Mass Effect: Ehemaliger Bioware-Autor äußert Bedenken zur Amazon-Serie

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Bachstail
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Re: Mass Effect: Ehemaliger Bioware-Autor äußert Bedenken zur Amazon-Serie

Beitrag von Bachstail »

Ryan2k6 (4p Reboot ist d00f!) hat geschrieben: 01.12.2021 13:52 Zwei Einwürfe:
Es sind keine Frauen. Es sind Asari, die für uns weiblich aussehende Körper haben. Frauen/Männer, sowas gibts da nicht.
Das stimmt an sich aber es sind dennoch Frauen, da sie eben weibliche Körpermerkmale besitzen und im Spiel als Frauen bezeichnet werden.

Das Konzept von Mann und Frau gibt es dort aber in der Tat nicht, deswegen können Asari ja auch Väter sein.
Was mich immer gewundert hat, wenn sie mit jeder Rasse Nachwuchs produzieren können, was sind das dann? Asari? Kreuzungen? Sind die dann ebenfalls geschlechtslos? Ich stelle mir grad ne Kreuzung aus Asari und Hanar vor. Oder eine Mischung mit Elcor.
Das wird im Spiel erklärt :

Es sind genetische Kreuzungen, die aussehen wie Asari.

Es sind letztlich Asari-Kinder mit den genetischen Vorteilen der jeweils anderen Rasse, deswegen gilt bei den Asari eine Partnerschaft bestehend aus zwei Asari als unrein und verpöhnt, denn zeugen zwei Asari ein Kind, gibt es da keine genetischen Vorteile.

Ein Partner einer anderen Rasse jedoch bringt seine genetischen Vorteile mit, ein kroganischer Partner würde zum Beispiel seine genetische Stärke auf die Asari-Kinder übertragen und ein salarianischer Partner vermutlich die Vorliebe für Wissenschaft und Experimente und so weiter.
johndoe711686
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Re: Mass Effect: Ehemaliger Bioware-Autor äußert Bedenken zur Amazon-Serie

Beitrag von johndoe711686 »

Schon nett, wenn von dem Partner nur die Vorteile übernommen werden, aber nicht die schiefe Nase oder die ungeraden Beine. :D

PS:
Bachstail hat geschrieben: 02.12.2021 09:59 Das stimmt an sich aber es sind dennoch Frauen, da sie eben weibliche Körpermerkmale besitzen und im Spiel als Frauen bezeichnet werden.
So einfach ist es eben nicht. Brüste sind ja keine weiblichen Körpermerkmale, ich habe auch welche.

Dazu:
There is some conflicting information regarding the gender of the asari. Asari are a mono-gendered species with no concept of gender differences. According to Liara, "male and female have no real meaning for us," and, if asked, says that she is "not precisely a woman." At the same time, asari are often viewed as an all-female race, including by the Codex and by the Galactic Codex: Essentials Edition 2183. To humans at least, asari appear female with feminine physical characteristics and voices. Even among the asari, many individual asari are referred to as “she” and “her“ but some asari prefer male pronouns, while others gravitate toward gender-neutral where language allows. Asari also bear feminine titles like “huntress” and “matriarch” and asari offspring are referred to as “daughters“, however the asari may have chosen feminine pronouns to simplify language translations.
Zuletzt geändert von johndoe711686 am 02.12.2021 12:23, insgesamt 2-mal geändert.
listrahtes
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Re: Mass Effect: Ehemaliger Bioware-Autor äußert Bedenken zur Amazon-Serie

Beitrag von listrahtes »

RyanDerPinguin hat geschrieben: 02.12.2021 12:18
So einfach ist es eben nicht. Brüste sind ja keine weiblichen Körpermerkmale, ich habe auch welche.
What? Das sind jetzt aber sprachliche Spielereien. Die männliche Brust gilt im Gegensatz zur weiblichen nicht als sekündäres Geschlechtsmerkmal eben da biologie eine Frau darauf nicht fokussiert. Wenn wir also von Brüsten als sexuelles Merkmal sprechen ist das immer die weibliche. Alles andere ist Wortklauberei ohne Kontext.
johndoe711686
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Re: Mass Effect: Ehemaliger Bioware-Autor äußert Bedenken zur Amazon-Serie

Beitrag von johndoe711686 »

Du bist dir sicher, dass die voluminöse und bei Bedarf tanzende Brust eines Dwayne Johnson kein sekundäres Geschlechtsmerkmal ist für Frauen? Wäre ich nicht so sicher. :D
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ZombieDev
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Re: Mass Effect: Ehemaliger Bioware-Autor äußert Bedenken zur Amazon-Serie

Beitrag von ZombieDev »

Ich persönlich finde es nicht schlimm, dass sich der Zeitgeist ändert, im Gegenteil.

Mich stört nur, wie Kreativschaffende sich oft unreflektiert an diesem Zeitgeist anbiedern und ihre eigene Kreativtität und ihr eigenes reflektiertes Denken über Bord werfen und anfangen sich Standards anzupassen nur weil es eben ALLE machen und man gerne Teil dieser "erhabenen" Gesellschaft sein möchte. Für mich ist Kunst aber immer auch etwas gesellschaftskritisches. In früheren Zeiten, in der konservative Intolerante die Nase rümpften, wenn Homosexuelle sich verliebten und zusammen sein wollten, waren gerade Kunstwerke, Filme, Bücher, etc. die die Schönheit homosexueller Liebe zeigten, avantgardistisch, geradezu rebellischer Natur, die dem herrschenden Zeitgeist auf die Füße trat.

Heute hingegen sehen viele Kunstschaffende oft kaum noch ihr Wirken darin avantgardistisch zu sein, sondern viel mehr ihrem "virtue signaling" zu frönen und dabei nur vermeintlichen den sog. "Intoleranten" auf die Füße zu treten. Anstelle aber wie früher nach oben zu treten, die Reichen und Mächtigen zu kritisieren, tritt man heute immer mehr und viel lieber nach unten. Man hat sich eben im Kapitalismus gut eingerichtet, weshalb man es auch tunlichst vermeidet, diesen zu kritisieren oder deren Probleme alzu offen zu thematisieren. Man will ja keine potenziellen Investoren verschrecken, die sich auf den Schlips getreten fühlen. Da ist die einfache Mehrheitsgesellschaft natürlich ein besseres Ziel. Aus einer Elitenposition auf die Armen, die Mittellosen, den vermeintlich bösen Pöbel loszugehen, ist eben viel einfacher und bequemer, als sich mit denen anzulegen, die den eigenen Lebensstandard finanzieren.

Aber abgesehen davon, dass diese Problematik so tragisch wie spannend ist:

Was hat das jetzt alles mit der Aussage von "David Gaider" zu tun? Er hat doch eigentlich nur gesagt, dass es schwierig wird, einen Film/eine Serie über einen Protagonisten zu machen, der im Videospiel durch den menschlichen Spieler mit Leben und Persönlichkeit befüllt wird?

Der Einwand ist natürlich so richtig, wie belanglos mMn. Man kann ja 1000 Sachen mit der "Mass Effect" IP machen. Man kann die Serie vor der Shepard-Trilogie ansiedeln(Erstkontaktkrieg z.B.), man kann die Serie nach ME3 ansiedeln. Man kann sie WÄHREND ME3 ansiedeln. Oder irgendwo dazwischen. Eine Serie mit Liara als Shadow Brokerin wäre auch spannend. Es gibt wie gesagt unendlich viele Möglichkeiten.

"David Gaider" klingt, als wenn er davon ausgeht, dass es keine andere Möglichkeit gäbe, als Shepard zum Protagonisten zu machen. Ich verstehe aber nicht, wieso er davon ausgeht...?
Zuletzt geändert von ZombieDev am 13.12.2021 10:13, insgesamt 1-mal geändert.
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Kajetan
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Re: Mass Effect: Ehemaliger Bioware-Autor äußert Bedenken zur Amazon-Serie

Beitrag von Kajetan »

ZombieDev hat geschrieben: 13.12.2021 10:07 Mich stört nur, wie Kreativschaffende sich oft unreflektiert an diesem Zeitgeist anbiedern und ihre eigene Kreativtität und ihr eigenes reflektiertes Denken über Bord werfen und anfangen sich Standards anzupassen nur weil es eben ALLE machen und man gerne Teil dieser "erhabenen" Gesellschaft sein möchte.
Das hat oft genug einen ganz simplen Grund: Auch Kreative wollen etwas zu Essen und ein Dach über dem Kopf haben. Also wird das erschaffen, von dem man glaubt, dass es viele so haben wollen. Das war schon vor 100 Jahren so, das wird in 100 Jahren noch so sein. Zumindest, solange wir in einer Gesellschaft leben, wo man Geld für den Lebensunterhalt verdienen muss.
Für mich ist Kunst aber immer auch etwas gesellschaftskritisches. In früheren Zeiten, in der konservative Intolerante die Nase rümpften, wenn Homosexuelle sich verliebten und zusammen sein wollten, waren gerade Kunstwerke, Filme, Bücher, etc. die die Schönheit homosexueller Liebe zeigten, avantgardistisch, geradezu rebellischer Natur, die dem herrschenden Zeitgeist auf die Füße trat.
Kunst kann das alles sein, muss aber nicht. Auch muss man berücksichtigen, dass der Kunst, die provokativ sein soll, dummerweise viele Themen abhanden gekommen sind, weil etliche provokativen Themen von Einst heute gesellschaftliche Norm sind. Kunst muss heute andere Themen besetzen, wenn sie aufregen soll. Was umso schwieriger ist, je breiter die Akzeptanzbereitschaft in einer Gesellschaft ist. Was ja GUT ist. Denn ich lebe lieber in einer solchen Gesellschaft, als mit provokanter Kunst von einer solchen zu träumen :)

Mit was will man als Künstler heute noch provozieren, wenn die meisten Menschen einem zustimmen, dass Sache X nicht gut ist und das Problem gelöst werden sollte?

Und dann muss man sich die Frage stellen ... provoziert man, um Mißstände anzuprangern oder ist Provokation nur noch hohler Selbstzweck, Hauptsache es knallt geil und man erzeugt Aufmerksamkeit, um den Preis des Kunstwerks steigern zu können?

Abgesehen davon, "Mass Effect" ist keine Kunst, sondern rein kommerziell motiviertes Gebrauchsdesign, mit dem möglichst viel Umsatz zur großen Freude der Investoren erzielt werden soll. Gerade dort versucht man IMMER den jeweiligen Zeitgeist so umfassend wie möglich zu treffen, um möglichst viele Konsumenten erreichen zu können.
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ZombieDev
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Re: Mass Effect: Ehemaliger Bioware-Autor äußert Bedenken zur Amazon-Serie

Beitrag von ZombieDev »

Kajetan hat geschrieben: 13.12.2021 10:42 Das hat oft genug einen ganz simplen Grund: Auch Kreative wollen etwas zu Essen und ein Dach über dem Kopf haben.
Ich denke, dass kann man auch ohne sich auf Gedeih und Verderb dem Zeitgeist anzuschließen. Man mag es kaum glauben, aber z.B. auch ein Uwe Boll nagt jetzt nicht gerade am Hungertuch.

Ich glaube es geht vielen Kunstschaffenden weniger um elementare Bedürfnisse, sondern viel mehr um Status und Prestige. Es gibt natürlich auch leider viele Kunstschaffende, die von ihrer Kunst nicht leben können. Aber das lässt sich mMn nicht einfach darauf zurückzuführen, dass sie sich nicht dem Zeitgeist anschließen.

Im Gegenteil: Durch Internet, Patreon, Crowdfunding, Youtube, etc. ist es heute viel leichter, finanziell unabhängig zu werden und die Kunst zu machen, die man machen möchte.
Kajetan hat geschrieben: 13.12.2021 10:42 Also wird das erschaffen, von dem man glaubt, dass es viele so haben wollen. Das war schon vor 100 Jahren so, das wird in 100 Jahren noch so sein.
Aber hier ist doch der Knachpunkt: WOLLEN die meisten Menschen das wirklich? Mein Eindruck ist eher, dass sich eine elitäre Film-Gesellschaft herausbildet, die sich gegenseitig bestätigt, sich aber recht wenig dafür interessiert, ob die Menschen, die ihre Filme schauen sollen, auch wirklich diese Inhalte mögen und brauchen. EInfach gesagt: Viele Menschen schauen Marvel-Filme weil sie unterhaltsam sind und dabei ist es wahrscheinlich vielen egal, ob der Cast nun divers ist oder nicht. Feiern tut man sich dafür aber in entsprechenden Kreisen trotzdem. Klassisches Entfremden vom eigenen Klientel eben. Sieht man ja in der Videospielbranche auch.

Es fällt eben mMn auf, dass in allen Medien angefangen wird, Repräsentationen um der Repräsentation willen, einzubaue , selbst wenn das gar nicht zur künstlerischen Vision, zum Universum oder den eigentlichen Charakteren passt. Stichwort "Tokenism". Ich schaue mir auch gerne auch feministische Filme an, Filme in denen es um die Probleme der verarmten schwarzen Bevölkerung geht, oder einfach Filme bei denen es diverse Charaktere gibt, die ihre eigenen kreativen Ideen haben, die auf sie als Charakter zugeschnitten sind. Damit hab ich absolut kein Problem.

Ein Problem bekomme ich immer erst dann, wenn ich das Gefühl bekomme, dass Checklisten abgearbeitet werden oder das "virtue signaling" betrieben wird, das auf Kosten künstlerischer Visionen gehen. Wenn es Kunstschaffenden wichtiger wird zu sagen: "Schaut mal, unser Film/Spiel/etc. ist divers. Wir haben XYZ repräsentiert und auch eine(n) ABC haben wir und auch ein(e) 123!" als sich zu überlegen ob XYZ, ABC und 123 überhaupt zu ihrer Welt und ihrem Universum passen. dann befremdet mich das persönlich einfach ziemlich.
Kajetan hat geschrieben: 13.12.2021 10:42Mit was will man als Künstler heute noch provozieren, wenn die meisten Menschen einem zustimmen, dass Sache X nicht gut ist und das Problem gelöst werden sollte?
Wir leben sicher nicht in einer Welt in der sich die Menschen in allen Problemen einig sind und im Grund einfach alle immer nur zustimmen. Du hast natürlich in sofern absolut recht, dass man mit Klassikern, wie etwa homsexuellen Beziehungen oder nackter Haut heute keine Skandale mehr produzieren kann. Wir sind da schon ein gutes Stück vorangekommen. Und das ist auch gut so!

Aber man kann heute noch genug provozieren und Menschen aufrütteln. Man kann z.B. von Uwe Boll halten was man will, ich mag auch nicht alle seiner Filme, aber anders als das weichgespülte Hollywood versucht Boll zumindest thematisch kontroverse Themen zu beleuchten, auch wenn das nicht allen gefällt und auch wenn Boll sicher kein Garant für hochwertige Filme ist. Aber er selbst bekommt es ja zu spüren, wie wenig die etablierte Elite von seine Art Filme zu machen hält.

Ich denke einfach, dass weichgespülte Unterhaltung schlicht viel bequemer und prestigeträchtiger ist, als sich zu überlegen, wo man in unserer Gesellschaft den Finger in die Wunde legen könnte.
Zuletzt geändert von ZombieDev am 13.12.2021 11:12, insgesamt 1-mal geändert.
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Kajetan
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Re: Mass Effect: Ehemaliger Bioware-Autor äußert Bedenken zur Amazon-Serie

Beitrag von Kajetan »

ZombieDev hat geschrieben: 13.12.2021 11:06 Aber hier ist doch der Knachpunkt: WOLLEN die meisten Menschen das wirklich?
Gesellschaftliche Veränderungen finden statt, sobald genügend (!) Menschen diese Veränderung ausdrücklich wollen. Dann wird diese Veränderung der neue Standard und man denkt nicht mehr darüber nach. Weil dann ist es halt so. Bis sich wieder die nächste Veränderung ergibt.
Mein Eindruck ist eher, dass sich eine elitäre Film-Gesellschaft herausbildet, die sich gegenseitig bestätigt, sich aber recht wenig dafür interessiert, ob die Menschen, die ihre Filme schauen sollen, sich wirklich dafür interessieren.
Dein Eindruck täuscht. Was Du aber meinst, dass sind die üblichen akademischen Kreise, wo man schon immer gerne den Elfenbeinturm, in dem man lebt, mit der Wirklichkeit verwechselt. Simples Filterblasen-Phänomen. Da werden haufenweise Art House-Filme für den intelektuellen Circle Jerk gedreht. Für sich selbst. Um sich selbst auf die Schultern zu klopfen, wei geil man doch ist. Zum Glück sind aber nicht alle so :)

Casting-Choices und so Sachen bei Kommerz-Angeboten dienen aber wirklich nur rein kommerziellen Aspekten. Wie besetzt man Rollen so, dass möglichst viele Menschen angesprochen werden? In Hollywood hat man das z.B. lange Jahre mit den Blaxploitation-Filmen gemacht, wo man zwar das Geld der Schwarzen haben wollte, aber sich noch nicht traute Mainstream-Filme prominent mit dunkelhäutigen Schauspielern zu besetzen. Also wurden Filme speziell für das schwarze Publikum gedreht. Wo sie in Kinos in schwarzen Wohnviertel liefen. Gelebte Rassentrennung. Heute kräht kaum noch ein Hahn wegen Idris Elba oder Samuel Jackson. Und als Chadwick Boseman starb, waren viele betroffen und berührt. Nicht, weil er schwarz war, sondern weil er als Schauspieler enorm populär war.

Übrigens, es gibt in den USA eine blühende Filmwirtschaft abseits von Hollywood, wo Filme für die Leute im Rust Belt gedreht werden. Das Äquivalent zu Blaxploitation-Movies: Filme für den White Trash, für die dort immer noch üblichen großen Autokinos. Da wird dann auch auf der Leinwand eine Parallelgesellschaft gelebt, wo die Dinge einfach, schlicht, patriotisch und ziemlich weiß sind. Da rümpft dann der intellele City-Bewohner der Ost- und Westküste seine Nase über den Pöbel der Zentral-USA und der Pöbel provoziert die Küstenbewohner durch seine bewusst gelebte Rückwärtsgewandheit und ich differenziere hier gerade kein Stück :)
Ein Problem bekomme ich immer erst dann, wenn ich das Gefühl bekomme, dass Checklisten abgearbeitet werden oder das "virtue signaling" betrieben wird, das auf Kosten künstlerischer Vision geht. Wenn es Kunstschaffenden wichtiger wird zu sagen: "Schaut mal, unser Film/Spiel/etc. ist divers. Wir haben XYZ repräsentiert und auch eine(n) ABC haben wir und auch ein(e) 123!" Das befremdet mich persönlich einfach ziemlich.
Auch das ist nichts neues. Ist Dir früher nur nicht aufgefallen, weil Du mit dem früher propagierten Status als Normalzustand aufgewachsen bist. Es fällt Dir jetzt auf, weil es noch ungewohnt ist. Wird in einer Generation, in 30 Jahren keinen mehr kümmern.
Man kann z.B. von Uwe Boll halten was man will, ich mag auch nicht alle seiner Filme, aber anders als das weichgespülte Hollywood versucht Boll zumindest thematisch kontroverse Themen zu beleuchten, auch wenn das nicht allen gefällt.
Boll provoziert nicht durch seine Themenwahl, sondern durch seine filmschaffende Inkompetenz und seine Weigerung anzuerkennen, dass er eben NICHT der geile Filmrebell ist, der er glaubt zu sein.

Ansonsten ... ja, es gibt weiterhin genug Themen, mit denen man provozieren kann. Und sei es nur dem Bürgertum den Spiegel vorhalten und aufzuzeigen, wieviel Doppelmoral und Verlogenheit hier immer noch herrschen. Denn das funktioniert IMMER, weil es weiterhin genug Menschen gibt, die sich gerne mit z.B. Toleranz und Weltoffenheit und HachHuch schmücken, in Wirklichkeit aber weiterhin egoistische Ärsche sind, die nur auf den eigenen Vorteil bedacht sind. Ich kenne jemand, der gibt tatsächlich mit seinen "Flüchtlings"-Freunden an, weil ihn das total weltoffen erscheinen lässt. Dass diese Menschen für ihn aber nur Werkzeug zur Selbstbeweihräucherung sind ... will er aus naheliegenden Gründen nicht hören.
Ich denke einfach, dass weichgespülter Unterhaltung bequemer ist, als sich zu überlegen, wo man in unserer Gesellschaft den Finger in die Wunde legen könnte.
Keine Frage. Ersteres bezahlt die Rechnungen und man hat genug Zeit für Familie und Freunde. Letzteres ist mühselig, anstrengend und man betreibt auch im privaten Umfeld Raubbau, wenn da niemand ist, der einen 300%ig unterstützt.

Abschliessend ... ich kann schon nachvollziehen, warum so ein von Dir beschriebener Eindruck entstehen kann. Oft genug ist das wirklich nur eine rein kommerziell motivierte Entscheidung. Gerade WEIL sich die Gesellschaft ständig wandelt. Da braucht man keine Sorge haben, unbewusst in ein virtuelles Umerziehungslager gesteckt zu werden. Dafür haben wir schliesslich die ganz normale Werbung, die uns einredet Dinge zu brauchen, die wir kein Stück brauchen :)
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