajetan »

El_ Bitcho hat geschrieben: 28.11.2018 06:45 aber so scheisse wars nicht in der ddr, als kind jedenfalls. da hatte man irgendwie noch ne zukunft. heute ist es viel schlimmer!
Ja, heute hat man die Freiheit selber entscheiden zu dürfen, was für eine Zukunft man für sich haben möchte. Diese Entscheidungsqual gab es früher in der DDR nicht.
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Wulgaru
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Re: Spielkultur in der DDR: Über Computer-Klubs, Stasi-Spitzel, legales Kopien und aufgeblähte Drosseln

Beitrag von Wulgaru »

Eisenherz hat geschrieben: 27.11.2018 18:55
Wulgaru hat geschrieben: 27.11.2018 17:42 Ich meine eher so alternativ-Welt mäßig, wie deren Spiele ausgesehen hätten, welche Genres und Ideen da vielleicht entstanden wären usw. was wäre die sowjetische Antwort auf Doom gewesen. :wink:
Jeder wusste, wie es gemeint war, aber die Zensur konnte nichts dagegen tun, weil man ja nicht beweisen konnte, dass es eben so gemeint war.
Ja, ich habe zum Beispiel auch gerne die Strugatzki-Romane oder die von Lem gelesen, die das sehr geschickt gemacht haben. Deswegen wäre es eben interessant darüber zu spekulieren, ob sich das auf Videospiele ausgeweitet hätte bzw. ob die Ostblock-Spiele sehr viel früher subversiv geworden wären oder es gar eine Kampagne gegen Videospiele gegeben hätte seitens der Staatsparteien.
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Eisenherz
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Re: Spielkultur in der DDR: Über Computer-Klubs, Stasi-Spitzel, legales Kopien und aufgeblähte Drosseln

Beitrag von Eisenherz »

Tja, das werden wir leider (oder zum Glück?) nie erfahren, denn die DDR ging unter, bevor sich grafikfähige Heimcomputer dort etablieren konnten. Aber eine Untergrundszene wäre sehr sicher entstanden, die wohl auch ziemlich sicher das ein oder andere politische Spielchen hervorgebracht hätte.

Vielleicht ein Invaders-Klon, in dem man Erich und das Politbüro abschießen müsste? :mrgreen:
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Freya Nakamichi-47
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Re: Spielkultur in der DDR: Über Computer-Klubs, Stasi-Spitzel, legales Kopien und aufgeblähte Drosseln

Beitrag von Freya Nakamichi-47 »

mellohippo hat geschrieben: 26.11.2018 19:36 Aber einen C64 zu Ostzeiten - das war schon krasser Luxus.
Nicht nur da, auch im Westen. Ein C64 kostete damals 1349 DM, die Floppy 1541 schlug mit der gleichen Summe zu Buche; was der Monitor gekostet hat, weiß ich gar nicht mehr, aber ich meine, es waren auch über 1000 DM. Da war man also mit über 4000 DM dabei, was heute etwa 6000 Euro wären. Also, meine Eltern konnten sich sowas nicht leisten. Ich bin ja damals auf eine Schickimicki-Schule gegangen, nur Rich kiddies unterwegs, die ließen sich die Komplettausstattung von ihren Eltern kaufen. Nee, so reich war mein Elternhaus nicht.

Meine Oma ließ sich irgendwann erwärmen; sie kaufte mir irgendwann einen Atari ST. Damit habe ich dann an der Endrunde des BWI teilgenommen. Das war 1990, also direkt nach dem Mauerfall, und es waren auch einige DDR-Kandidaten dabei. (Erstaunlich viele sogar; ich vermute, das lief über eine Quote. Die "Ossis" haben dann auch in der Regel die Stipendien bekommen.) Es gab also offenbar auch Informatik-Unterricht in der DDR, aber wirklich nur mit sehr rudimentärer Technik. West-Heimcomputer waren vielleicht begehrt, aber verpönt und deshalb kein Schulstoff.

R. I. P. Oma, Dir habe ich meine berufliche Laufbahn zu verdanken!
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Kajetan
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Re: Spielkultur in der DDR: Über Computer-Klubs, Stasi-Spitzel, legales Kopien und aufgeblähte Drosseln

Beitrag von Kajetan »

Freya Nakamichi-47 hat geschrieben: 28.11.2018 11:42 Nicht nur da, auch im Westen. Ein C64 kostete damals 1349 DM, die Floppy 1541 schlug mit der gleichen Summe zu Buche; was der Monitor gekostet hat, weiß ich gar nicht mehr, aber ich meine, es waren auch über 1000 DM. Da war man also mit über 4000 DM dabei, was heute etwa 6000 Euro wären. Also, meine Eltern konnten sich sowas nicht leisten. Ich bin ja damals auf eine Schickimicki-Schule gegangen, nur Rich kiddies unterwegs, die ließen sich die Komplettausstattung von ihren Eltern kaufen. Nee, so reich war mein Elternhaus nicht.
Es gab nur drei Leute in unserer Klasse, die sich einen C64 leisten konnten. Zwei davon haben gejobbt wie die Irren. Einer war Zahnarztssohn. Der Zahnarztssohn hatte auch eines der ersten Floppy-Laufwerke. Am Abend von Tag EIns hat er Castle Wolfenstein (welches über Diskette lief) gestartet. Nach einer durchzockten Nacht hat er sich am nächsten Tag gleich nochmal ein Laufwerk gekauf, weil das erste ruiniert war. Währenddessen wir vergleichsweise armen Schlucker uns mit Text-Adventures auf den CPM-Schulrechnern begnügt haben.

Bis zu dem Tag, an dem ein C64 im Informatik-Raum stand und zwei Monate später die Polizei im Informatik-Raum stand und Rechner beschlagnahmt hat, weil ein Mitschüler dachte, es sei total cool all die C64-Spiele vom German Cracking Service via Kleinanzeige in der Zeitung zum Verkauf anzubieten. Wildwest!!! :)
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Freya Nakamichi-47
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Re: Spielkultur in der DDR: Über Computer-Klubs, Stasi-Spitzel, legales Kopien und aufgeblähte Drosseln

Beitrag von Freya Nakamichi-47 »

Wenn man das den verwöhnten Blagen von heute erzählt, glauben sie das nicht mehr. Ich glaube es ja auch den Großeltern nicht, wenn sie erzählen, Sie hatten Dachhasen und Fensterkitt gefuttert. Den ST und den Moni (monochrom, versteht sich) dazu gab's von der Oma, die Festpladde mußte ich mir selber dazuverdienen. Das waren sechs Wochen, die ganzen Sommerferien, im Supermarkt schuften, davon konnte ich mir dann eine Festpladde mit sa-gen-haf-ten 85 MB Speicher leisten. Kostenpunkt: 1700 DM. Das waren noch Zeiten ...
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Eisenherz
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Re: Spielkultur in der DDR: Über Computer-Klubs, Stasi-Spitzel, legales Kopien und aufgeblähte Drosseln

Beitrag von Eisenherz »

Auch nach der Wende wars im Osten nicht unbedingt fortschrittlich. Noch auf den Schulrechnern meiner Schule lief Ende der 90er nur MS-Dos. Aber wenigstens hatten wir ein Spiel drauf! Test Drive 1! :mrgreen:
Zuletzt geändert von Eisenherz am 28.11.2018 14:24, insgesamt 1-mal geändert.
Gesichtselfmeter
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Re: Spielkultur in der DDR: Über Computer-Klubs, Stasi-Spitzel, legales Kopien und aufgeblähte Drosseln

Beitrag von Gesichtselfmeter »

Achtung Schenkelklopfer: die Computer in der DDR waren weltweit die ersten Geräte mit DDR-Ram und SED-Festplatten :Farben:
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mr archer
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Re: Spielkultur in der DDR: Über Computer-Klubs, Stasi-Spitzel, legales Kopien und aufgeblähte Drosseln

Beitrag von mr archer »

Kajetan hat geschrieben: 28.11.2018 11:54 ...
Ja ja. Ein "Mitschüler".
Kószdy kozow swoju brodu chwali.
[sorbisch] Jeder Ziegenbock lobt seinen Bart.

Meine Texte und Fotos http://brotlos.weebly.com

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Re: Spielkultur in der DDR: Über Computer-Klubs, Stasi-Spitzel, legales Kopien und aufgeblähte Drosseln

Beitrag von Gesichtselfmeter »

Freya Nakamichi-47 hat geschrieben: 28.11.2018 11:42
mellohippo hat geschrieben: 26.11.2018 19:36 Aber einen C64 zu Ostzeiten - das war schon krasser Luxus.
Nicht nur da, auch im Westen. Ein C64 kostete damals 1349 DM, die Floppy 1541 schlug mit der gleichen Summe zu Buche; was der Monitor gekostet hat, weiß ich gar nicht mehr, aber ich meine, es waren auch über 1000 DM. Da war man also mit über 4000 DM dabei, was heute etwa 6000 Euro wären. Also, meine Eltern konnten sich sowas nicht leisten. Ich bin ja damals auf eine Schickimicki-Schule gegangen, nur Rich kiddies unterwegs, die ließen sich die Komplettausstattung von ihren Eltern kaufen. Nee, so reich war mein Elternhaus nicht.

Meine Oma ließ sich irgendwann erwärmen; sie kaufte mir irgendwann einen Atari ST. Damit habe ich dann an der Endrunde des BWI teilgenommen. Das war 1990, also direkt nach dem Mauerfall, und es waren auch einige DDR-Kandidaten dabei. (Erstaunlich viele sogar; ich vermute, das lief über eine Quote. Die "Ossis" haben dann auch in der Regel die Stipendien bekommen.) Es gab also offenbar auch Informatik-Unterricht in der DDR, aber wirklich nur mit sehr rudimentärer Technik. West-Heimcomputer waren vielleicht begehrt, aber verpönt und deshalb kein Schulstoff.

R. I. P. Oma, Dir habe ich meine berufliche Laufbahn zu verdanken!
Häh, ist der so heftig im Preis gefallen? Mein C64 (ca. 1984) hat niemals über 1000DM gekostet. Ich glaube eher sogar knapp unter 500DM ohne Floppy und Datasette. Der Amiga 500 lag glaub ich bei knapp um die 1000DM.
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