Guten Tag,
normalerweise verfolge ich Debatten in 4players-Foren als stiller Leser, hier möchte ich mich jedoch einklinken.
Zunächst: "Betroffen" bin ich selbst, nicht im eigentlichen Sinn, eher im Sinne, dass es mich als Randgruppenmitglied betrifft. Und ich kann beide Seite (nehmen wir jetzt mal SethSteiner und Yoshi88 als zwei Pole) sehr gut verstehen:
Zunächst: Ich konnte mich selbst kaum an die Szene errinnern, habe sie aber wohl mit eingem Augenrollen zur Kenntnis genommen und kann auch verstehen, dass man sich an ihr anstößt. Immerhin spielt sie mit Klischees, die aber in schwacher Form durchaus auch in der realen Welt vorkommen. Dass 18-Jährige (also +/- - Persona Alter) auf Schwulenseiten von älteren Semestern angebaggert werden kommt genauso vor, wie die Paradiesvögel. Beides sind aber nur ein Farbtupferl auf einer unendlich facettenreichen Palette, die vom "Heterolike" bis zum besagten Paradiesvogel alles abbildet. Diese viele Varianten lässt man außen vor zwecks Komplexitätsreduktion, von daher kann ich den Ärger darüber nachvollziehen, würde aber mehr Sachlichkeit anmahnen.
Gleichwohl kann ich die andere Seite verstehen: Der Kampf um soziale Gerechtigkeit ist in seiner Reinheit extrem edel, wird aber meiner Meinung nach oft sehr irrational geführt. Ich wurde auch schon als Rassist beschimpft, weil ich einem eher links gerichteten Freund eine doch recht konservative Ansicht präsentiert habe, die sicherlich diskussionswürdig, aber keinesfalls fremdenfeindlich war. Im Gegenteil: Ich finde Menschen aller Kulturen interessant und ich freue mich stets von ihnen und ihren Bräuchen zu lernen. Man muss aufpassen, dass man nicht zu sehr generalisiert und man so etwas unbeholfene oder auch unreflektierte Aussagen mit wirklich feindlichen Aussagen in einen Topf schmeißt. Wer überall Rassissten sieht, wird die wahren Feinde einer offenen Gesellschaft kaum noch zu erkennen wissen. Natürlich gibt es gefährliche Grauzonen, umso wichtiger bleibt eine gute Trennschärfe.
Zudem sollte die Zensur immer das letzte Mittel einer Demokratie sein, denn sie ist ein äußerst scharfes Schwert. Nutzt man sie zu häufig, braucht man sich über Kolleteralschäden und den daraus resultierenden Unmut nicht zu wundern. Die unreflektierten Aussagen à la "Stellt euch nicht so an", möchte ich hier aber explizit nicht verteidigen: Diese lassen Takt und Empathie vermissen.
Nochmal: Ich verstehe beide Punkte, kann sie in Teilen sehr wohl nachvollziehen, aber denke, dass die goldene Mitte, wie immer, in ihr selbst liegt.