Todesglubsch hat geschrieben: ↑05.10.2018 14:06
muecke-the-lietz hat geschrieben: ↑05.10.2018 13:54
Du versuchst hier die ganze Zeit da ne völlig normale juristische Streiterei draus zu machen, die es mMn nicht ist. Zumal der Weg über den Anwalt mMn immer der absolut letzte Ausweg sein sollte und nicht einfach in den blauen Dunst hinein.
1. Es ist eine ganz normale juristische Streiterei.
2. Wenn man irgendwas mit einer großen Firma behandelt, wäre es dämlich KEINEN Anwalt dabei zu haben.
3. Wir wissen nicht, ob es bereits vorher Versuche gab, den Vertrag neu auszuhandeln. Wir ziehen unsere Infos rein aus diesen Pressemeldungen.
und
4. Die Frage ist weiterhin ob das ganze nach polnischen Gesetz rechtens ist - nicht, ob der Mann ein Arschloch ist oder nicht.
Hey, das mit dem Arschloch kam nicht von mir. Das würde ich mir nie erdreisten, jemanden so zu bezeichnen.
Desweiteren - natürlich ist es beinahe notwendig einen Anwalt oder einen Berater dabei zu haben, wenn man mit einer großen Firma verhandelt.
Darum geht es hier doch aber nicht. Er verhandelt ja nicht, er klagt. Das halte ich für falsch. Er geht den Weg nicht mit seinem Anwalt, sondern über seinen Anwalt.
Zu drittens habe ich in meinem letzten Post bereits was geschrieben. Bitte nochmal lesen. Habe keine Lust, diese Diskussion ewig auszudehnen, nur weil absichtlich oder unabsichtlich bestimmte Aussagen der einzelnen Diskussionsteilnehmer überlesen werden und im schlimmsten Falle aneinander vorbei geredet wird.
Zu erstens - nein. Eine solche Klage in so einer Situation ist exotisch. Natürlich ist die Klage an sich normal, und der Grund, aus einem Handel mehr rauszukriegen, eines der ältesten Motive der Menschheit.
Aber hier wird geklagt, obwohl beide Seiten ihre Vertragspflichten schon vor einem JAHRZEHNT erfüllt haben. Zu dem damaligen Zeitpunkt wurde S. nicht über den Tisch gezogen, zumal CDP damals ja auch noch ein ganz kleines Licht waren. Und dass die Reihe über die Jahre extrem gewachsen ist, kann man nicht erst seit 2015 beobachten. Schon der zweite Teil war ein Erfolg. Wenn man nicht komplett hinterm Mond lebt, hätte man das sehen MÜSSEN. Zumal ja auch die Buchverkäufe wie durch Zauberhand sprunghaft angestiegen sind, und die Buchreihe mittlerweile international vertrieben wird.
Wäre S. hier wirklich in irgendeiner Form im Recht, und wäre tatsächlich am Erfolg dieser Reihe interessiert, hätte er schon vor Jahren neu verhandeln können und mMn auch müssen.
Aber heutzutage, eine halbe Ewigkeit nach dem Abschluss der Urheberrechtsvertrages zu kommen, ist entweder ne Luftnummer oder hochgradig kalkuliert, gerade in dem Augenblick zu kommen, wo die Summe am höchsten ist, die man mit so einer Klage raus schlagen kann, da nicht mehr zu erwarten ist, dass aus Teil 3 noch mehr raus zu holen ist, und ein neuer Titel in den Startlöchern steht.
Ich kenne Urheberwegelagerei, wo Firmen sich darauf spezialisieren, Patente einzureichen, die sie zwar nie umsetzen, aber dann zuschlagen, wenn es zufällig jemand anderes tut, und da wird auch immer gewartet, bis die Summe am höchsten ist. Oft werden diese Patente auch gerade so allgemein gehalten, dass es beim Patentamt zwar durchgeht, aber eben auch jeden treffen kann, der in dieser Richtung was macht siehe Bewegungssteuerung, virtuelle Realität mit Bewegungssteuerung, Konsole mit Dockingstation, etc.
Ich kenne auch Vertragsanfechtungen, wo Künstler wirklich aus einer komplett schwachen Situation heraus mit einem extrem starken Label Knebelverträge abgeschlossen haben, die zwar rechtswidrig sind, gegen die man aber erst Jahre später vorgehen kann, weil einem dann erst die finanziellen Mittel zur Verfügung stehen, um entweder den Vertrag umzuschreiben, oder sich raus zu kaufen.
All das ist bekannt, und auch immer nachvollziehbar. So eine Situation besteht hier allerdings überhaupt nicht. S. klagt ins Blaue rein, und hofft auf eine außergerichtliche Einigung, da keine der beiden Seiten Lust hat, auf einen schmutzigen und langwierigen Streit vor Gericht. Aber ein bisschen hoffe ich, dass es CDPR drauf ankommen lässt, denn S. versucht hier ein Geschäft zweimal zu machen, mit ein und demselben Vertragspartner.
Wenn ich ein Auto für 3000 € verkaufe, und der neue Besitzer verkauft dieses Auto aus irgendeinem Grund Jahre später für 50.000 €, weil sich heraus stellt, dass das irgendein seltenes Sammlerstück ist, dann habe ich Pech gehabt.
Etwas anderes wäre es, wenn ich aus irgendeinem Grund gezwungen wäre, durch Erpressung oder was weiß ich, dem Händler das Auto komplett unter Wert zu verkaufen, und dieser veräußert das dann für eine horrende Summe, welche ihm vorher bekannt war, dann ist es Unrecht. Im Einzelfall vielleicht nicht juristisch, aber doch zumindest moralisch.
Und im Falle Sapkowskis liegt eigentlich der erste Fall vor.
Doch er fühlt sich scheinbar betrogen, obwohl er sich eigentlich nur ärgern dürfte. Denn wie in meinem ersten Beispiel konnte keine der beiden Seiten zum Zeitpunkt des Vertrages wissen, was die Sache bzw. die immaterielle Sache eigentlich Wert ist.
Es ist das klassische Pech, was jedem passieren kann, der in seinem Leben mal Geschäfte macht. Hier wurde nichts wissentlich unter Wert gekauft oder verkauft. Und als Trostpreis gibt es für S. halt die internationalen Verkäufe seiner Buchreihe und die Netflix Serie, aus deren Erlösen er sich sicherlich auch ein schönes Leben machen kann, und die es ohne die Spiele nie gegeben hätte. Er hat eigentlich gewonnen, gibt sich aber als Verlierer. Aus Gier. Und sowas mag ich nicht.
@xKepler-186f
Die Spiele würden ohne die Bücher gar nicht existieren. Wahrscheinlich würde es CDPR gar nicht geben, denn es war ja die Liebe zu der Buchreihe, welche die Leute dazu gebracht hat, die Firma zu gründen. Und es war die Liebe zu den Büchern und den Charakteren, welche die Macher nachweislich angespornt hat, Spiele zu machen, welche den Büchern würdig sind. Und die Welt und die Charaktere der Witcher Buch Reihe gehören mit zum interessantesten und glaubwürdigsten, was die Fantasy Welt zu bieten hat. Die Qualität der Geschichten mMn aber leider nicht, aber das trägt ja nichts zur Sache bei.
Fakt ist. Die The Witcher Spielereihe hat mehr als nur von den Büchern profitiert. Sie würde ohne überhaupt nicht existieren.
Aber nur weil man eine tolle Vorlage hat, heißt das ja nicht, dass die Spiele automatisch gut werden. Das beweisen die unheimlich vielen Lizenzprodukte. Man kann an der Stelle einfach mal die Kreativarbeit von CDPR loben, ohne die Leistung von Sapkowski zu schmälern, auch wenn ich seine Bücher zwar liebe, sie aber auch nicht gänzlich ohne Schwächen sind.
CDPR sind mittlerweile ein mehr als fähiges Team, welches sicherlich auch außerhalb der Hexer Reihe Erfolg haben wird. Mit CP2077 sind sie ja gerade dabei, sich zu emanzipieren. Aber ohne die Hexer Buchreihe wären sie nicht da, wo sie heute sind.